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Der Jäger

Der Jäger

Titel: Der Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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wurde nichts entwendet. Der hat seine Rolex noch am Arm, es ist nichts durchwühlt worden, es gibt keinerlei Anhaltspunkte für einen Raubmord. Und auch kein anderes Motiv. Lewell hätte uns helfen können, hat es aber aus einem mir unerfindlichen Grund unterlassen, uns rechtzeitig zu informieren. Das ist Fakt!«
    »Schon gut, schon gut, reg dich nicht so auf«, sagte Julia Durant beschwichtigend. »Du hast ja Recht. Es ist einfach nur unbegreiflich, was da abläuft. Wie ein drittklassiger Film. Das glaubt uns kein Mensch. Die Polizei von Frankfurt, die Deppen der Nation! Wir kommen einfach nicht voran. Und wenn wir glauben, einen Schritt nach vorn getan zu haben, dann waren es in Wirklichkeit zwei zurück.« Sie nippte an dem heißen Kaffee, stellte den Becher auf die Fensterbank, holte eine Zigarette aus ihrerTasche und steckte sie zwischen die Lippen. »Ich hoffe und bete nur, dass Richter uns weiterhelfen kann.«
    »Wer könnte denn der Freund von diesem Lewell gewesen sein?«, fragte Berger. »Haben Sie mir nicht gesagt, dass Richter und Lewell befreundet waren?«
    »Keine Ahnung, inwieweit sie befreundet waren«, entgegnete Durant achselzuckend. »Lewell hat erklärt, Richter sei ein Bekannter von ihm. Von Freund hat er nichts erwähnt. Sie waren vielleicht befreundet, aber so gut möglicherweise auch wieder nicht. Außerdem hat Richter heute Morgen gesagt, er sei heute Nacht mit dem Psychogramm zu Ende gekommen. Der war zu Hause, falls Sie denken sollten, er könnte was mit dem Mord zu tun haben. Richter scheidet aus. Und bei der Menge an Leuten, die Lewell gekannt hat, war bestimmt einer darunter, mit dem er eine sehr tiefe Freundschaft gepflegt hat. Aber es gibt keinen Hinweis auf diese Person. Vielleicht finden ja die andern was, wenn sie das Haus auf den Kopf stellen.« Sie drückte ihre Zigarette aus und trank den jetzt lauwarmen Kaffee. »Im Augenblick fühlt sich der Täter auf jeden Fall ziemlich sicher. Der sitzt jetzt irgendwo und lacht sich ins Fäustchen.«
    Berger beugte sich nach vorn, holte eine Akte vom Stapel und schlug sie auf. Er blätterte ein paar Seiten um, bis er gefunden hatte, was er suchte.
    »Was ist mit den Herren Maibaum, Kleiber und van Dyck? Würden Sie einem von denen zutrauen …«
    »Nein«, unterbrach ihn Durant schnell. »Keiner von denen ist ein Mörder …«
    »Augenblick«, ergriff Hellmer das Wort. »Woher willst du das wissen? Was, wenn die Tränen der werten Herren nur Krokodilstränen waren? Was, wenn Maibaum gar nicht impotent ist, oder …« Er hielt inne und rieb sich mit einer Hand übers Kinn. »Maibaum ist impotent. Er leidet darunter. Und er wurde deswegen ausgelacht, verhöhnt, verspottet. Von einer Skorpionfrau.Maibaum ist bis jetzt der Einzige, der uns Details über Lewell erzählt hat, nicht sehr freundliche Details. Aber er und seine Frau haben ihn trotzdem regelmäßig konsultiert. Da hätte sich doch im Laufe der Zeit so etwas wie Freundschaft entwickeln können, oder? Irgendwas stimmt da nicht.«
    Berger nickte beipflichtend, Durant machte ein zweifelndes Gesicht. »Du hast mit ihm gesprochen«, sagte sie. »Was für einen Eindruck hat er auf dich gemacht?«
    »Er war ziemlich offen.«
    »Eben. Er hat mich rausgeschickt, damit er dir von seiner Impotenz erzählen konnte. Macht das jemand, der kaltblütig fünf Frauen umbringt und damit rechnen muss, durch das, was er sagt, verdächtigt zu werden? Wohl kaum. Unser Mann ist so gerissen, dass er nur Dinge von sich preisgeben würde, die ihn
nicht
verdächtig machen. Das unterstelle ich jetzt einfach mal. Nein, Maibaum ist ein gebrochener Mann, der gar nicht mehr die Energie hat, solche Taten zu begehen. Ihm ist so ziemlich alles egal. Er kämpft mit sich selbst, ist aber nicht aggressiv genug, seine Wut oder Verzweiflung nach außen zu zeigen oder gar jemanden zu töten.«
    »Und wenn genau das seine Absicht ist, dass wir das glauben?«, fragte Hellmer. »Er spielt uns den gebrochenen, gebeutelten Mann vor, das Unschuldslamm, das keiner Fliege was zu Leide tun kann. Und in Wirklichkeit hat er’s faustdick hinter den Ohren.«
    »Jetzt lass mal die Kirche im Dorf. Aber wenn’s dich beruhigt, dann überprüfen wir einfach sein Alibi, und auch das von Kleiber und van Dyck. Und natürlich auch das von Richter. Und wenn’s Unstimmigkeiten gibt … Aber vielleicht vermag uns einer der Herren ja zu sagen, mit wem Lewell enger befreundet war. Mehr können wir im Augenblick nicht tun. So, und jetzt möchte ich

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