Der Jäger
hol’s schnell.« Er kehrte nach wenigen Sekunden mit einem Zettel in der Hand zurück und las vor: »Juliane Albertz, ein schwarzer Body der Marke La Perla mit den dazugehörigen halterlosen Strümpfen, erhältlich in ausgewählten Geschäften, Preis etwa fünfhundert Mark. Carola Weidmann, schwarzer BH und Slip von Malizia, dazu passende halterlose Strümpfe, ebenfalls nur in ausgewählten Geschäften erhältlich, etwa gleiche Preisklasse. Erika Müller, BH, Slip sowie Strapse und Strümpfe von La Perla, und die Kassner trug Dessous von Lejaby. Sicher ist nur, dass sämtliche Dessous von allerbester Qualität und Verarbeitung waren.«
»Leisten konnten sie sich die Sachen«, sagte Julia Durant leise, »aber es fällt mir schwer zu glauben, dass eine Albertz oder eine Weidmann so was anzieht, wenn sie angeblich mit einer Freundin zum Essen verabredet ist. Und auch die Müller – selbst wenn ihre Verabredung der erste Seitensprung ihres Lebens gewesen sein sollte, warum hätte sie sich extra dafür solch ausgefallene Unterwäsche zulegen sollen? Etwas Preiswerteres hätte es doch auch getan? Jetzt müssten wir nur wissen, wo die Sachen gekauft wurden. Auf jeden Fall ist das schon mal ein winziges Puzzleteilchen mehr. Und bald haben wir genug zusammen, um den Kerl hochgehen zu lassen. Ich schwöre es.«
Berger zündete sich eine Marlboro an, sah durch den Rauch hindurchin die Runde, kniff die Augen zusammen und sagte mit einem kaum merklichen Lächeln: »Ich sehe, Ihr Jagdtrieb ist wieder durchgebrochen. Das freut mich.«
»Schauen wir mal, was die nächsten Tage und Wochen bringen. Sind die Leute von der Soko soweit?«
»Wir fangen um Punkt halb neun an«, antwortete Berger.
»Gut. Und danach fahren Hellmer und ich zu Frau Randow, und anschließend nehmen wir uns Richter und Kleiber vor. Eigentlich könnte ich bei Richter gleich mal anrufen …«
»Warum das?«, fragte Hellmer stirnrunzelnd.
»Wir könnten ihn ganz gut als Profiler gebrauchen. Dass wir seine Nummer bei der Kassner gefunden haben, muss er ja noch nicht wissen«, erwiderte sie grinsend. Sie zog aus dem Karteikasten die Karte mit der Anschrift und der Telefonnummer von Richter, nahm den Hörer von der Gabel und wählte die Nummer. Nach dem dritten Läuten meldete sich eine weibliche Stimme.
»Hier Durant, Kriminalpolizei. Könnte ich bitte Professor Richter sprechen?«
»Einen Moment bitte, ich hole meinen Mann«, sagte die junge Frau am andern Ende der Leitung. Durant wartete und steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen.
»Richter.«
»Guten Morgen, Professor Richter. Hier Durant …«
»Ah, Kommissarin Durant. Was verschafft mir die Ehre?«
»Wir haben ein Problem und möchten Sie bitten, uns zu helfen. Wäre es möglich, wenn mein Kollege und ich noch im Laufe des Vormittags bei Ihnen vorbeischauen?«
»Natürlich. Ich stehe Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung. Sagen Sie mir nur, wann Sie kommen wollen.«
»Zwischen elf und zwölf?«, fragte Durant.
»Zwischen elf und zwölf«, sagte Richter und zögerte einen Moment. »Hm, um diese Zeit habe ich einen Patienten. Entweder vor zehn oder nach zwölf. Am besten um halb eins.«
»Dann um halb eins. Bis nachher.«
Julia Durant legte auf und sah Berger grinsend an. »Sie haben es gehört, um halb eins bei Richter. Mal sehen, was der gute Mann uns zu sagen hat.« Sie schaute auf die Uhr, fünf vor halb neun; stand auf, drückte ihre Zigarette aus und nahm ihre Tasche.
»Also, dann lassen Sie uns mal die Kollegen instruieren. Ich habe heute nämlich noch eine Menge vor.« Kurz vor der Tür fiel ihr noch was ein: »Was ist eigentlich mit der Vita Kassner?«
»Liegt auf Ihrem Tisch«, antwortete Berger. »Allerdings noch ziemlich unvollständig. Was da drin steht, kennen Sie vermutlich bereits.«
»Ich werf mal schnell einen Blick drauf«, sagte sie, ging in ihr Büro und überflog die Zeilen. Sie kannte es tatsächlich schon. Allerdings fehlten die Namen ihrer Eltern.
Die Einsatzbesprechung dauerte eine Dreiviertelstunde. Die der Soko zugeteilten Beamten, neunundvierzig Männer und elf Frauen, kamen aus allen Abteilungen, der Mordkommission, der Sitte, den Dezernaten für Drogen-, Jugend- und Wirtschaftskriminalität, ein Spezialist von der Kriminaltechnik, ein Computerexperte, uniformierte Polizisten.
Nach der Sitzung, in der jeder über den Stand der Ermittlungen und den weiteren Verlauf sowohl mündlich als auch schriftlich informiert und sensibles Vorgehen bei den
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