Der Jadereiter
Schlaganfallpräventionsprogramm, Ultraschall, Laboranalysen von Urin- und Stuhlproben, Liposuktionen, Laserkorrekturen für das Gesicht, Rundumreisepaketen sowie Luxuszimmern mit phantastischem Blick auf die Stadt. Am Empfang sage ich, daß ich einen Termin bei Dr. Surichai habe. Ein Verwaltungsangestellter begleitet mich im Aufzug in den siebten Stock, wo der Arzt bereits auf mich wartet. Wir verbringen ungefähr eine Stunde miteinander. Beim Verlassen des Krankenhauses werde ich von drei kräftigen Männern umringt, die mich auf den Rücksitz eines marineblauen Lexus schieben, wo genug Platz ist für mich und zwei meiner Entführer. Der dritte bleibt zurück, als wir mit quietschenden Reifen losfahren, was ich als unwürdig empfinde für meinen Colonel, der mit Zivilkleidung und dunkler Sonnenbrille auf dem Beifahrersitz lümmelt. Am Steuer sitzt sein üblicher Chauffeur.
»Darf ich nach dem Grund meiner Entführung fragen?«
»Entführung? Du kommst zur Vorbereitung auf dein Treffen in Quarantäne. Wir wollen nicht, daß du vor den falschen Leuten mit deinem Polizeiausweis rumfuchtelst.«
»Vor welchen Leuten?«
»Gib mir deinen Ausweis.«
Ich reiche ihn ihm. »Ich würde gern wissen, wo wir hinfahren.«
Der Colonel steckt meinen Ausweis in die Tasche seiner – echten – Zegna-Jacke und schüttelt den Kopf über meine Begriffsstutzigkeit. »Habe ich nun vor zwei Tagen um sechzehn Uhr dreiunddreißig die schriftliche Bitte von Detective Jitpleecheep Sonchai erhalten, einen gewissen Khun Warren Sylvester während dessen fünftägigen geschäftlichen Aufenthalts in unserem Land befragen zu dürfen oder nicht?« Er dreht sich zu mir um, schiebt die Sonnenbrille hoch. »Eine schriftliche Bitte mit Datum und Stempel?«
»Ich mache so was gern ordentlich.«
»Du richtest gern ein ordentliches Chaos an. Zu wem wärst du mit deiner schriftlichen, datierten und gestempelten Bitte denn gegangen, wenn ich nein gesagt hätte?«
»Zu niemandem. Es gibt niemanden, zu dem ich hätte gehen können. Ich wollte nur sicher sein, daß …«
»Daß es in der Royal Thai Police Force einen arhat, eine reine Seele, gibt, die ihre Arbeit tapfer und Heldenhaft erledigt, während wir übrigen in der Kacke herumschlittern.«
Ich starre ihn mit offenem Mund an. »Hast du eigentlich eine Ahnung, in was für eine Scheiße du uns da reinreitest? Warum konntest du nicht unauffällig in mein Büro kommen und mir ins Ohr flüstern, daß du mit dem großen Khun sprechen willst? Mich fragen, ob ich meine Kontakte spielen lassen könnte, ohne meinen Vorgesetzten und denen ganz oben auf den Schlips zu treten? Du weißt doch, daß die wichtigsten und einflußreichsten Frauen in unserem Königreich, besonders die chinesischen, ihren Schmuck von diesem Scheißkerl kriegen, oder?«
»Ja«, muß ich zugeben.
»Du weißt auch, daß er, wenn er sich offiziell in Krung Thep aufhält, im Oriental in der nostalgischen Somerset-Maugham-Suite mit dem hübschen Blick auf den Fluß wohnt, und wenn er nicht offiziell hier ist, an einem völlig anderen Ort?«
»Ich habe mir in der Tat gedacht, daß er hinsichtlich seiner offiziellen und inoffiziellen Aufenthalte hier unterschiedliche Präferenzen hat.«
»Dann hast du dir sicher auch gedacht, daß deine Vorgesetzten zum Dank für großzügige Zahlungen des Khun an den Witwen- und Waisenfonds der Polizei große Mühe darauf verwenden, dem Khun bei der Geheimhaltung seiner kleinen inoffiziellen Vergnügungen vor den Medien zu helfen, oder?«
»Das ist mir vermutlich in den Sinn gekommen, ja.«
»Ist dir auch in den Sinn gekommen, daß einer Befragung des Khun Personen beiwohnen müßten, die die Befugnis besitzen, alle möglicherweise belastenden Aussagen seinerseits zu dementieren – immer vorausgesetzt, daß er dir überhaupt irgend etwas von Bedeutung mitteilt?«
»Nein, daran habe ich nicht gedacht, weil ich nicht geglaubt hätte, daß Sie mich mit ihm reden lassen würden.«
Der Colonel brummt etwas. »Ach? Und du hast deinen Freunden von der amerikanischen Botschaft gegenüber deine offizielle Bitte um Befragung Warrens erwähnt, obwohl die deiner Meinung nach abgeschlagen würde?«
»Verdammt.«
»So hast du einen dieser umgekehrten Domino-Effekte ausgelöst, durch die die Steine alle wieder aufstehen, wenn man denkt, daß sie endlich umgefallen sind und liegen bleiben.«
»Es hat schon mal Ärger gegeben?«
»Der Khun ist ein gefährliches Arschloch. Eine ganze Abteilung unserer
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