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Der Jäger

Der Jäger

Titel: Der Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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war jemand, den man in den Arm nimmt und trösten will, wenn Ihnen diese Antwort genügt.«
    »Und was hat am Dienstag die große Wende gebracht?«, fragte Durant, die ihr leeres Glas noch in der Hand hielt.
    »Tut mir Leid, darüber kann und darf ich Ihnen keine Auskunft geben. Es hat mit ihrem Tod nichts, aber auch rein gar nichts zu tun, das müssen Sie mir glauben. Ich kann Ihnen nur sagen, es war eine Hypnosebehandlung, während der einige sehr unschöne Dinge zum Vorschein kamen.«
    »Herr van Dyck sagt, seine Tochter sei nie allein in die Stadt gefahren, eben wegen ihrer Angst. Ihr Auto wurde aber in der Berliner Straße gefunden. Haben Sie dafür eine Erklärung?«
    »Ja, ich denke, ich habe eine. Als sie am Mittwoch hier war, hat sie mir unter anderem gesagt, dass sie jetzt voller Zuversicht in die Zukunft blicke. Sie hat schon am Dienstag etwas getan, was sie fast neun Jahre lang wie die Pest gemieden hat. Vielleicht wollte sie nach diesem Erfolgserlebnis gestern einfach ihre Grenzen ausloten. Sie hat sich ins Auto gesetzt und ist nach Frankfurt gefahren, ein Ort, den sie seit Jahren nicht gesehen hatte. Vielleicht war sie mal mit ihrem Vater dort, aber allein …«
    Richter schüttelte den Kopf. »Noch vor einer Woche hätte es nicht mal eine ganze Armee geschafft, sie dazu zu bringen, dass sie allein nach Frankfurt fährt. Doch ist die Angst erst einmal weg, dann ergibt sich alles andere quasi ganz von selbst. Sie hatte schließlich einiges nachzuholen.«
    »Hat sie Ihnen gegenüber jemals erwähnt, dass sie einen Freund hat?«
    »Hat sie einen?«, fragte Richter zweifelnd zurück.
    »Das wollen wir ja von Ihnen wissen.«
    »Nein, sie hatte keinen Freund. Sie hat auch noch nie sexuell mit einem Mann verkehrt, dafür würde ich sogar meine Hand ins Feuer legen.«
    »Wussten Sie, dass sie Skorpion mit Aszendent Löwe war?«
    »Nein, woher auch? Ich weiß lediglich, dass sie irgendwann in der nächsten Zeit Geburtstag hat. Gehabt hätte.«
    Julia Durant stand auf, stellte das Glas auf den Tisch und ging durch den Raum. Sie blieb vor dem Bücherregal stehen und ließ ihre Finger über einige Buchrücken gleiten.
    »Professor Richter, würden Sie uns sagen, wer zu Ihren Patienten zählt?«, fragte sie plötzlich.
    »Nein, das würde ich nicht. Es geht keinen etwas an, wer zu mir kommt, um sich therapieren zu lassen. Außerdem handelt es sich nur um eine Hand voll Personen. Ich betreibe seit einiger Zeit keine Praxis im eigentlichen Sinne. Mehr als zwei Patienten am Tag habe ich nur selten, es gibt sogar Tage, an denen ich überhaupt keine Termine vergebe. Ich konzentriere mich jetzt auf andere Dinge. Zum Beispiel helfe ich der Polizei bei ihren Ermittlungen.«
    »Dann spielen wir das Spiel andersherum. Ich nenne ein paar Namen, und Sie nicken nur oder schütteln den Kopf. Sie brauchen nichts zu antworten. Wären Sie damit einverstanden?«
    »Fragen Sie«, sagte Richter nach einigem Überlegen.
    »Alexander Maibaum?«
    Kopfschütteln.
    »Kleiber?«
    Richter lächelte vielsagend, bis Durant ihre Frage konkreter stellte.
    »Max Kleiber?«
    Kopfschütteln.
    »Peter van Dyck?«
    Kopfschütteln.
    »Claudia van Dyck?«
    Nicken. »Das heißt, sie war meine Patientin. Es ist eine Weile her.«
    »Lewell?«
    »Um Himmels willen, der hätte sich nie therapieren lassen. Er hat sich selbst therapiert, indem er in tausend Betten rumhurte.«
    »Mir fällt keiner mehr ein«, sagte Durant und setzte sich wieder.
    »Gut, das war’s dann. Es ist bald elf, und Sie haben gleich einen Patienten.«
    »Eine Patientin«, wurde sie von Richter korrigiert. »Sie müsste eigentlich jeden Moment kommen. Sie haben sie bestimmt schon mal gesehen.«
    »Dann warten wir noch einen Augenblick, wenn’s recht ist.«
    »Ich habe nichts dagegen.«
     
    Sie warteten etwa zehn Minuten, bis es klingelte, erhoben sich dann und begleiteten Richter an die Tür. Carmen Maibaum stand draußen, machte ein überraschtes Gesicht, als sie die Beamten erblickte.
    »Guten Tag, Frau Maibaum«, sagte Durant lächelnd. »Wir sind schon weg. Einen schönen Tag noch, Professor Richter.«
    »Die Polizei bei Ihnen?«, fragte Carmen Maibaum mit hochgezogenen Augenbrauen, drehte sich kurz um und beobachtete Durant und Hellmer, wie sie in den BMW stiegen. »Haben Sie etwas ausgefressen?«, wollte sie mit spöttischem Augenaufschlag wissen.
    »Nein, reine Routine. Treten Sie näher.«
    Carmen Maibaum trug ein gelbes Kostüm, dessen Rock knapp über dem Knie endete. Sie

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