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Der Jäger

Der Jäger

Titel: Der Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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acht da sein. Ich habe noch Zeit.«
    »Gut, ich beeil mich auch. Versprochen. Ich muss nur ein paar Papiere durchsehen, es dauert höchstens eine halbe Stunde. Ich will das Haus nämlich verkaufen, und der Interessent möchte einige Unterlagen von mir.«
    »Schon gut. Sie brauchen sich nicht zu beeilen«, sagte Maria van Dyck und sah aus dem Seitenfenster, während sie am Main entlangfuhren, Schwanheim passierten und schließlich auf die Autobahn kamen. Dunkelheit legte sich allmählich über die Stadt und das Land, überall gingen Lichter an. Vereinzelt fielen ein paar Tropfen aus dem jetzt schwarzen Himmel.
    »Sie?«
    »Entschuldigung.
Du
brauchst dich nicht zu beeilen«, sagte Maria van Dyck verlegen lächelnd.
    »Du hast doch dieses Jahr dein Abi gemacht. Was hast du denn für die Zukunft geplant? Willst du studieren?«
    »Ja, ab nächstem Jahr.«
    »Und was?«
    »Kunst und Germanistik.«
    »Das hört sich gut an. Und danach?«
    »Keine Ahnung. Mal sehen, was sich ergibt. Am liebsten würde ich als Schriftstellerin arbeiten, aber es ist unheimlich schwer, einen Verlag zu finden.«
    »Dein Vater hat sicher exzellente Kontakte zu Verlagen. Es dürfte keine Schwierigkeit sein, die Voraussetzung ist natürlich, die Geschichten stimmen. Aber da mache ich mir bei dir keine Gedanken.«
    Um halb sieben langten sie vor dem alten dreistöckigen Haus an, fuhren auf den Hof, die Scheinwerfer wurden ausgeschaltet. Sie stiegen aus und gingen die vier Stufen nach oben. Die Wohnung lag im Erdgeschoss, sie war stilvoll und elegant eingerichtet.
    »Setz dich irgendwo hin. Möchtest du etwas trinken, während ich nach den Papieren sehe?«
    »Gerne, meine Kehle ist wie ausgetrocknet. Was hast du denn da?«, fragte Maria van Dyck schüchtern.
    »Was du willst. Orangensaft, Limo, Cola, Bier, Whiskey, Cognac …«
    »Nein, keinen Alkohol. Einen Orangensaft vielleicht«, sagte sie, während sie sich in den großen roten Ledersessel setzte, die Knie eng beieinander, die Hände auf den Oberschenkeln. »Und hier wohnt keiner außer dir?«
    »Nein, das Haus steht schon seit über einem Jahr leer. Aber um es zu verkaufen, müssen eine Menge Formalitäten abgewickelt werden, und das dauert, kann ich dir sagen. So, und jetzt hol ich uns was zu trinken.«
    Maria van Dyck ließ ihren Blick durch das Wohnzimmer schweifen. Die Einrichtung hatte etwas Stilvolles, Gediegenes, alles strahlte Wärme und Freundlichkeit aus.
    »Hier, bitte schön, ein Orangensaft.«
    »Danke, ich bin wirklich fast am Verdursten. Und das ganze Haus gehört dir?«, fragte Maria anerkennend, als sie das Glas ansetzte und trank.
    »Ja, aber es ist inzwischen nur noch ein Klotz am Bein. Auch wenn es hier vielleicht ganz ordentlich aussieht, so muss es doch vom Keller bis zum Dach komplett renoviert werden. Die Elektroleitungen sind total veraltet, von den Rohren ganz zu schweigen. Die Treppen, die Fenster, die Bäder, alles muss neu gemacht werden. Meine Urgroßeltern haben dieses Haus achtzehnhundertneunzig gebaut, und seitdem wurde nur sehr wenig verändert. Und jetzt gehört es mir, aber ich habe keine Lust, die Kosten für eine Renovierung zu tragen.«
    »Und die Einrichtung?«
    »Die kommt natürlich raus. Ich habe bis jetzt auch nur einen Interessenten, und sein Angebot ist zwar ganz nett, doch eigentlich habe ich mir einen besseren Preis vorgestellt. Aber mal sehen, was sich machen lässt. Verkaufen werde ich es auf jeden Fall.«
    Maria van Dyck warf einen kurzen Blick auf die Uhr, Viertel vor sieben. Sie hörte hinter sich am Schreibtisch das Rascheln von Papier, trank das Glas leer, stellte es auf den Marmortisch und lehnte sich, plötzlich müde, zurück. Sie fühlte, wie ihre Lider immer schwerer wurden. Sie wollte aufstehen, um sich zu bewegen. Bestimmt habe ich mir heute zu viel zugemutet, dachte sie. Und dazu noch die Tabletten. Ich hätte doch besser nur eine Librium nehmen sollen. Mit einem Mal drehte sich alles um sie herum, ihr war schwindlig, und sie fiel zurück in den Sessel.
    »Was ist los? Bist du etwa müde?«, fragte die wie aus weiter Ferne kommende Stimme, die einen befremdlichen Unterton hatte. »Weiß nicht«, murmelte sie. »Mir ist schwindlig.«
    »Komm, leg dich einen Augenblick aufs Bett. Kannst du aufstehen?«
    »Mal sehen.«
    »Warte, ich helf dir.«
    Maria van Dyck ließ sich ins Schlafzimmer führen und legte sich hin. Sie schlief nicht, sie war nur unfähig, klar zu denken und sich zu bewegen. Es war wie ein Traum, als ob sie sich in

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