Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Jäger

Der Jäger

Titel: Der Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
Vom Netzwerk:
Obgleich sich ein leichtes Lächeln um ihren Mund abzeichnete, war es, als ahnte sie, was kommen würde.
    »Frau Maibaum, wir sind hier, um Sie wegen des dringenden Verdachts, sieben Frauen und Herrn Lewell umgebracht zu haben, zu verhaften. Sie haben das Recht, die Aussage zu verweigern, doch kann alles, was Sie von jetzt an sagen, vor Gericht gegen Sie verwendet werden.«
    Carmen Maibaum lächelte immer noch und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Woher haben Sie das? Hat Richter, dieser Psychopath, geplaudert?«, fragte sie höhnisch.
    »Nein, wir haben das selbst herausgefunden. Hier sind die Beweise.« Julia Durant hielt ihr die Fotos hin, Carmen Maibaum sah sie an und reichte sie kommentarlos der Kommissarin zurück.
    »Tja, das war wohl ein Fehler von mir. Ich dachte, diese Bänder würden noch am selben Tag gelöscht werden. Zumindest hat es mir einer der Bediensteten dort gesagt. Er hat mich also angelogen. Ich hätte es besser wissen müssen. Vertraue keinem Menschen. Diese Welt ist durch und durch schlecht und verlogen. Ich darf mich aber doch noch von meinem Mann verabschieden?«
    »Natürlich. Allerdings werden wir dabei sein.«
    Carmen Maibaum ging zu ihrem Mann und umarmte ihn. »Liebling, ich muss jetzt gehen.«
    »Wohin?«, fragte er, den Kopf leicht zur Seite geneigt.
    »Du kannst mich besuchen, wenn du willst. Das Spiel ist aus. Ich habe es nur für dich getan. Für dich und auch ein bisschen für mich.«
    »Was hast du für mich getan, Schatz?« Er sprang aus dem Sessel und packte sie bei den Schultern. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals, küsste ihn mit Tränen in den Augen.
    »Ich geh jetzt, und mach du das Beste aus deinem Leben. Ich liebe dich und werde stets an dich denken. Du bist der Mann, den ich mir immer gewünscht habe. Mein Fehler war wohl, dass ich dich viel zu sehr liebe. Und wenn du an mich denkst, dann behalte das Gute in Erinnerung. Du wirst es schaffen …«
    »Carmen! Was ist los?«
    »Ich habe einen großen Fehler begangen, das ist los. Und jetzt werde ich dafür bezahlen. Aber es ist mein Fehler und nicht deiner. Ich weiß, dass du dir wieder Vorwürfe machen wirst, doch das brauchst du nicht. Ich bin einfach eine schlechte Frau. Ichwerde dich sehr vermissen. Du kennst mich ja, ich war immer impulsiv und kann es auf den Tod nicht ausstehen, wenn … Ach komm, lassen wir das. Ich liebe dich.«
    »Frau Maibaum, wir müssen jetzt gehen. Es liegt noch eine lange Nacht vor uns.«
    »Kann ich etwas zum Anziehen mitnehmen?«
    »Nein, jetzt nicht. Ihr Mann kann Ihnen morgen etwas bringen. Brauchen Sie Zigaretten?«
    »Ich habe eine Stange hier, die nehm ich mit. Ich werde wohl sehr viel rauchen in der nächsten Zeit. Vielleicht sterbe ich so schneller.«
    »Carmen, sag, dass das nicht wahr ist! Bitte, sag es!« Maibaum hielt seine Frau fest umklammert. »Sag, dass du keinen Menschen umgebracht hast!« Er weinte wie ein kleines Kind, sein Körper wurde durchgeschüttelt von dem Schmerz, den Menschen zu verlieren, den er am meisten liebte.
    Julia Durant nahm Carmen Maibaum bei der Hand und zog sie mit sich nach draußen.
    »Ich werde dir den besten Anwalt besorgen, den es gibt!«, rief Maibaum ihr hinterher. »Den besten Anwalt der Welt! Hörst du?!«
    Als die Rücklichter des Lancia um die Ecke verschwanden, sank er in sich zusammen und schluchzte hemmungslos.

Montag, 20.35 Uhr
     
    Richter hatte gerade eine Scheibe Brot gegessen, als es an der Tür klingelte.
    Viola Kleiber.
    »Sie? Um diese Zeit?«, sagte er verwundert.
    »Darf ich reinkommen?«, fragte sie mit einem Blick, dem er nicht widerstehen konnte.
    »Bitte.«
    Sie trat an ihm vorbei, hielt mitten im Raum inne und sah Richter aus ihren unergründlich tiefen Augen an. Sie wirkte melancholisch, wie so oft.
    »Ich möchte mich für mein Benehmen von heute Morgen entschuldigen. Ich weiß auch nicht, was in mich gefahren ist, aber mit einem Mal ist alles über mir zusammengebrochen. Sie haben wahrscheinlich gedacht, ich wäre für die Morde verantwortlich. Aber glauben Sie mir, ich könnte niemals einem Menschen wehtun.«
    »Ich muss zugeben, ich hatte tatsächlich für einen Moment die Vermutung … Aber dann habe ich mir wieder gedacht, nein, das ist unmöglich. Eine Viola Kleiber bringt keinen Menschen um.«
    »Was ich zu Ihnen gesagt habe, tut mir unendlich Leid. Ich war sehr verletzend. Nehmen Sie meine Entschuldigung an?«
    Richter sah Viola Kleiber verständnisvoll an. »Frau Kleiber, über jedem von uns bricht

Weitere Kostenlose Bücher