Der Jäger
bald zu Ende. Und dir?«
Hellmer zuckte die Schultern, holte eine Zigarette aus der Brusttasche seines Hemdes, steckte sie zwischen die Lippen und zündete sie an. Er inhalierte, den Blick zu Boden gerichtet, und blies den Rauch durch die Nase aus. »Mir geht’s nicht viel anders.Diese Scheiße verfolgt mich jetzt schon im Schlaf. Wenn wir wenigstens Spermaspuren hätten oder Fingerabdrücke! Aber dieser verfluchte Mistkerl muss seine Opfer ja auch noch waschen! Und die von der Spurensicherung sind auch ganz schön frustriert. Nichts, aber auch rein gar nichts lässt der Kerl zurück. Und das begreif ich nicht.«
»Er lässt uns schon was zurück, nämlich seinen gottverdammten Hass auf Skorpionfrauen. Das ist aber auch schon alles.« Ein Blick in Bergers Büro, Durant gab Hellmer ein Zeichen. »Richter ist da. Gehen wir mal hin und begrüßen ihn.«
Richter hatte sich einen Stuhl genommen und sich zu Berger gesetzt. Er blickte auf, als Hellmer und Durant in das Büro kamen.
»Guten Tag, Frau Durant, Herr Hellmer«, sagte er, während er sich erhob und ihnen die Hand reichte. »Tja, dann wollen wir doch gleich mal in medias res gehen.«
»Warten Sie, ich hole noch schnell drei andere Kollegen«, sagte Hellmer und verschwand nach draußen. Kurz darauf kehrte er mit Kullmer, Wilhelm und Güttler zurück.
»Ich schlage vor, wir gehen ins Besprechungszimmer«, meinte Durant. »Hier drin ist es ein bisschen eng.«
»Gibt es etwas Neues?«, fragte Richter auf dem Weg dorthin.
»Ja, allerdings«, antwortete Durant. »Etwas sehr Unerfreuliches. Aber darüber möchte ich mit Ihnen erst sprechen, nachdem Sie uns das Täterprofil präsentiert haben.«
Richter zog die Stirn in Falten und sah Durant von der Seite an. »Ich will ja nicht neugierig erscheinen, aber hat es ein weiteres Opfer gegeben?«
»Ja, aber … Bitte haben Sie Verständnis, wenn ich es Ihnen erst nachher erzähle. Es hat nur indirekt mit diesen Fällen zu tun«, log sie.
»In Ordnung. Dann lassen Sie uns anfangen.« Er öffnete seinen Aktenkoffer, holte einen Stapel Papier heraus und legte ihn auf den Tisch. Richter hatte am Kopfende Platz genommen, Berger,Güttler und Wilhelm saßen links von ihm, Durant, Hellmer und Kullmer rechts. Richter räusperte sich, bevor er begann.
»Möchten Sie vielleicht etwas zu trinken?«, fragte Frau Güttler.
»Nein danke. Jetzt nicht. Über das Täterprofil oder -psychogramm brauche ich Ihnen ja nichts mehr zu erklären, ich nehme an, dass jeder von Ihnen damit vertraut ist. Wir haben es mit fünf Opfern zu tun, alle weiblich, zwei davon ledig, zwei geschieden, eine verheiratet. Die Jüngste war zum Zeitpunkt ihres Todes zweiundzwanzig Jahre alt, die Älteste einundvierzig. Die Opfer stammten aus unterschiedlichen sozialen Schichten, es gibt keine äußerlichen Ähnlichkeiten wie zum Beispiel gleiche Haaroder Augenfarbe, und sie haben auch sehr unterschiedliche Berufe ausgeübt, Finanzbeamtin, Boutiquenbesitzerin, Studentin
und
Prostituierte, Künstleragentin, Hausfrau. Es gibt also keine offensichtliche Verbindung zwischen ihnen. Wie Frau Durant und Herr Kullmer wissen, sind mir drei der Opfer persönlich bekannt, nämlich Carola Weidmann, Judith Kassner und Vera Koslowski. Juliane Albertz und Erika Müller sind mir unbekannt, aber das habe ich auch bereits erwähnt. Die einzige Gemeinsamkeit aller Frauen besteht darin, dass sie unter dem Tierkreiszeichen Skorpion mit Aszendent Löwe geboren wurden. Zwei Frauen wurden in ihrer Wohnung getötet und dort auch gefunden, drei wurden nicht am Fundort, in diesem Fall im Freien, getötet. So weit die wichtigen, grundlegenden Fakten. Und jetzt möchte ich ins Detail gehen, wobei ich mit den Opfern beginnen werde.«
Er lehnte sich zurück, nahm ein paar voll geschriebene Seiten Papier und sah in die Runde.
»Ich habe übrigens zehn Kopien gemacht. Sollten Sie mehr benötigen, dann können Sie das ja hier im Präsidium kopieren.
Opfer Nummer eins, Carola Weidmann. Boutiquenbesitzerin, verlobt. Laut Aussage ihrer Familie und ihres Verlobten sowie einiger Bekannter eine eher zurückhaltende junge Frau. Sehrdienstbeflissen, korrekt und offen im Umgang mit anderen, keine Partygängerin, geringe Risikobereitschaft, verschwiegen.
Opfer Nummer zwei, Juliane Albertz. Finanzbeamtin, geschieden, vorsichtig, auch eher zurückhaltend bis introvertiert. Wie Carola Weidmann geringe Risikobereitschaft, enttäuscht vom Leben, sexuell unausgefüllt, emotional wenig gefestigt,
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