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Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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mit ihm geschehen?«
    »Er hat sich um die Pferde gekümmert. Eines Tages war er verschwunden. Der Dorfälteste sagte, ich solle mich an seiner Stelle der Pferde annehmen.« Er lachte bitter. »Was war ich stolz darauf! Ich dachte, vielleicht macht mich der Herr eines Tages zu seinem neuen Knappen. Aber da wußte ich auch noch nichts. Und ich habe mich noch gewundert, warum sich keiner um diese Arbeit gerissen hat.« Er stieß die Tür auf und eilte hinaus. Philipp lief ihm nach und hielt ihn am Arm fest.
    »Warum hast du mir das Ganze nicht schon letztesmal erzählt?« rief er.
    »Ich wußte nicht, ob ich Euch trauen kann. Ihr habt Herrn Radolf ohne Zögern angefaßt, und es ist Euch auch nichts passiert. Ich dachte, Ihr gehört vielleicht zu Ihnen. Aber seitdem ich gehört habe, wie der Zauberer über Euch gesprochen hat ...«
    »Ich danke dir für deine Warnung«, sagte Philipp.
    »Bleibt weg von diesem Haus«, sagte der Pferdeknecht düster. »Oder Ihr werdet Dinge sehen, die Euren Tod bedeuten.«
    Philipp vertrieb sich den Tag damit, in der Umgebung von Radolfs Haus herumzuwandern. Er machte sich aufeine müßige Suche nach dem Hundekadaver, ohne mehr zu finden als die bereits vorher dagewesene Gewißheit, daß er nichts dergleichen entdecken würde. Eine Weile stand er auf dem kleinen Friedhof, betrachtete das Grab Katharinas und hoffte vergebens, Dionisia möge ebenfalls die Grab stelle aufsuchen und in der Stimmung sein, ihm zu vergeben. Zuletzt trat er prüfend auf der Stelle herum, wo Radolf einen Brunnen zu graben versucht hatte, ein vage rechteckiger Fleck auf dem Boden, dessen unordentlich an ihren Platz zurückgetrampelte Grassoden da zu welken und dort neu zu sprießen begannen. Wer immer gegraben hatte, hatte den Aushub nicht wieder vollständig im Schacht untergebracht: Ein niedriger Haufen bereits trocken gewordener Erde und Lehm ruhte abseits unter dem Palisadenzaun. Ob der enttäuschte Graber es nicht mehr der Mühe für nötig befunden hatte, das zurückgeworfene Material festzustampfen? In etlichen Monaten, spätestens während der Herbstregen, würde das lockere Erdreich sicher in der Grube in sich zusammensinken und einen mehrere Handspannen tiefen Krater an der Oberfläche bilden – ein weiteres Beispiel für den desolaten Zustand des Besitzes. Seufzend wandte sich Philipp ab.
    Kurz vor der Dämmerung kehrten Ernst und Radolf zurück, begleitet vom Pferdeknecht, den sie offensichtlich bei ihrem Ritt durch das Dorf mitgenommen hatten und der in deutlichem Abstand hinter ihnen hertrottete. Philipp hatte die Ankunft einer Schar von Männern erwartet, die die Jagdgehilfen für die beiden gespielt hatten und eine Anzahl von Vögeln, Hasen und das eine oder andere größere Wild zurücktransportierten, aber Ernst und Radolf waren allein. Um ihre Jagdbeute war es ebenso bestellt wieum ihre Eskorte. Beide Männer ritten schweigend in den Hof, sprangen von den Pferden und marschierten steifbeinig in das Gebäude, ohne daß sie mit Philipp oder auch nur miteinander ein Wort gesprochen hätten.
    Philipp folgte ihnen nach; einerseits, um eine Gelegenheit zu bekommen, das bislang aufgeschobene Gespräch mit Radolf zu führen, andererseits, weil ihre Ankunft eine willkommene Möglichkeit war, Dionisia wieder unter die Augen zu treten. Radolf hatte sich bereits in seine Kammer zurückgezogen, als Philipp den Saal betrat; man hörte ihn drinnen rumoren. Ernst beschäftigte sich in einer Ecke des Saales damit, sein Lederwams abzulegen, und machte ein ungewohnt mürrisches Gesicht. Der Saal selbst war eine Überraschung: Ohne daß er sie gesehen hatte, mußte Dionisia draußen gewesen sein, um Blumen und Gräser zu pflücken und diese dort auf dem Steinboden zu verstreuen, wo sie die Tischplatte auf die Böcke gestellt hatte. Es wäre warm genug gewesen, draußen zu essen, wie es der allgemeinen Mode entsprach, aber Philipp war mittlerweile nicht mehr über die Angewohnheit sowohl des Burgherrn als auch seiner Tochter erstaunt, sich nach Möglichkeit im Inneren des düsteren Gebäudes aufzuhalten. Immerhin schien zumindest Dionisia genug Schönheitsbedürfnis zu besitzen, um dessen Schmucklosigkeit aufzulockern. Sie eilte aus der Küche nach oben, noch während Philipp den Saal betrachtete, und erklärte Ernst, daß er zusammen mit Radolf baden könne, wenn ihm der Sinn danach stünde: Sie habe heißes Wasser vorbereitet. Ihr Gesicht war gerötet und ihr Haar aufgelöst.
    »Habt Ihr den Pferdeknecht

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