Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Jäger

Der Jäger

Titel: Der Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
Vom Netzwerk:
Hausmeister, der einen Zweitschlüssel hat?«
    »Hausmeister eigentlich nicht, aber Herr Neugebauer hat die Zweitschlüssel. Er wohnt gleich hier die Tür rechts.«
    »Danke, das war’s schon.«
    Neugebauer, ein kleiner, bulliger, vierschrötiger Mann in einer Jeans und einem grauen Kittel über den breiten Schultern, zögerte einen Moment. Schließlich holte er einen großen Schlüsselbund und bat die Kommissare, ihm zu folgen.
    »Hat sie was ausgefressen?«, fragte er mit brummiger Stimme, aber nichtsdestoweniger neugierig.
    »Kein Kommentar.«
    »Ich hoffe nicht, denn das ist ein anständiges Haus.«
    »Wenn Sie’s sagen. Sind das Miet- oder Eigentumswohnungen?«
    »Beides«, murmelte er. Im zweiten Stock angelangt, steckte er den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn um. Er wollte vor den Beamten die Wohnung betreten, doch Hellmer hinderte ihn daran.
    »Vielen Dank für Ihre Hilfe. Den Rest erledigen wir.« Er gab der Tür einen Schubs, bis sie ins Schloss fiel. Es war dunkel, alle Rollläden waren heruntergelassen, Hellmer betätigte den Lichtschalter. Es war eine großzügig geschnittene elegante Wohnung. Ein breiter Flur mit einer Garderobe aus Mahagoni, einem großen Spiegel in einer goldenen Fassung und zwei hohen Grünpflanzen. Die Tür rechts vom Flur stand offen, sie führte zur Küche, die, wie es schien, nur selten benutzt wurde. Die Badezimmertür stand ebenfalls offen, eine große schwarze ovale Badewanne befand sich in der linken hinteren Ecke, daneben ein ebenfalls schwarzes Bidet und eine Toilettenschüssel. Ein etwa zwei Meter breiter Spiegelschrank rechts von der Tür, in der rechten hinteren Ecke ein roter Sessel und ein kleiner Beistelltisch. Die Wohnzimmereinrichtung bestand aus Designermöbeln, einer roten Ledergarnitur auf chromglänzenden Füßen, einer weißen Vitrine, einer sündhaft teuren Hifi-Anlage, aus derleise das Lied »Time to say goodbye« spielte, einem noch teureren Plasmafernseher, der wie ein Gemälde an der Wand hing, und stilvoll platzierten Grünpflanzen. Der marmorne Fußboden war zum größten Teil von dicken, jeden Schritt schluckenden Teppichen bedeckt. In die Decke eingelassene Halogenspots bildeten, wie in Küche und Bad, einen großen Kreis.
    Die Tür links vom Flur war im Gegensatz zu den anderen Türen geschlossen. Durant spürte ihr Herz bis in die Schläfen pochen, sie drückte vorsichtig mit dem Ärmel die Klinke hinunter.
    »Mach schon auf«, drängte Hellmer. »Wenn sie da drin ist, können wir eh nichts mehr tun.«
    Die Kommissarin holte noch einmal tief Luft und stieß die Tür auf. Auch hier war der Rollladen runtergelassen. Der Lichtschalter befand sich links von ihr, sie wagte kaum zu atmen. Im Schlafzimmer, einem etwa fünfundzwanzig Quadratmeter großen Raum, der jetzt von ebenfalls in die Decke eingelassenen Halogenstrahlern erleuchtet wurde, stand ein Messingbett mit dunkelblauen Bezügen, ein in verschiedenen Pastelltönen gehaltener Kleiderschrank, dessen Vorderfront komplett von innen beleuchtet wurde, ein blauer Sessel neben einem kleinen Tisch sowie eine zum Schrank passende Kommode. Auf dem Boden vor dem Bett stand eine fast leere Flasche Champagner der Marke Dom Perignon, zwei Gläser, von denen eines halb gefüllt war. Vor dem Fenster weiße, verspielte Stores und in kräftigem Blau gehaltene Übergardinen.
    Julia Durant trat langsam in das Zimmer, die Augen auf die junge Frau gerichtet.
    Sie lag auf dem etwa zwei mal zwei Meter großen Bett. Bekleidet mit einem schwarzen, von Spaghettiträgern gehaltenen Kleid, das kaum über ihren Po reichte, schwarzen, halterlosen Strümpfen, einem kaum sichtbaren schwarzen Slip und schwarzen Pumps. Der linke Arm mit den schmalen Händen und langen, ebenmäßigen Fingern an den Körper gelegt, der rechte nach oben gestreckt,genau wie der Zeigefinger. Die weit aufgerissenen, matten, blutunterlaufenen Augen starrten an die Decke, am Hals deutliche, inzwischen fast schwarze Strangulierungsmerkmale, Spuren einer Schlinge, die um den Hals gezogen worden war.
    »Das war’s wohl«, meinte Julia Durant leise. »Was hab ich gesagt? Jetzt fängt er erst richtig an. Zwei tote Frauen in nicht einmal vierundzwanzig Stunden. Warum? Was geht in ihm vor?«
    Hellmer trat näher an die Tote heran, betrachtete sie eingehend. »Ruf Berger an, er soll die Kameraden herschicken.« Und nachdem Julia Durant Berger informiert hatte, fragte er: »Fällt dir was auf?«
    »Was meinst du?«, fragte die Kommissarin zurück und

Weitere Kostenlose Bücher