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Der Jäger

Der Jäger

Titel: Der Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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gerne was essen. Und danach gehe ich noch mal schnell die Akten durch, ich will vorbereitet sein, wenn Richter kommt.« Sie nahm ihre Tasche und sah Hellmer an. »Kommst du mit?«
    »Klar. Aber vorher machen wir noch kurz einen Abstecher in die Computerabteilung. Ich will wissen, ob die inzwischen ein Muster erkennen konnten.«
    Kullmer und Güttler kamen ihnen auf dem Gang entgegen. Kullmer hob die Schultern und sagte: »Fehlanzeige. Wir sind alle Möglichkeiten durchgegangen, Entfernung der Tatorte voneinander, Tatzeiten, Chronologie und so weiter, aber wir konnten kein Muster irgendeiner Art feststellen. Wahrscheinlich gibt es gar keines. Tut mir Leid.«
    »Es gibt eines«, sagte Julia Durant müde lächelnd. »Glauben Sie mir. Seine ganze Tat ist ein großes, sorgfältig ausgeklügeltes Muster. Es würde mich sehr wundern, wenn es nicht so wäre. Trotzdem danke. Wir gehen jetzt was essen. Und denken Sie dran, um drei kommt Richter.«

Donnerstag, 13.30 Uhr
     
    Maria van Dyck war erst um kurz nach zwölf aufgewacht, nachdem sie die halbe Nacht wach gelegen hatte. Immer und immer wieder hatte sie über das nachgedacht, was in ihrer Kindheit vorgefallen war, die Gedanken hatten sie nicht zur Ruhe kommen lassen. Irgendwann, es war nach vier Uhr morgens, war sie schließlich doch eingeschlafen. Als sie aufstand, fühlte sie sich gerädert, ihr war übel, sie ging ins Bad und erbrach zähen Schleim. Sie betrachtete sich im Spiegel, wusch sich das Gesicht und putzte die Zähne, um den sauren Geschmack loszuwerden. Dann nahm sie eine von den Tabletten, die Richter ihr gegeben hatte, und hoffte, die Wirkung würde schnell eintreten. Sie duschte, zog sich an und fühlte sich allmählich besser. Die Übelkeit hatte nachgelassen, sie verspürte sogar etwas Hunger.
    Sie war allein im Haus. Unwillkürlich ging ihr Blick nach oben zu der Tür, hinter der sich das Zimmer ihrer Mutter befand. Seitvielen Jahren schon hatten ihr Vater und ihre Mutter getrennte Schlafzimmer. Sie hatten sich kaum noch etwas zu sagen, geschweige denn körperlichen Kontakt miteinander. Sie ging in die Küche, steckte zwei Scheiben Toastbrot in den Toaster, holte Ananasmarmelade aus dem Schrank und stellte den Wasserkocher an, um sich eine Tasse Tee aufzubrühen. Die Zeitung lag auf dem Tisch, sie überflog ein paar Zeilen und legte sie wieder weg.
    Wo ihre Mutter war, wusste sie nicht, sie hatte keine Nachricht hinterlassen. Sie rief bei ihrem Vater im Büro an, wo man ihr mitteilte, er sei im Studio, sie versuchte es auf seinem Handy, doch da meldete sich nur die Mailbox. Sie legte wieder auf, ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Wenn er im Studio war, konnte es sehr spät werden, und dann war sie ohnehin längst wieder zu Hause. Und ihre Mutter brauchte nicht zu wissen, wo sie war.
    Der Himmel war bedeckt, das Thermometer zeigte acht Grad an. Sie zog sich einen Blouson über, verließ das Haus, stieg in ihren metallic-blauen Ford KA, den sie von ihrem Vater zum achtzehnten Geburtstag geschenkt bekommen hatte, und lenkte den Wagen aus der Einfahrt. Das Tor schloss sich automatisch hinter ihr.
    Sie hatte sich vorgenommen, keine Angst mehr zu haben, in Läden zu gehen, die sie seit Jahren nicht betreten hatte. Sie wollte sich eine Hose, eine Bluse und eine Jacke kaufen, vielleicht auch ein paar Schuhe und eine CD, und in ihrem Buchladen vorbeischauen, ob sie etwas Interessantes fand, einen Liebesroman oder ein Buch über das alte Ägypten, das sie schon immer fasziniert hatte. Sie hatte beschlossen, ihrem Leben eine neue Richtung zu geben, das Vergangene Vergangenheit sein zu lassen und sich nur noch auf die Zukunft zu konzentrieren, auch wenn dies mit Schwierigkeiten verbunden sein sollte. Wahrscheinlich würde sie erst nach und nach begreifen, was ihr wirklich angetan worden war, und möglicherweise würde es eine lange Zeit dauern, bis sie darüber hinweg war. Sie wusste, die nächste Zeitwürde nicht leicht werden, es würden vermutlich noch eine Menge mehr unangenehme Erinnerungen hochkommen, aber sie würde es schaffen, sich gegen all diese inneren Widerstände durchzusetzen. Und eines Tages, wenn genügend Zeit verstrichen und sie stark genug war, würde sie mit ihrer Mutter sprechen und ihr in aller Ruhe all die Dinge sagen, deren sie sich seit wenigen Tagen bewusst war.
    Sie stellte das Auto im Parkhaus Hauptwache ab und ging über die Treppe nach unten. Es war lange her, seit sie das letzte Mal in Frankfurt gewesen war. Über die Zeil

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