Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Jäger

Der Jäger

Titel: Der Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
Vom Netzwerk:
doch ein Tagebuch geführt hat.« Sie hielt inne, dann fragte sie: »Wo ist Kullmer?«
    Hellmer ging ein paar Schritte in sein Büro zur nächsten Tür und kam kurz darauf mit Kullmer zurück.
    »Was gibt’s?«, fragte er.
    »Bevor wir gleich unsere Sitzung mit den Leuten von der Soko haben, möchte ich noch was loswerden. Ich habe gestern Abend in den Tagebüchern dieser Erika Müller geblättert und bin auf ein paar sehr interessante Details gestoßen. Zum einen war ihre Ehe ein einziges Chaos, die meisten Passagen handeln von ihrer Verzweiflung darüber, dass ihr Mann säuft, aber, und jetzt kommt’s, sie hat sich am Freitag vor einer Woche mit einem gewissen I. getroffen. Offensichtlich eine überaus faszinierende Persönlichkeit, wenn man ihren Eintragungen glauben darf. Das war aber nicht das erste Mal, sie hat sich nämlich bereits vor einem Jahr mit diesem I. getroffen, und zwar auf einer Party. Beide Male war es an einem Freitag, an Tagen also, an denen sie eigentlich in ihrem wöchentlichen Meeting bei Al-Anon war. Und in ihrer letzten Eintragung am Donnerstag vor ihrem Verschwinden war sie regelrecht euphorisch wegen des nächsten Abends und dieses ominösen Treffens mit unserem Unbekannten. Und dieser Unbekannte ist ihr Mörder. Und der Mörder der anderen Frauen. Jetzt müssten wir nur wissen, mit wem sie sich getroffen hat.«
    »Vielleicht ist derjenige ja auf unserer Liste zu finden«, bemerkte Kullmer.
    »Kaum. Aber ich habe eine andere Hypothese. Der Mörder rechnet wahrscheinlich nicht damit, dass zumindest eines seiner Opfer Tagebuch geführt haben könnte. Sie schwärmt jedoch von seinem Gesicht, seinen Haaren, seinem Mund und seinen Händen und so weiter. Es muss sich also um jemanden handeln, der auf Frauen einen ganz besonderen Eindruck macht.«
    »Wahrscheinlich irgend so ein gelackter Schönling ohne Hirn im Kopf«, sagte Kullmer mit abfälligem Grinsen.
    »Falsch, lieber Herr Kullmer, er mag zwar durchaus ein Schönling sein, aber nicht dumm. Denn sie beschreibt ihn als intelligent.Sie war fasziniert von ihm und davon, wie gut sie sich mit ihm unterhalten konnte. Und blöd war die Müller bestimmt nicht.«
    »Aber sie hatte einen Säufer zu Hause und wahrscheinlich schon lange keinen Orgasmus mehr«, sagte Kullmer diesmal ernst. »Und mit knapp sechsunddreißig braucht man wenigstens ab und zu diesen Höhepunkt. Sie war frustriert, angewidert von ihrer Lebenssituation, sie sah keinen Ausweg mehr, und da kommt dann so ein Typ, und ihre Hormone spielen verrückt.«
    Genau wie meine Hormone, dachte Durant. »Apropos Säufer, sind eigentlich die Kinder abgeholt worden?«
    Berger schüttelte den Kopf. »Es ist zwar gestern am späten Nachmittag jemand hingefahren, aber es war niemand zu Hause. Sie probieren es heute Vormittag noch einmal.«
    »Scheiße, hoffentlich ist der Typ nicht mit seinen Kindern getürmt.«
    »Blödsinn! Wohin soll der denn schon gegangen sein? Der braucht seinen Schnaps und sonst nichts.«
    Es entstand eine Pause, während der sich Durant eine Zigarette anzündete.
    »Okay, warten wir’s ab. Und noch einmal zu Ihnen, Herr Kullmer. Sie mögen Recht haben mit Ihrer Analyse über Erika Müller, aber trotzdem müssen wir versuchen eine Verbindung zwischen den Frauen herzustellen. Auf jeden Fall nehmen wir uns die Mutter der Albertz noch mal vor. Es gibt diese Verbindung, und ich bin sicher, das eine Ende des Fadens halten wir bereits in der Hand, ohne es zu merken. Denn dass jemand einfach so wahllos seine Opfer herauspickt, sie betört, was sich bei einem Mann schon reichlich bescheuert anhört, und sie dann im guten Glauben zu sich lockt, erscheint mir sehr weit hergeholt. Alle ermordeten Frauen haben etwas gemeinsam, und zwar etwas, das sie letztendlich das Leben gekostet hat. Die Frage ist, worin besteht diese Gemeinsamkeit? Und wenn wir diese Gemeinsamkeitkennen, wie können wir potenzielle nächste Opfer schützen?« Sie hielt inne, stand auf und ging zum Fenster. Der Himmel war fast wolkenlos und von einem angenehmen weichen Blau, die Sonne erwärmte die Luft nach einer kalten Nacht von Minute zu Minute ein wenig mehr, und es war beinahe windstill. Durant schätzte, dass die Temperatur heute bestimmt auf fünfzehn Grad ansteigen würde. Während sie hinunter auf die Straße schaute, wo der morgendliche Berufsverkehr seinen Höhepunkt erreicht hatte, fragte sie Kullmer: »Was haben übrigens Ihre Recherchen ergeben, was die Unterwäsche betrifft?«
    »Moment, ich

Weitere Kostenlose Bücher