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Der Jäger

Der Jäger

Titel: Der Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Meter zurück, neigte den Kopf zur Seite. Ratlosigkeit.
    »Das ist kein Muster«, bemerkte einer der Beamten, dessen Namen Julia Durant nicht kannte. »Das ist rein zufällig eine Linie. Serienmörder gehen nie nach Plan vor. Es wäre ein Novum in der Kriminalgeschichte.«
    Durant sah ihn scharf an. »Hören Sie, ich weiß nicht, woher Sie Ihre Schlauheit haben, aber es gibt kein Novum in der Kriminalgeschichte. Es hat nie eines gegeben. Alles, was heute passiert, ist irgendwann irgendwo schon einmal passiert. Klar? Und es gibt Fälle, in denen Serienmörder ein Bild gemalt haben …«
    »Das aber nie einer zu Ende gebracht hat, weil er vorher geschnappt wurde«, sagte der junge Beamte unbeeindruckt. »Ein Serienmörder hört nie auf. Nie! Er wird immer noch etwas finden, das er verändern kann. Ich habe die Kriminalliteratur sehr genau studiert …«
    Mit einer Handbewegung unterbrach sie ihn. »Und welche praktischen Erfahrungen haben Sie mit Serienmördern, Herr …?«
    »Freund. Joachim Freund. Kriminalhauptmeister. Ich habe keine Erfahrungen mit Serienmördern.«
    »Aber ich habe sie! Und ich weiß, was ich tue. Und bitte, wenn Sie in Zukunft einen Kommentar abgeben, dann überlegen Sie vorher, was Sie sagen. Okay?« Und an Hellmer gewandt: »Ich geh jetzt in mein Büro und ruf Richter an. Und danach sehen wir weiter.«
    Sie zündete sich eine Gauloise an und nahm ihre Tasche. In ihrem Büro legte sie sie auf den Boden vor den Aktenschrank. Hellmer kam ihr nach, machte die Tür hinter sich zu und setzte sich zu ihr.
    »War das eben nicht ein bisschen übertrieben?«, fragte er.
    »Ich bin heute für dieses dumme Gelaber nicht zu haben. Unser Mann – oder auch unsere Frau – muss irgendwann aufhören, denn so viele Skorpionfrauen mit Aszendent Löwe gibt es nunauch wieder nicht. Und Lewell hat die Horoskope für die Opfer erstellt. Und deswegen bin ich so überzeugt, dass er oder sie einen bestimmten Plan verfolgt.«
    »Wenn du’s so sagst, stimme ich dir sogar zu.«
    Julia Durant nahm den Hörer in die Hand und wählte Richters Nummer. Er meldete sich sofort.
    »Guten Morgen, Professor Richter. Hier Durant. Können wir gleich mal bei Ihnen vorbeikommen? Es ist wichtig.«
    »Ich habe um elf einen Termin. Sie müssen sich also beeilen.«
    »Wir sind in zwanzig Minuten da.«
    Sie drückte auf die Gabel und wählte die Nummer von Ruth Gonzalez. Sie fragte sie nur, ob sie am Nachmittag Zeit habe, kurz ins Präsidium zu kommen. Sie habe noch ein paar Fragen. Ruth Gonzalez sagte, sie könne zwischen zwölf und drei vorbeischauen. Sie machten einen Termin für halb eins aus.
    »Warum hast du die Gonzalez angerufen?«
    »Keine Ahnung. Ehrlich. Ich will mich eigentlich nur noch mal in aller Ruhe mit ihr unterhalten. So, wir müssen los. Richter wird bestimmt ganz schön geschockt sein. Oder auch nicht. Er kennt die seelischen Abgründe besser als die meisten. Ich glaube, den haut so schnell nichts mehr um.«

Freitag, 9.50 Uhr
     
    Sie hielten an der Ampel am Schauspielhaus, als Hellmer nachdenklich sagte: »Julia, Richter hat doch in seinem Profil davon gesprochen, dass der Täter eventuell impotent ist. Maibaum ist impotent. Und mir fällt noch jemand ein, der womöglich Probleme mit seiner Männlichkeit hat – Kleiber. Warum hält er eine junge Frau wie die Kassner so großzügig aus, ohne jemals mit ihr geschlafen zu haben? Ich meine, wenn ich Kleiber wäre, ich hätte mir diese Gelegenheit bestimmt nicht entgehen lassen.«
    »Und?«
    »Na ja, ich stell mir halt nur vor, dass einer von beiden so große Probleme damit hat, dass er schlichtweg durchdreht. Wäre doch immerhin möglich.«
    »Ich trau keinem von beiden diese Morde zu. Maibaum ist einfach kaputt, er hat nicht mehr die Energie für solche Sachen. Und auch Kleiber fällt schon wegen seines Alters aus dem Raster.«
    »Komm, Richter vermutet nur, dass der Täter zwischen fünfunddreißig und vierzig ist. Kleiber ist Mitte vierzig und Maibaum auch. Kannst
du
in die beiden reinschauen? Weißt
du
, was in ihnen vorgeht? Wenn Kleiber sagt, die Kassner wäre seine Muse gewesen, dann kann ich nur lachen. Eine solche Muse würde ich auch vögeln, wenn ich die Gelegenheit dazu hätte. Aber sie hat nicht mit ihm, sondern mit vielen andern Typen gebumst. Und irgendwann hat Kleiber durchgedreht und sich gerächt.«
    »Und die andern fünf? Was hat Kleiber mit denen zu tun? Meinst du wirklich, er würde eine Maria van Dyck umbringen? Im Leben nicht. Der schreibt über

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