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Der Jäger

Der Jäger

Titel: Der Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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würde ein Vulkan ausbrechen, der lange geruht hatte und dessen Magma mit Macht an die Oberfläche drängte. Richter hatte Carmen Maibaum nie wirklich Beachtung geschenkt, sie war keine Viola Kleiber oder Jeanette Liebermann oder Claudia van Dyck.
    Viola Kleiber konnte allein durch ihren Auftritt und ihr umwerfendes Aussehen die Welt stillstehen lassen, Jeanette Liebermann und Claudia van Dyck hingegen kokettierten ganz unverblümt mit ihren körperlichen Reizen. Carmen Maibaum waranders, sie fiel nicht sofort auf, obwohl sie eine attraktive Frau mit einer angenehm weichen Stimme war, sie hielt sich mehr im Hintergrund auf, schien die Dinge um sich herum zu beobachten, Eindrücke in sich aufzunehmen, bevor sie in den Mittelpunkt trat. Richter hatte sie durchschaut, jetzt, nachdem sie sich von einem Orgasmus zum nächsten getrieben hatten, jetzt, da ihre schwitzenden und ausgelaugten Körper nebeneinander lagen.
    Carmen Maibaum nahm zwei Zigaretten aus der Schachtel, steckte beide in den Mund und hielt das Feuerzeug daran. Sie reichte eine davon Richter, der tief inhalierte.
    Nach einer Weile fragte sie: »Und, bereust du, diese Nacht mit mir verbracht zu haben?«
    Er drehte den Kopf zur Seite. »Keine Sekunde. Auch wenn dieser Abend eigentlich ganz anders verlaufen sollte.«
    »Wir holen es nach. Hast du am Montag einen Termin für mich frei?«
    »Meine bis jetzt einzige Patientin kommt um zehn. Halb zwölf?«
    »Ich werde da sein. Und noch etwas – ich habe noch nie mit einem Mann wie dir geschlafen. Das soll ein Kompliment sein.«
    »Ich nehme es dankend zur Kenntnis«, erwiderte er grinsend. »Wir sollten das öfter machen. Mindestens einmal in der Woche.« Er fuhr mit einem Finger von ihrer Nasenspitze über die Vertiefung zwischen den Brüsten über den Bauch bis hinunter zu ihren Zehen. »Ich hätte nie für möglich gehalten, wie scharf du sein kannst.«
    »Tja, wenn man jahrelang praktisch im Zölibat lebt, braucht man wenigstens ab und zu einen guten Fick. Und den hatten wir. Aber ich werde nie von Liebe sprechen? Und ich will dieses Wort auch nie aus deinem Mund hören. Ficken ja, lieben nein«, sagte sie in einem Ton, der ihn aufhorchen ließ. Sie gebrauchte fast die gleichen Worte, die er damals zu Claudia van Dyck gesagt hatte, nicht ganz so drastisch, aber ähnlich. Bumsen ja, lieben nein.
    »Ficken kann etwas Großartiges sein, Liebe ist etwas anderes.Ficken ist eine körperliche Anstrengung, ein Sichgehenlassen, etwas Vergängliches. Liebe ist unvergänglich, sie kommt aus dem Herzen und der Seele.«
    Carmen Maibaum stand auf, ging nackt an den Frisiertisch, bürstete sich das Haar. Sie drehte sich um, lehnte sich leicht zurück, die Beine ein wenig gespreizt. »Könntest du jetzt noch einmal?«, fragte sie.
    Richter schüttelte grinsend den Kopf. »Wenn du mir zwei Stunden Zeit zur Regeneration gibst, vielleicht. Ich bin kein junger Spund mehr, falls du das vergessen haben solltest. Meine biologische Uhr tickt inzwischen etwas langsamer.«
    »Keine Sorge, ich habe für heute ebenfalls genug. Möchtest du hier übernachten?«
    »Wenn du auch hier bleibst, ja.«
    »Ich hatte nicht vor zu gehen.«
    Sie tranken noch ein Glas Wein, bevor sie sich schlafen legten. Um neun Uhr wachte Richter auf, ihr Gesicht war dicht an seinem, ihre Haare kitzelten auf seiner Haut. Er streichelte sie, sie knurrte leise, drehte sich auf die Seite. Er stand auf, ging ins Bad, wusch sich. Als er herauskam, saß sie im Bett und sah ihn mit unergründlichem Blick an.
    »Ich denke, es ist besser, wenn du jetzt gehst«, sagte sie. »Bis morgen. Es war eine wunderbare Nacht.«
    Richter zog sich an, beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie.
    »Geh jetzt. Ich will nicht, dass du Ärger bekommst.«
    »Mach dir um mich keine Sorgen. Ich bin alt genug und kann tun und lassen, was ich will. Bis morgen.«
    Sie sah ihm nach, bis er die Tür hinter sich zugezogen hatte. Dann duschte sie und rief sich ein Taxi. Als sie gegen Mittag nach Hause kam, saß ihr Mann vor dem Fernsehapparat. Er wandte kurz den Kopf und lächelte sie an. Sie lächelte zurück, beugte sich zu ihm hinunter, küsste ihn leidenschaftlich, streichelte über sein Gesicht und sah ihn liebevoll an.

Samstag, 21.30 Uhr
     
    Julia Durant hatte genussvoll die Pizza gegessen, die noch heiß war, als sie geliefert wurde, eine Dose Bier getrunken, dabei einen Film auf Pro Sieben geguckt, nach einer Weile aber den Ton weggedrückt. Sie dachte an die Pressekonferenz und den

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