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Der italienische Geliebte (German Edition)

Der italienische Geliebte (German Edition)

Titel: Der italienische Geliebte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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langmütiges Gesicht hätte anschauen müssen – der arme alte Lewis hat wieder mal alles in den Sand gesetzt?«  
    Sie sagte zornig: »Hast du die Werft abgebrannt, Lewis?«  
    »Hör auf, Freddie. Lass mich einfach in Ruhe.« Er zog eine Packung Senior Service aus der Tasche, schüttelte eine Zigarette heraus und steckte sie zwischen die Lippen.  
    »Du musst mir die Wahrheit sagen.« Sie hatte die Hände zu Fäusten geballt. »Du musst es mir sagen. Wir müssen einander vertrauen können.«  
    »Vertrauen?« Er drehte den Kopf, um sie anzusehen. »Vertraust du mir denn, Freddie? Mal ganz ehrlich.«  
    Sie konnte ihm nicht antworten.  
    »Na bitte«, sagte er nur.  
    »Hast du den Leuten von der Versicherung gesagt, dass du an dem Abend noch mal weg warst? Lewis! Hast du es ihnen gesagt?«  
    Er zündete sich die Zigarette an. Dann schüttelte er leicht den Kopf.  
    »O Gott.« Sie drückte die Hände auf den Mund.  
    »Sie hätten nicht gezahlt, wenn ich es gesagt hätte.« Plötzlich war aller Zorn verflogen, und seine Stimme klang sehr müde.  
    »Sie waren misstrauisch. Bei der Bank hatten sie erfahren, dass ich fünfzig Pfund Schulden habe, und ich konnte nicht irgendwelche Boote erfinden, die gerade bei uns im Bau waren, das wäre zu leicht nachzuprüfen gewesen.«  
    »Du hast mich belogen«, sagte sie leise.  
    »Ja. Es tut mir leid. Ich hätte es nicht tun sollen. Aber mir ist nichts anderes mehr eingefallen. Ich hatte Angst, wir würden alles verlieren.« Er zog an seiner Zigarette. »Das Geschäft – das Haus – das hätte ich noch ertragen können, aber ich hätte es nicht ertragen, dich zu verlieren, Freddie.«  
    Sie dachte an Jack Ransome und fröstelte innerlich. »Lewis –«  
    »Oh, ich merke schon lange, dass du mir immer mehr entgleitest.« Er lächelte dünn.  
    »Nein, Lewis.«  
    »Du weißt, dass ich recht habe«, sagte er ruhig. »Ich sehe es in deinem Blick, Freddie. Ich wollte, es wäre anders gewesen, nicht dieser ewige Kampf, diese elende Strampelei, um sich irgendwie über Wasser zu halten, dieser Zwang, immer das Gesicht zu wahren.«  
    »Bei mir brauchst du das doch nicht zu tun.«  
    »Ach nein? Ich hatte genug von deiner Enttäuschung, ich wollte nicht als der ewige Versager dastehen. Ich hatte Angst, wenn du wüsstest, was los ist, würdest du mich verlassen. Davor habe ich immer noch Angst, Freddie. Ich habe Angst, dass du nach diesem Gespräch aufstehen und zur Tür hinausgehen wirst.«  
    »Das werde ich nicht tun«, sagte sie gepresst. »Bestimmt nicht, Lewis. Du kannst dich darauf verlassen.«  
    »Wir verlieren das Haus, Freddie.«  
    »Das Haus?«  
    »Kite verlangt Wucherzinsen. Die Schuld hat sich inzwischen verdoppelt. Das ganze Geld von der Versicherung und was immer uns nach dem Hausverkauf bleibt, wenn überhaupt etwas, wird für die Rückzahlung draufgehen.« Sein Gesicht war grau und eingefallen.  
    »Du musst mir die Wahrheit sagen, Lewis«, sagte sie noch einmal. »Ich muss wissen, wie das mit der Werft war.«  
    »Ich kann nicht, Freddie.« Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht.  
    »Hör mir zu.« Sie nahm seine Hände und hielt sie sehr fest. »Wir fangen noch einmal an. Diesmal wird es klappen, das weiß ich. Aber du musst mir sagen, was wirklich passiert ist.«  
    Nach einem kurzen Schweigen begann er zu sprechen. »Ich hatte keine Ahnung, wie schlimm es wirklich stand, bis ich die Unterlagen aus Jerrys Haus holte. Ich wusste, dass wir das Haus verlieren würden, wenn ich es nicht schaffte, irgendwie Geld aufzutreiben. Als mir das erste Mal der Gedanke mit dem Feuer kam, dachte ich, was du jetzt denkst. Unmöglich, das ist kriminell. Aber nach einer Weile sagte ich mir, warum eigentlich nicht? Ich würde ja keinem schaden außer der verdammten Versicherungsgesellschaft, und diese Leute sind sowieso lauter Verbrecher. Den Mann, der bei uns war, Simpson, den habe ich mal gefragt, was er im Krieg gemacht hat. Er hat zu Hause gehockt und Formulare ausgefüllt. Das war’s. Wieso leben solche Leute wie die Made im Speck, während jemand wie ich eine Niederlage nach der anderen einstecken muss? Ich habe mich so bemüht, Freddie. Ich habe mich an die Regeln gehalten, ich habe fair gespielt, und es hat mir überhaupt nichts gebracht. Na ja, und da habe ich’s eben getan. Ich habe bis zum Nachmittag alles vorbereitet, sodass ich dann, bevor wir zu den Renwicks gingen, nur ein Streichholz dranhalten musste. Ich brauchte ein

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