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Der Jäger

Der Jäger

Titel: Der Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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war so froh gewesen, als sie das gesagt hatte. Er hätte sie am liebsten für immer in seinem Haus gehabt, auch wenn sie verheiratet gewesen wäre und Kinder gehabt hätte. Er wollte sie einfach um sich haben.
    Er drehte sich um, ging zum Schrank, holte ein paar Videobänder heraus und legte das erste Band, das er von ihr gemacht hatte, in den Videorecorder. Dann setzte er sich vor den Fernsehapparat. Nach zwei Minuten schaltete er wieder aus. Ein Weinkrampf überfiel ihn, er legte sich auf die Couch, er presste ein Kissen auf sein Gesicht. Das Beben hörte auf, er schnäuzte sich die Nase, wischte die Tränen ab und starrte an die Decke. Wo bist du jetzt, Maria?, dachte er. Zeig mir, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Nur ein einziges Mal. Zwei Frauen hatte er wirklich geliebt, und alle beide waren innerhalb weniger Tage von ihm genommen worden. Leere.

Freitag, 8.30 Uhr
     
    »Ist dir aufgefallen, wie er sich verhalten hat?«, fragte Hellmer, als sie auf dem Weg ins Präsidium waren.
    »Jeder verarbeitet den Tod eines Angehörigen auf seine Weise. Der große Zusammenbruch wird bei ihm noch kommen. Seine Frau ist schon besoffen. Aber die beiden haben sich wirklich nichts mehr zu sagen. Ich würde so ein Leben nicht aushalten.«
    »Warum hast du ihn nicht mehr über Maria ausgefragt?«, sagte Hellmer. »Zum Beispiel, ob sie teure Dessous getragen hat?«
    »Weil dies nicht der geeignete Moment gewesen wäre. Es ist schon schlimm genug, dass seine Tochter tot ist, wir müssen ihn nicht auch noch mit Einzelheiten belasten. Und was, wenn sie sie getragen hat? Gerne getragen, so wie Carola Weidmann? Eines ist auf jeden Fall sicher, seine Tochter hat ihm mehr bedeutet als seine Frau. Warum auch immer. Und sie kann ich überhaupt nicht einschätzen. Schon am Dienstag war sie mir nicht sonderlich sympathisch. Weiß der Geier, was bei denen los ist.« Sie nahm einen tiefen Zug an ihrer Zigarette. »Ich will gleich mal vom Präsidium aus Richter anrufen. Maria war schließlich seine Patientin.«
     
    Berger hatte einige Beamte um sich versammelt. Die Gespräche verstummten, als Durant und Hellmer ins Büro kamen. Sie hängte ihre Tasche über den Stuhl, auf dem ein Kollege saß, der sofort aufsprang und ihr Platz machte.
    »Ich habe die Presse informiert«, verkündete Berger, bevor Durant ansetzen konnte, etwas zu sagen. »Wir werden denen ein paar Häppchen zuwerfen, aber nicht zu viele Details. Und natürlich haben sie schon Fotos von uns bekommen, und wir bitten die Bevölkerung um Mithilfe. Ich hoffe, das ist in Ihrem Sinn?«
    »Ist es. Ich wollte sowieso den gleichen Vorschlag machen. Hoffentlichist es nicht zu spät dafür. Die sollen vor allen Dingen drucken, dass wir dringend Augenzeugen suchen. Vor allem für letzte Nacht. Vielleicht ist ja irgendwem ein Auto aufgefallen, das in den Holzhausenpark gefahren ist.«
    »Ist alles schon in der Meldung drin. Das Auto von der van Dyck ist vorhin auch gefunden worden …«
    »Wo?«, fragte Durant gespannt.
    »In der Berliner Straße.«
    »In der Berliner Straße? Das ist mitten in der Stadt! Das kann nicht sein.«
    »Wenn ich’s Ihnen sage. Was ist daran so ungewöhnlich?«, fragte Berger, überrascht von Durants Reaktion.
    »Weil ihr Vater gesagt hat, sie würde niemals von sich aus allein in die Stadt fahren. Das Main-Taunus-Zentrum war das Äußerste der Gefühle. Das Mädchen hat unter Platzangst gelitten. Menschenmassen haben ihr Angst gemacht.«
    »Dann hat sie ihre Angst wohl inzwischen überwunden. Finden Sie heraus, was sie dort gewollt hat.«
    »Ich, ich, ich, immer nur ich! Bin ich eigentlich die einzige Person hier? Wir haben eine Soko von sechzig Mann. Da wird es ja wohl ein paar geben, die sich darum kümmern können!« Sie war wütend und wollte Berger diese Wut spüren lassen.
    »Beruhigen Sie sich wieder. Sagen Sie mir nur, was Sie heute noch vorhaben.«
    »Och, ich gehe jetzt nach Hause, lege mich in die Badewanne, schau fern … Was glauben Sie wohl, was ich heute noch vorhabe?«, fragte sie bissig. »Ich rufe gleich Richter an, weil Maria van Dyck bei ihm in Behandlung war und …« Sie runzelte die Stirn, stand auf, ging an den Stadtplan und steckte den Pin an die Stelle, wo Maria van Dyck gefunden worden war. »Hier, Grüneburgpark, Holzhausenpark, Rotlintstraße. Eine Linie. Aber wie verbinden wir diese Linie mit den anderen Fundorten? Oder will er uns damit nur in die Irre führen?«
    Hellmer und die andern zuckten die Schultern. Durant trat zwei

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