Der Jäger
geführt, und das habe ich gesagt.«
»Wo sind die Sachen Ihrer Tochter jetzt?«
»Das geht Sie nichts an.«
»Doch, das tut es. Und wenn Sie uns nicht helfen, werden wir mit einem Durchsuchungsbefehl wiederkommen. Diese Peinlichkeit wollen Sie sich und Ihrer Familie doch sicherlich ersparen, oder?«
Frau Randow zuckte kurz zusammen, ihre Haltung wurde noch etwas steifer, ihr Blick war zu Boden gerichtet.
»Was wollen Sie eigentlich? Müssen Sie unbedingt in der Intimsphäre von Juliane herumrühren? Was bringt es Ihnen? Persönliche Genugtuung?«
»Nein, Frau Randow, hier geht es um alles andere als persönliche Genugtuung. Es sind am Wochenende wieder zwei Frauen getötet worden, und zwar auf die gleiche Weise wie Ihre Tochter. Wir haben es also inzwischen mit einem Täter und vier Opfern zu tun. Und wir suchen nach etwas, womit wir eine Verbindung zwischen den Frauen herstellen können. Und Sie könnten uns sehr behilflich dabei sein. Wie sieht es aus, wollen Sie kooperieren?«
»Ich möchte nicht, dass im Leben von Juliane herumgeschnüffelt wird. Sie ist tot, und, mein Gott, sie hat nicht verdient …« Ihre Stimme bekam mit einem Mal ein seltsames Vibrato, sie hatte Mühe, nicht die Kontrolle über ihre Gefühle zu verlieren.
»Sie würde wollen, dass wir den Täter endlich fassen. Er hat ihr das Schlimmste angetan, was man einer Frau überhaupt nur antun kann. Frau Randow, das Intimleben Ihrer Tochter interessiert uns nicht, kein Mensch außer meinem Kollegen und mir wirdDetails davon erfahren. Und sollten Sie befürchten, dass die Medien darüber berichten könnten, so versichere ich Ihnen, dass die Medien von uns keine Details bekommen, und schon gar nichts, was in einem Tagebuch steht. Sie haben vor einem Jahr keine detaillierten Informationen erhalten, und genauso wird es auch jetzt sein. Es würde nur unsere Ermittlungen behindern. Deshalb bitte ich Sie noch einmal, uns zu helfen.«
Frau Randow schluckte schwer, sah Durant Hilfe suchend an, nickte kaum merklich und sagte leise: »Juliane hat Tagebuch geführt, aber erst, seit sie das mit der Geliebten ihres Mannes erfahren hatte. Sie hat sich in diesem Tagebuch ihren ganzen Kummer von der Seele geschrieben. Früher, als junges Mädchen, hat sie das auch schon gemacht, dann lange Zeit nicht mehr.«
»Haben Sie das Tagebuch gelesen?«, fragte Durant.
»Nur einen Teil, ich habe es nicht ausgehalten.«
»Und warum haben Sie uns das nicht schon vor einem Jahr gesagt?«
Plötzlich traten Tränen in die Augen der alten Frau, sie krampfte die Finger ineinander und sagte schluchzend: »Mein Gott, ich wollte doch nicht, dass jeder weiß, was in ihr vorgegangen ist. Es steht doch nichts drin außer ihren Gefühlen.«
»Würden Sie es uns bitte geben?«
»Es sind zwei Bücher. Warten Sie, ich hole sie.«
Sie kehrte nach wenigen Minuten zurück und händigte sie der Kommissarin aus. »Hier, bitte, und es tut mir Leid, wenn ich damals nicht die ganze Wahrheit gesagt habe. Und Sie versprechen mir wirklich, dass die Öffentlichkeit nichts davon erfährt?«
»Kein Sterbenswörtchen. Versprochen.« Und nach einer kurzen Pause: »Eine Frage noch, und bitte versuchen Sie sich, so gut es geht, zu erinnern. Hat Ihre Tochter jemals teure Dessous getragen? Sie wissen, was ich meine, besondere BHs, Slips, vielleicht sogar Strapse? Mir ist durchaus klar, dass diese Frage sehr intim ist, aber auch sehr wichtig für uns.«
Frau Randow schüttelte den Kopf. »Nein, und das ist die Wahrheit. Sie hat ganz normale Unterwäsche gehabt, nicht dieses ausgefallene Zeug. Warum wollen Sie das wissen?«
»Weil Ihre Tochter, als sie gefunden wurde, sehr extravagante Dessous getragen hat. Genau wie die andern Opfer auch. Und vielleicht hilft uns das Tagebuch ein wenig, dieses Rätsel zu entschlüsseln.«
»Sie hat sich doch mit einer Bekannten getroffen …«, meinte Frau Randow verwirrt.
»Nein, Frau Randow, wir haben alle Freundinnen und Bekannten befragt, und mit keiner hatte sie eine Verabredung, und das wissen Sie auch. Wir müssen mittlerweile davon ausgehen, dass sie sich mit jemandem getroffen hat, von dem niemand, auch Sie, nichts wissen durfte.«
Frau Randow schüttelte verständnislos den Kopf. »Sie hat also Geheimnisse vor mir gehabt. Und ich dachte immer, ich wäre eine gute Mutter gewesen, der sie alles sagen konnte …«
»Ich glaube nicht, dass dies etwas mit Ihren Mutterqualitäten zu tun hatte. Und seien wir doch ehrlich, jeder von uns hat ab und zu ein
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