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Der italienische Geliebte (German Edition)

Der italienische Geliebte (German Edition)

Titel: Der italienische Geliebte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Moment zu bemerken, dass Rebecca ihren Mantel anzog. »Du gehst doch nicht schon, Rebecca?«, fragte er. »Ich dachte, wir könnten zusammen essen.«  
    »Ich kann leider nicht. Ich bin verabredet. Aber es war schön, mit dir zu reden, Milo. Grüße Mona von mir.«  
    Sie bot ihm die Wange zum Kuss, gab Godfrey Warburton die Hand und ging.  
    Draußen auf der Straße dachte sie, dass Milo sie nicht ein Mal nach ihrem Leben gefragt hatte. Früher hätte sie das tief gekränkt; jetzt amüsierte es sie. Sie wünschte ihm alles Gute, aber sie hatte das Gefühl, gerade noch einmal davongekommen zu sein.  
    Die Anfangszeilen eines Shakespeare-Gedichts kamen ihr in den Sinn: Fürchte nicht mehr Sonnenglut, noch des grimmen Winters Droh’n … Und das letzte Zeilenpaar, niederschmetternd in seiner gnadenlosen Ehrlichkeit: Knab’ und Jungfrau goldgehaart, zu des Bettlers Staub gepaart.  

17
     
    Freddie fand eine Arbeit , sechs Stunden in der Woche, bei einer Frau namens Mrs. Mayer. Renate – sie bat Freddie, sie beim Vornamen zu nennen – wohnte auf dem Land, in Richtung Beaulieu Heath. Mit dem Rad war es eine ziemlich lange Fahrt, aber das hatte seine Vorteile. Lewis kannte Mrs. Mayer nicht und ebenso wenig kannten sie Lewis’ Freunde. Freddie erzählte Lewis, Mrs. Mayer sei eine Freundin, sie tränken zusammen Kaffee und unterhielten sich dabei. Das stimmte auch. Sie verriet ihm allerdings nicht, dass sie an den zwei Vormittagen in der Woche, die sie bei Mrs. Mayer war, Böden wischte, Badezimmer und Küche putzte und das Mittagessen kochte. Sie erzählte ihm auch nicht, dass sie von den zehn Schillingen, die sie jede Woche verdiente, sein Abendessen bezahlte. Lewis fragte nicht, woher sie das Geld für das Essen nahm, weil Lewis keine Ahnung hatte, was Lebensmittel kosteten. Er hatte in seinem Leben nie gekocht und war vom Internat über die Marine bis in die Ehe ununterbrochen von anderen versorgt worden.  
    Renate Mayer war Ende siebzig und verwitwet. Ihr Mann war Universitätslehrer gewesen, Professor der Chemie. Sie hatten nie Kinder gehabt, und vor dem Krieg, bevor Renate krank geworden war, große Reisen unternommen. Renates Haus war ein moderner Bau, hell und luftig, mit riesigen Fenstern und einem Balkon vor dem großen Schlafzimmer, das nach hinten zum Garten lag. Es gab keine Vorhänge, nur Jalousien in Creme und Grau, und keine großen Teppiche. Auf den Böden, teils aus Holz, teils gefliest, lagen verstreut kleine Läufer in dunklen Rot-, Braun- und Grautönen, eindrucksvoll gestaltet. Neben den offenen Kaminen und auf der Treppe standen große bauchige Töpfe, anthrazitgrau mit eingeritzten geometrischen Mustern und erdfarbene, sanft schimmernd glasierte Teller. Die Vasen und Teller stammten aus der Werkstatt von Bernard Leach, erklärte ihr Renate. Freddie staubte sie zweimal in der Woche ab.  
    An den Wänden des Hauses hingen Fotografien und Gemälde – ein abstraktes Ölbild in Schattierungen von Grün und Türkis, dramatisch akzentuiert mit orangefarbenen Lichtern, und ein Akt in Schwarz-Weiß, ein kontrastreiches Zusammenspiel weicher Rundungen und harter Schatten. Freddie erwähnte, dass sie Max Fischer kannte, worauf Renate erzählte, sie sei ihm einmal in einer Galerie begegnet und bewundere seine Arbeit. Danach waren sie Freundinnen.  
    Renate litt an einer rheumatischen Erkrankung. Manchmal plagte sie sich noch um neun Uhr, wenn Freddie kam, mit dem beschwerlichen Prozess des Aufstehens ab. An schlechten Tagen konnte sie zum Ankleiden eine Stunde brauchen. Sie wollte keine Hilfe, zog es vor, allein zurechtzukommen, aber sie freute sich, wenn Freddie sich mit ihr unterhielt, während sie mühsam eine geschwollene Hand durch den Ärmel kämpfte oder einen Knopf zumachte.  
    In diesem Winter schlug der Regen in Schwaden an das Panoramafenster von Renate Mayers Haus. Die hohen Bäume im Garten, die schwarzen Wipfel vom Wind gepeitscht, verschwammen hinter Wassermassen. An ihren schlechten Tagen saß Renate bucklig in einem Sessel, die verkrümmten Hände im Schoß, während ihr Blick hin und wieder zum Fenster flog, als fürchtete sie, dort lauere etwas auf sie. Wenn Freddie merkte, dass Renate zum Reden zu müde war, tat sie schweigend ihre Arbeit, fegte, wischte, staubte, mit ihrem Tuch den glatten, runden Konturen folgend, die Vasen ab. Sie war gern in Renates Haus. Es war so friedlich. Licht und Weite und die schlichte Schönheit der Dinge erzeugten eine Stimmung heiterer Ruhe,

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