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Der Jadereiter

Der Jadereiter

Titel: Der Jadereiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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Zigarette an. »Verstehst du denn nicht? Für ihn ist das möglicherweise die letzte Chance, wenn er mit einem Tusch abtreten möchte. Wir könnten ihm dabei helfen, seine letzten Tage zu zelebrieren. Er tauscht ein paar Jahre des Sich-Dahinschleppens auf Linoleumböden und endlose Kartenspiele mit den anderen arthritischen Todeskandidaten gegen eine Woche ekstatischen Sex mit der schönsten Frau ein, die er seit fünfzig Jahren zu Gesicht bekommen hat. Das ist ein Akt des Mitgefühls und ein Liebesdienst im besten Sinne. Dagegen kann der Buddha nichts einzuwenden haben.«
    »Immerhin ist Euthanasie durch Orgasmus besser als eine tödliche Injektion.«
    »Genau. Und wenn das deine letzte Party hier auf Erden wird, warum solltest du dann knausern? Deine Kinder sind alle egoistische Monster, da kannst du auch das Haus verkaufen und das Geld für meine Mädchen ausgeben. Ich würde also einen telefonischen Reservierungsservice vorschlagen, wie im Restaurant. Der Kunde kommt in die Bar, sieht ein Mädchen, das ihm gefällt, ruft uns von seinem Hotel aus an, sagt uns, daß er die Pille nehmen und in etwa einer Stunde bereit sein wird. Das ist natürlich ein Vorteil für uns, weil wir nicht warten müssen, bis er sich entscheidet, ob und wann er das Mädchen will. Wir haben einen festen Zeitplan, nach dem wir uns die Arbeit einteilen. Ich habe alles mit dem Colonel besprochen. Seiner Meinung nach kann gar nichts schiefgehen.«
    »Und wie willst du Werbung dafür machen? In medizinischen Zeitschriften oder auf den Pornoseiten im Internet?«
    »Im Internet, mit jeder Menge Bildern. Aber wir denken, daß wir irgendwann mit Mundpropaganda auskommen werden. Schließlich gibt’s auf dem Markt bis jetzt noch nichts Vergleichbares.« Ich stelle mir alte Herren vor, die mit schiefem Grinsen und prallen Hosen in die Bar schlurfen, das Missing link zwischen Sex und Tod. »Was hältst du davon, Sonchai?«
    »Es könnte funktionieren«, muß ich widerwillig zugeben.
    »Natürlich wird’s funktionieren. Leider können wir es uns nicht patentieren lassen. Sobald die Konkurrenz Wind davon bekommt, schießen hier in der Stadt überall ähnliche Bars wie Pilze aus dem Boden. Wir müssen schnell sein; ich bin nicht die einzige in der Branche, die wirtschaftlich denkt.«
    Zwei junge Frauen mit zahllosen Plastiktüten voll billiger Kleidung versuchen, an uns vorbeizukommen. Da auf dem Gehsteig kein Platz ist, umrunden sie ein im Stau stehendes Taxi. In diesem Viertel kaufen die meisten Mädchen aus dem Gewerbe ihre Sachen, und wir haben heute schon viele alte Freunde begrüßt. Die Einkäufe meiner Mutter befinden sich unter dem Tisch. Wir sind in Pratunam, weil sich nur wenige hundert Meter entfernt ein riesiger Markt mit T-Shirts, Shorts, Röcken, Kleidern, Hosen und Blusen erstreckt, die sich praktisch nicht von den Produkten aus den Ateliers von Calvin Klein, Yves Saint Laurent, Armani, Zegna und anderen unterscheiden, aber im Gegensatz zu diesen nur drei Dollar das Stück kosten. Nong hat hier ihre Garderobe für die Saison erstanden, die diesmal ein bißchen schlichter als sonst ausgefallen ist, der Matriarchin eines Etablissements angemessen. Ich winke die Kellnerin heran, um zu zahlen, doch meine Mutter hält mich zurück. »Das geht auf mich, mein Schatz, als Dank für die Unterzeichnung der Pläne.«
    Diese Pläne waren ziemlich viel Arbeit, weil sie und der Colonel sie immer wieder verändert haben. Natürlich muß es einen Fernseher in jeder Kammer geben, und sie haben beschlossen, eine Thai-Massage ins Programm aufzunehmen, was bedeutet, daß jeder eins fünfzig mal zwei fünfzig große Raum mit einem kleinen Whirlpool in der Ecke sowie den nötigen Zuleitungsrohren ausgestattet werden muß. Ich sehe die Neunzigjährigen schon in der Seifenlauge herumschlittern und während der Ganzkörpermassage krepieren. In dem Alter kann ein Mann doch sicher Opfer eines Angriffs durch eine Brustdrüse werden, oder? Aber ich gehe davon aus, daß der Colonel weiß, was er tut, auch wenn Nong durch ihren Kurs beim Wall Street Journal vielleicht ein bißchen zu verwegen geworden ist. Ich reiche ihr die schmale Aktentasche, in der die Pläne stecken, und sehe ihr beim Öffnen zu. Sie blättert sie mit wachsender Bestürzung durch.
    »Du hast vergessen, sie zu unterschreiben, mein Schatz.«
    »Nein, habe ich nicht.«
    »Aber du hast’s versprochen.«
    »Ich weiß.«
    »Was hindert dich dann daran? Hier, nimm meinen

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