Der italienische Geliebte (German Edition)
dich so mir nichts, dir nichts in unser Leben drängen und alles kaputt machen, was Lewis und ich haben.«
Sie hörte ihn am anderen Ende der Leitung atmen. Er sagte kalt: »Das war nie meine Absicht. Es tut mir leid, wenn es so aussieht.«
»Tut es, ja.«
»Sag mir eines, Freddie: Liebst du Lewis?«
Sie starrte durch die Glasscheibe der Telefonzelle hinaus zu den Marschwiesen und zum Watt. »Ja«, sagte sie leise. Und dann lauter und fester: »Ja, ich liebe ihn.«
»Gut, wenn das wirklich dein Wille ist, werde ich dich nicht wieder behelligen. Auf Wiedersehen, Freddie.« Er legte auf.
18
Die Fenster der Galerie in Pimlico waren erleuchtet. Rebecca hielt einen Moment inne und holte tief Atem, dann ging sie hinein. Drinnen war es voll, und sie sah Connor Byrne nicht gleich. Ihr war plötzlich flau. Vielleicht würde sie ihn nach so vielen Jahren der Trennung gar nicht wiedererkennen. Oder er sie nicht – sie hatte sich in diesen neun Jahren verändert. Sie wusste, dass sie gealtert war.
Sie schob sich durch das Gedränge zu einer Skulptur, die ihr ins Auge fiel, in Stein gehauene Windungen wie die eines Schneckengehäuses, und dann weiter zu einem mächtigen schwarzen Stein, in den ein eiförmiges Fenster gehauen war.
In der Mitte des Raumes erhob sich ein monumentales Bildwerk aus grauem Granit, schlicht und streng, das sie blitzartig wiedererkannte. Im selben Moment sagte eine Stimme an ihrer Schulter: »Manannan mac Lir, der Meeresgott der Manx. Ich dachte mir, du würdest die Bekanntschaft mit ihm gern erneuern, Rebecca.«
Connor trug einen dunklen Anzug mit weißem Hemd und Krawatte. Sein lockiges dunkles Haar, mittlerweile grau gesprenkelt, war brav gescheitelt.
»Ach, Connor«, sagte sie, und alle Nervosität fiel von ihr ab. »Wie wunderbar, dich wiederzusehen. Und wie großartig du aussiehst.«
Seine Augen funkelten. »Ich komme mir vor wie ein Rollbraten. Ich kriege kaum Luft.«
»Aber es steht dir.«
»Ja, ja, du warst immer schon eine liebenswürdige Person, Rebecca.« Er nahm ihre Hände und drückte sie. »Ich freue mich so, dass du gekommen bist.«
»Nie im Leben hätte ich mir das entgehen lassen.«
Ein hochgewachsener blonder Mann trat zu ihnen. Adrian Calder, mein Agent , stellte Connor vor.
Eine Zeit lang unterhielten sie sich zu dritt, dann nahm Adrian Connor mit, um ihn mit anderen Gästen bekannt zu machen.
Rebecca suchte sich eine ruhige Ecke und beobachtete Connor, wie er die Leute begrüßte und mit ihnen sprach. Sie erinnerte sich, dass etwas von ihm immer schon zu ihr gesprochen hatte. Connor war der einzige Mensch, dem sie von ihrem Engel erzählt hatte. Sie musste plötzlich an ihr Zusammentreffen mit Milo denken und ihren Impuls, ihm von dem Anruf bei Tessa Nicolson zu erzählen, der ihrer aller Leben verändert hatte. Hinterher war sie froh gewesen, dass Godfrey Warburton, dieser elende Langweiler, sie daran gehindert hatte. Ihr Geständnis wäre von Milo abgeperlt wie ein Tropfen Wasser von einer Feder. Aber immer noch sagte ihr Gefühl, dass sie einen Weg finden musste, die Wahrheit zu sagen, denn nur die Wahrheit befreite.
Ein Mann trat auf sie zu. »Darf ich mich vorstellen? Ich bin Michael Lyndhurst. Dr. Michael Lyndhurst.«
»Rebecca Rycroft.« Sie bot ihm die Hand.
Er war um die fünfzig, groß, sah gut aus und wirkte sehr distinguiert. »Interessieren Sie sich für Bildhauerei – äh –«, ein Blick zu ihrer linken Hand, »Mrs. Rycroft?«
»Ja, sehr. Ich kenne Connor Byrne schon einige Jahre.«
»Ist Ihr Mann auch hier?« Er schaute sich um.
Die Erfahrung hatte sie gelehrt, dass es immer das Beste war, von vornherein klare Verhältnisse zu schaffen. »Nein«, sagte sie. »Ich bin geschieden.«
Manche Männer sahen darin eine Einladung. Dr. Lyndhurst gehörte offenbar zu ihnen. Er lächelte.
»Darf ich Ihnen noch etwas zu trinken holen?«
Als er zurückkam, unterhielten sie sich eine Weile über die Ausstellung, dann ging das Gespräch zu Büchern und Theaterstücken über, die ihnen gefielen. Er war beredt und wusste eine Menge, aber es fiel ihr schwer, sich zu konzentrieren. Immer wieder suchte sie in der Menge nach Connor, machte sich von Neuem vertraut mit seiner besonderen Art, sich zu bewegen und zu lächeln.
Um acht begann die Gesellschaft sich aufzulösen. Rebecca entschuldigte sich bei Dr. Lyndhurst und ging zu Connor, um sich zu verabschieden. Dann holte
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