Der italienische Geliebte (German Edition)
worden; sie hatten genau gewusst, dass sie nicht so war wie sie.
Aber wo die einen sie zurückwiesen, kamen ihr andere teilnehmend entgegen. »Ja, ja, in solchen Zeiten merkst du eben, wer deine wahren Freunde sind«, spottete Tessa im Kaffeetantenton, aber es stimmte. Paddy Collison sagte: »Mensch, Tessa, da hast du dir ja was Schönes eingebrockt, was?«, und bot ihr dann das Geld an, um die Sache zu regeln, wie er es formulierte. Julian Lawrence wollte sie heiraten.
Die Heiratsanträge von Max und Julian bewegten sie, Rays Antrag rührte sie zu Tränen. Eines Abends, nachdem sie im Quaglino’s zusammen gegessen hatten, kniete er in ihrer Wohnung in seiner ganzen stattlichen Größe vor ihr nieder und bat sie, seine Frau zu werden.
»Es wäre mir eine große Ehre«, sagte er, »wenn du dich entschließen könntest, mich zu heiraten, Tessa.«
»Ach Ray, wie lieb von dir. Aber…« Sie ergriff seine Hände, und er stand etwas schwerfällig wieder auf.
»Ich nehme an, das heißt nein.«
Sie umarmte ihn. »Bitte nimm es mir nicht übel, Darling. Aber ich wäre dir eine schlechte Frau.«
»Unsinn. Du wärst mir eine wunderbare Frau. Du würdest jeden Tag zu einem Abenteuer machen.«
»Ich kann nicht glauben, dass du dir wirklich eine dritte Ehefrau antun willst, Ray.«
»Überleg es dir wenigstens. Ich weiß, dass du mich nicht liebst, Tessa, aber ich glaube, dass du mich gern hast. Und ich liebe dich. Ich habe dich immer geliebt. Nein –«, er hob abwehrend die Hand, als sie etwas sagen wollte, »lass mich ausreden. Ich glaube, du hast keine Ahnung, welch schwierige Zeiten auf dich warten. Ich glaube, du kannst dir nicht vorstellen, wie engherzig die Menschen sein können. Am Ende sind immer die Frauen die Dummen und die Männer kommen ungeschoren davon. Es ist ungerecht, aber es ist so.«
»Mach dir um mich keine Sorgen, Ray. Meine Freunde – meine besten Freunde – sind immer für mich da.«
»Sicher, aber ich versuche gerade, dir zu erklären, dass sich durch das Kind für dich alles verändern wird.«
»Das werde ich nicht zulassen. Ich fange sofort wieder an zu arbeiten, wenn ich nicht mehr wie ein Elefant durch die Gegend trample.«
»Und was willst du mit dem Kind machen? Willst du es adoptieren lassen?«
»Keine Ahnung. Darüber habe ich noch nicht nachgedacht.«
»Tessa –« Es klang beinahe gereizt.
Sie versuchte eine Erklärung. »Ich meine, wie soll ich denn über das Kind entscheiden, bevor ich es überhaupt gesehen habe? Kann sein, dass ich nichts mit ihm zu tun haben will, kann aber auch sein, dass ich es sofort ins Herz schließe. Ich weiß es nicht, ich kann es nicht sagen. Ich hatte nie vor, ein Kind zu bekommen. Ich entscheide mich, wenn es auf der Welt ist.«
»Es wäre vielleicht besser, über die praktischen Dinge vorher zu entscheiden«, sagte er vorsichtig. »Frauen neigen nach meiner Erfahrung dazu, ihre Kinder behalten zu wollen.«
»Wenn es bei mir auch so ist, engagiere ich eine Kinderfrau, die für es sorgen kann, während ich arbeite.« Tessa sah Ray fest in die Augen. »Auf keinen Fall lasse ich mich zu Hause festbinden. Du weißt, das wäre das Schlimmste für mich. Und glaubst du nicht, dass es für dich genauso schlimm wäre, so zu tun, als wäre das Kind eines anderen Mannes dein eigenes?«
»Nein, das glaube ich nicht. Ein Kind ist ein Kind. Man fühlt sich instinktiv aufgerufen, es zu behüten. Ich bin mir nicht sicher, ob ich an diesen ganzen Quark vom eigenen Fleisch und Blut glaube. Und ich habe wirklich darüber nachgedacht.« Er nahm etwas aus seiner Jackentasche. »Ich habe sehr viel darüber nachgedacht. Es ist mir ernst, Tessa, ich möchte, dass du mich heiratest.«
Als er die Hand öffnete, fiel ihr Blick auf den Brillantring darin. »Oh, Ray.« Tränen schossen ihr in die Augen. Sie konnte nicht sprechen.
Er wartete eine Zeit lang, dann steckte er den Ring wieder ein. »Tja, ich wollte es wenigstens versuchen. Wer nichts wagt und so weiter. Wenn du es dir doch noch anders überlegst, dann lass es mich wissen. Das Angebot steht.«
»Danke, Ray.« Sie küsste ihn auf die Wange.
»Was ist mit dem Vater? Kannst du den nicht heiraten?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Warum nicht? Ist er schon verheiratet? Wenn es so ist, sollte der Mistkerl sich scheiden lassen. Wenn du willst, schicke ich jemanden bei ihm vorbei.« Bei Rays Firma gab es jede Menge kräftiger Bauarbeiter.
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