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Der Jäger

Der Jäger

Titel: Der Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Studio. Hab ich schon wieder vergessen. Ich sollte mich vielleicht mal wieder mehr mit Kultur beschäftigen.«
    »Du liest Krimis von Kleiber«, meinte Hellmer grinsend.
    »Ich rede von richtiger Kultur, Blödmann. Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal im Theater war. Es muss irgendwann in grauer Vorzeit gewesen sein, als ich noch ein junges Mädchen war.«
    »So gehen die Jahre dahin, man wird älter, man wird weiser, und man wird träger. Ist es nicht so?«
    »Hä, hä, hä, du bist heute ein richtiger Scherzkeks, was?«, sagte Durant und steckte sich eine Zigarette an. »Aber das vorhin bei Kleiber, ich meine dein Kommentar von wegen Roman, war auch nicht gerade vom Feinsten.«
    »Tschuldigung, ich hab’s ja selbst gemerkt. Passiert mir halt ab und zu, dass ich in riesige Fettnäpfe trete. Wenigstens hat er’s mit Humor genommen.«
    »Na ja, ich weiß nicht, ob ihm im Augenblick der Sinn nach Humor steht. Er war ziemlich fertig. Und das war nicht vorgetäuscht. Ich glaube, Schriftsteller sind eine Spezies für sich. Ich möchte einmal in das Hirn von einem schauen und sehen, was sich da so alles abspielt.«
    »So, wir sind da«, sagte Hellmer, ohne auf die letzte Bemerkung von Durant einzugehen. Das Haus, in dem van Dyck wohnte, lag hinter einer Hecke, mehreren Nadelbäumen und hohen winterfestenBüschen versteckt. Auch hier wie bei Kleiber Kameras und Bewegungsmelder. Auf ihr Klingeln hin tauchten wie aus dem Nichts zwei schwarze, zähnefletschende Dobermänner am Tor auf.
    »Ich hasse diese Viecher«, quetschte Hellmer durch die Zähne. »Wer sich solche Köter hält, ist in meinen Augen nicht ganz sauber.«
    »Oder vorsichtig«, sagte Durant.
    Ein groß gewachsener Mann in Jeans und Jeanshemd kam aus dem Haus, gab den Hunden einen kurzen, scharfen Befehl, woraufhin die beiden gemächlich hinter den Büschen verschwanden. Durant schätzte ihn auf Ende vierzig bis Mitte fünfzig, er hatte schütteres braunes Haar, einen leicht verkniffenen Zug um den Mund und tiefe Falten auf der Stirn und um die Nase.
    »Sie sind von der Polizei?«
    »Herr van Dyck?«, fragte Durant.
    »Richtig. Kommen Sie rein, Zeus und Apollo tun Ihnen nichts, solange Sie mir nichts tun.«
    »Zeus und Apollo?«, sagte Hellmer. »Kommt mir irgendwie bekannt vor …«
    »In der Fernsehserie
Magnum
gab es zwei Dobermänner mit diesen Namen. Ich habe meine Hunde nach ihnen benannt. Am besten gehen wir in mein Arbeitszimmer, dort sind wir ungestört.«
    Sie betraten das Haus, eine etwa vierzigjährige Frau mit kurzen blonden Haaren kam aus einem Zimmer und sah die Beamten fragend an.
    »Meine Frau Claudia, Claudia, das sind Beamte von der Kriminalpolizei. Wir gehen nach oben.«
    »Guten Tag«, sagte Durant, woraufhin Claudia van Dyck nur nickte. Sie war zierlich und kaum größer als einsfünfundsechzig, hatte grüne Augen, einen hellen Teint und schmale Lippen, die sich an den Mundwinkeln leicht nach unten bogen. Auch sie trug Jeans und ein weißes Sweatshirt, das bis weit über ihren Po reichte.Sie wirkte farblos, vielleicht aber auch nur, weil sie ungeschminkt war. Doch selbst wenn dem so war – sie war auch nicht annähernd mit einer Viola Kleiber zu vergleichen.
    »Was will die Polizei von dir?«, fragte sie.
    »Keine Ahnung, aber ich werde es sicher gleich erfahren«, antwortete er kühl. Hellmer und Durant warfen sich einen kurzen, aber vielsagenden Blick zu.
    Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, ging van Dyck vor ihnen die Treppe hinauf. Die Tür zu seinem Arbeitszimmer stand offen. Es war hell und freundlich eingerichtet, obwohl es unaufgeräumt war, wirkte es dennoch nicht unordentlich, sondern strahlte eher eine gewisse Gemütlichkeit aus. Die Einrichtung bestand aus einem Schreibtisch aus Nussbaum, einem sich über zwei Wände ziehenden Bücherregal, einem Computer, einer hochwertigen Videoanlage mit Großbildfernseher und einer Hifi-Anlage. Direkt neben dem Fenster standen zwei Stühle. Vom Fenster aus konnte man in den Garten mit dem Swimming-Pool sehen, dessen Wasser noch nicht abgelassen worden war und auf dessen Oberfläche Laub schwamm.
    »Nehmen Sie bitte Platz. Sie können die Stühle auch an den Schreibtisch ziehen«, sagte van Dyck, der sich ein Zigarillo ansteckte und sich in seinen Sessel setzte. Er stützte die Ellbogen auf und sah die Beamten an. »Und jetzt verraten Sie mir doch bitte, was es so Dringendes gibt?«
    »Herr van Dyck, wir sind sofort wieder verschwunden, wenn Sie uns ein paar Fragen beantworten. Es

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