Der Jäger
gelöscht worden.«
»Guten Morgen, Frau Durant«, sagte Berger ruhig. »Haben Sie ein schönes Wochenende gehabt?«
»Morgen«, quetschte sie durch die Zähne. »Und wenn Sie’s genau wissen wollen, ich hatte ein beschissenes Wochenende! Wir hätten gestern schon mit der Sichtung der Bänder beginnen können …«
»Jetzt mal ganz ruhig. Erstens ist das nur eine Hypothese von Ihnen, dass die van Dyck ihren Wagen in einem Parkhaus abgestellt hat. Und zweitens ist den meisten Leuten das Wochenende heilig. Und drittens haben wir keinen weiteren Mord zu vermelden, also gehen wir die Sache in aller Ruhe an.«
»In aller Ruhe!« Sie lachte sarkastisch auf und steckte sich eine Gauloise an. Hellmer und Kullmer kamen zusammen ins Büro, Kullmer wirkte übernächtigt.
»Morgen«, murmelte Kullmer missmutig und ließ sich auf den Stuhl fallen. »Was Neues?«
»Nein«, antwortete Durant spitz, »und bei Ihnen? Wie es aussieht, haben Sie nicht viel Schlaf bekommen. Hat das einen besonderen Grund? Vielleicht Frau Gonzalez?«
»Wissen Sie was, rutschen Sie mir den Buckel runter. Mit wem ich was mache, geht keinen was an, Sie schon gar nicht. Aber wenn Sie’s genau wissen wollen, streichen Sie Frau Gonzalez von Ihrer Liste. Sie kann es nicht gewesen sein.«
»Und warum nicht?«
»Weil sie am Donnerstag, als die van Dyck umgelegt wurde, bei einem astrologischen Seminar war, das bis Mitternacht ging. Ich habe ein bisschen in ihren Unterlagen rumgeschnüffelt, währendsie im Bad war. Und ich habe sie auch noch ein bisschen ausgefragt, diskret, versteht sich. Sie hat mit keinem der Morde auch nur das Geringste zu tun. Ich hoffe, diese Antwort genügt Ihnen.«
»Ich verlasse mich doch immer auf Sie«, erwiderte sie schnippisch. »Hauptsache, Sie hatten eine schöne Zeit mit ihr …«
»Hatte ich, Frau Kollegin, und jetzt will ich nicht länger über mein Privatleben diskutieren. Was liegt an?«
Berger erklärte es ihm, sagte auch, dass die Gästelisten, die sie von den Maibaums und Kleibers hatten, verglichen und abtelefoniert werden müssten. Vor allem sollten die Namen angestrichen werden, die mehrmals auftauchten. Ein weiterer Vergleich würde erfolgen, sobald sie die Listen von van Dyck hätten.
»Scheiße, wieder den ganzen Tag am Telefon!«, schimpfte Kullmer.
»Sehen Sie nicht so schwarz, Sie werden sich mit dem einen oder andern auch persönlich unterhalten können. So kommen Sie wenigstens mal an die frische Luft«, sagte Durant spöttisch. »Und wenn es Sie tröstet, ich muss so ziemlich die gleiche Scheiße machen. Und wenn Sie schön artig sind, dürfen Sie sogar nachher mitkommen und ein bisschen Video gucken. Ist doch was, oder?«
Kullmer winkte genervt ab, Hellmer, der hinter ihm stand, grinste nur.
»Dann machen wir uns jetzt mal an die Arbeit. Wir werden uns diesen Schweinehund noch diese Woche schnappen, das schwöre ich. Und dann gnade ihm Gott!«
»Er kriegt lebenslänglich oder wird in die Klapse gesteckt. Das mit Gott kommt irgendwann später, das müsstest du eigentlich wissen«, bemerkte Hellmer lakonisch.
»Leck mich«, fuhr Durant ihn an, grinste aber gleich darauf wieder. »Ich könnte ja mal Gott spielen, oder besser die Göttin des Polizeireviers.«
»Heb’s dir für den Karneval auf. Jetzt sag schon, was wir machen sollen.«
Julia Durant erteilte die Instruktionen, stand auf, nahm ihre Tasche und erklärte: »Hellmer und ich fahren jetzt mal kurz zu van Dyck ins Büro. Er hat mir gestern gesagt, dass seine Sekretärin für die Gästelisten der jeweiligen Feste und Empfänge verantwortlich ist und auch die Einladungen verschickt. Er hat gemeint, wir könnten sie uns heute Morgen dort abholen. Wir sind so gegen elf wieder hier. Danach fahren Kullmer, Hellmer und ich in die Zentrale von diesem Parkhausbetreiber und sichten die Bänder.«
Sie wollten gerade das Büro verlassen, als das Telefon klingelte. Berger nahm ab, Durant und Hellmer warteten in der Tür. Er winkte sie zu sich, machte sich eine Notiz, sagte nur, »Danke für Ihren Anruf und bis nachher«, und legte wieder auf.
»Das war ein gewisser Dr. Drechsler, Rechtsanwalt und Notar. Er hat erst am Wochenende vom Tod von Frau Kassner gehört und wollte uns nur mitteilen, dass sie bei ihm ein Testament hinterlegt hat …«
»Was?«, entfuhr es Durant. »Die war doch gerade mal fünfundzwanzig! Und da hat sie schon ein Testament gemacht?«
»Scheint so. Er wird gegen elf hier sein und es mitbringen. Er sagt, sie habe
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