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Der Jäger

Der Jäger

Titel: Der Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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steckte ihr Handy wieder in die Tasche.
    »Ihre Lage. Sie liegt nicht einfach so auf dem Bett, ich meine, sie liegt nicht am Kopfende und nicht in der Mitte, sondern leicht schräg. Der Mörder hatte doch alle Zeit der Welt, hier hat ihn niemand gestört, und doch hat er sie nicht in die Mitte des Bettes gelegt, nicht aufs Kopfkissen, sondern anders, irgendwie eigenartig. Warum hat er sie
so
hingelegt? Hast du eine Erklärung dafür?« Hellmer fasste sich nachdenklich ans Kinn.
    Durant schüttelte den Kopf. »Bis jetzt nicht. Aber vielleicht haben wir nachher eine, wenn Kullmer von den andern Fundorten zurück ist.« Und nach einer kurzen Pause: »Wohin um alles in der Welt zeigt sie?«
    »Wenn ich das wüsste! … Da schau her, sie wurde auch gefesselt. Hier, eindeutig«, sagte Hellmer und wies auf die Handgelenke. »Ich möchte wetten, diese Spuren finden sich ebenfalls an den Fußgelenken. Na ja, und wie sie unter dem Kleid aussieht, können wir uns denken.«
    Julia Durant holte ihre Gummihandschuhe aus der Tasche, streifte sie über, betastete vorsichtig die Tote und sagte nach kurzer Zeit: »Sie ist verdammt hübsch, selbst jetzt noch. Komisch, manche sehen gotterbärmlich aus, wenn sie auf eine solche Weiseumgebracht wurden, andere wiederum … Egal, meiner Meinung nach ist sie seit mindestens zwölf Stunden tot. Die Leichenstarre hat voll eingesetzt. Ich nehme an, sie wurde in den frühen Morgenstunden umgebracht …«
    »Du meinst, der Kerl hat innerhalb von vier oder fünf Stunden zwei Frauen …?«
    »Warum nicht? Er musste doch damit rechnen, dass wir recht bald diese Adresse rausfinden. Also konnte er sich mit ihr nicht so viel Zeit nehmen wie mit Erika Müller. Wir wissen ja nicht, wo sich die Müller zwischen Freitag- und Sonntagabend aufgehalten hat, aber es ist immerhin möglich, dass er sie hier schon seit gestern Nachmittag in seiner Gewalt hatte, und zwar so gefesselt und geknebelt, dass sie unmöglich … Vielleicht hat er sie auch betäubt, wer weiß? Und dann ist er zwischendurch mal kurz zu seinem andern Opfer gefahren, hat es umgebracht und im Grüneburgpark abgelegt. Von dort ist er hierher zurückgekehrt, im Schutz der Nacht, und hat sich weiter um sie gekümmert. Er muss ungeheuer sicher gewesen sein, dass die Polizei noch nicht eingeschaltet war. Und genauso sicher bin ich, dass er noch vor dem Morgengrauen das Haus wieder verlassen hat. Ein Phantom, das niemand gesehen oder zumindest niemand beachtet hat. Und dann dieses verdammte Lied – er hat die Repeat-Taste gedrückt. Bestimmt läuft es schon seit letzter Nacht. ›Time to say goodbye‹, geradezu makaber.« Sie schüttelte den Kopf, fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. »Komm, gehen wir kurz in den Hausflur und rauchen eine. Das hier hält ja der Stärkste nicht aus.«
    »Du hast doch schon viel Schlimmeres gesehen …«
    »Nein, Frank, es ist immer schlimm. Vielleicht fühle ich mich heute auch nur nicht besonders. Aber zwei tote Frauen an einem Tag, das ist wirklich viel. Kommst du jetzt mit?«
    »Ja.«
    Hellmer holte aus der Küche einen unbenutzten Aschenbecher und legte einen Knirps-Regenschirm in die Tür, damit sie nichtzufiel. Julia Durant lehnte sich an die Wand, rauchte schweigend. Ihre Nervosität hatte sie äußerlich gut unter Kontrolle, innerlich vibrierte sie.
    »Wenn sie schon seit zwölf Stunden tot ist, dann hat der Täter diesmal aber seine Vorgehensweise geändert. Die andern hat er erst, kurz bevor sie gefunden wurden, umgebracht«, sagte Hellmer mit gedämpfter Stimme, um zu verhindern, dass irgendein anderer Bewohner im Haus etwas von dem Gespräch mitbekam.
    »Er hatte keine andere Wahl«, flüsterte Julia Durant und stieß den Rauch durch Mund und Nase aus. »Er musste es nachts tun, tagsüber wäre er aufgefallen. Sie hier zwei Tage lang zu foltern, wäre zu risikoreich für ihn gewesen.«
    »Er ist ein verdammter Scheißkerl. Und unglaublich kaltblütig.«
    »Weiß nicht«, erwiderte die Kommissarin und drückte ihre Zigarette aus. »Ich frage mich nur, warum er sie in ihrer eigenen Wohnung umgebracht hat. Die andern drei hat er im Freien deponiert.«
    »Keine Ahnung«, sagte Hellmer und drückte seine Zigarette ebenfalls aus. »Der Misthund ist eben an Kaltblütigkeit nicht zu übertreffen.«
    »Vielleicht hast du Recht mit dem kaltblütig, vielleicht auch nicht …«
    »Was willst du damit sagen?«, fragte Hellmer mit zusammengekniffenen Augen.
    »Ich frage mich einfach nur, was sein Motiv ist. Hass,

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