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Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Anführer der Gesandtschaft, die mit al-Kamil verhandelten und schließlich den Vertrag bezeugten, waren der Großmeister der Deutschritter und die Bischöfe von Exeter und Winchester. Herr Ernst hat dagegen neben dem Großmeister nur den Bischof von Dorset genannt, der überhaupt nicht dazugehörte. Zu guter Letzt bezweifle ich, daß es dort Gänse gibt.«
    »Aber die Datteln und den Punischen Apfel, daran glaubt Ihr wohl?« fragte Dionisia mit ätzender Schärfe. »Ich weiß nicht, worauf Ihr hinauswollt, Philipp. Wenn Ihr sagen möchtet, daß Ernst ein Lügner ist, dann bedenkt, daß er sich unter unserem Dach als Gast befindet – ebenso wie Ihr. Und bedenkt weiterhin, daß Ihr den Gastgeber zusammen mit dem Gast beleidigt.« Sie stampfte mit dem Fuß auf, und Philipp erkannte überrascht, wie wütend sie wirklich war. »Es ist eine Unverschämtheit von Euch, so schlecht über Ernst zu sprechen, besonders wenn man denkt, wie freundlich er sich Euch gegenüber verhält.«
    »Ich wollte Euch nur auf die Punkte aufmerksam machen ...«
    »Ihr wolltet nur vor mir aufschneiden mit Eurem angeblichen Wissen, das Ihr doch nirgendwo anders her haben könnt als aus Büchern oder«, sie schnaubte verächtlich, »aus den Erzählungen Eures Herrn, der ja wohl der Heilige Vater in Rom sein muß, wenn seine Worte so unbedingt der Wahrheit entsprechen.«
    »Warum seid Ihr denn so wütend? Ich hatte doch nicht vor, jemanden zu beleidigen. Schon gar nicht Euch.«
    »Ihr habt mich aber beleidigt!« rief sie laut. Plötzlich füllten sich ihre Augen mit Tränen. Philipp sah bestürzt, wie sie sich grob mit der Hand durch das Gesicht wischte. Sie wandte sich mit einer brüsken Bewegung ab und lief an ihm vorbei zur Treppe.
    »Dionisia!« rief er hinterher.
    »Laßt mich in Ruhe. Ich will Euch niemals wiedersehen.« Sie lief die Treppe hinauf zu ihrer Kammer und ließ Philipp allein im Saal stehen, mit einem dummen Gesicht und dem scharfen Schmerz des Bedauerns im Herzen.
    Im Stall fehlten das Pferd, auf dem Ernst gestern hergekommen war, und das Roß, das scheinbar Radolf gehörte. Der Pferdeknecht war anwesend und machte sich mit zerknittertem Gesicht bei den übrigen Tieren zu schaffen. Bei Philipps Eintreten sah er auf und nickte ihm zu; dann erst schien er ihn zu erkennen. Verlegene Röte kroch seinen Hals herauf. Keine Sorge , dachte Philipp und erinnerte sich unwillkürlich an Radolfs Blässe, als Ernst die Bemerkung über den Geist im Keller gemacht hatte. Du bist hier nicht der einzige, der sich vor Gespenstern fürchtet.
    »Wie geht’s dem Arm?« fragte er.
    Die Befangenheit in den Zügen des Mannes lockerte sich ein wenig, als würde es ihm guttun, daß sich Philipp an seine Verletzung erinnerte.
    »Viel besser«, sagte er strahlend. »Ich habe fast keine Schmerzen mehr, und das Fleisch wächst bereits zusammen.«
    »Herr Radolf und sein Freund sind bereits ausgeritten?«
    »Noch vor der Dämmerung.« Er gähnte herzhaft. »Die Alte mußte mich wecken, damit ich ihre Pferde sattle und für den Ausritt bereit mache.«
    »Weißt du, wohin sie wollten?«
    »Ich nehme an, auf die Jagd. Sie haben es mir nicht gesagt.« Philipp schüttelte verdrossen den Kopf. »Wieso geht er mit Ernst auf die Jagd?« murmelte er halblaut. Ich bin eigens hergekommen, um mit ihm zu sprechen.
    »Das verstehe ich auch nicht«, erklärte der Pferdeknecht. »Ich dachte, man geht nur mit einem guten Gefährten auf die Jagd.«
    »Weshalb glaubst du, die beiden sind keine guten Gefährten?«
    »Na, weil sie sich die ganze Zeit über streiten. Als derfremde Herr vor ein paar Tagen ankam, schien Herr Radolf schon nicht besonders erfreut, und seitdem ist es ständig schlimmer geworden. Ihr habt das nur nicht mitbekommen, weil während Eures ersten Besuchs der fremde Herr nicht da war.«
    »Soweit ich weiß, waren Radolf und Ernst Kampfgefährten während des Pilgerzugs.«
    »Jetzt mag Herr Radolf seinen Gefährten jedenfalls nicht mehr«, stellte der Pferdeknecht mit seltsamer Befriedigung fest. Philipp entging der Unterton nicht.
    »Du meinst, er schickt ihn nur wegen des Gebots der Gastfreundschaft nicht fort?« fragte er vorsichtig. »Aber welchen Grund hätte er dann, ihn auf die Jagd zu begleiten?« »Vielleicht mußte er.« Da war dieser Unterton wieder; er bedeutete: Frag mich nur, und ich werde dir meine Meinung sagen. Und du wirst dich wundern.
    »Wie sollte Ernst Radolf dazu zwingen können?«
    Der Pferdeknecht trat einen Schritt auf ihn zu und

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