Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
Vom Netzwerk:
mitgebracht?« fragte sie. »Jemand muß den Zuber hinaustragen.«
    »Er ist draußen und krault den Pferden die Barte«,brummte Ernst in einem schwachen Versuch, seine gute Laune wiederherzustellen.
    Dionisia wandte sich um und erblickte Philipp. Er lächelte ihr vorsichtig zu, aber sie lächelte mit einer derartig fröhlichen Offenheit zurück, daß Philipp anzunehmen bereit war, ihre Meinungsverschiedenheit sei vergessen.
    »Wo wart Ihr nur den ganzen Tag, Meister Philipp?« fragte sie. »Ich habe Euch vermißt.«
    »Ich habe die Wolken am Himmel gezählt.«
    »Und wie viele sind es?«
    »Mehr als drei«, erwiderte Philipp und tat so, als könne er nicht weiter zählen. Dionisia lachte und huschte an ihm vorbei, um dem Pferdeknecht seine zusätzliche Aufgabe mitzuteilen. »Ich hoffe, Ihr seid hungrig«, rief sie Philipp im Hinauslaufen zu. »Ich habe heute selbst gekocht.«
    Ernst hatte sich in der Zwischenzeit halbwegs von seinem Wams befreit und grunzte angestrengt bei dem Versuch, es über den Kopf zu ziehen. Philipp trat zu ihm und zerrte daran, bis er es endlich in der Hand hielt. Er sah mit Erstaunen, daß Ernst darunter ein ärmelloses Kettenhemd getragen hatte, und wunderte sich einmal mehr über die ständige Kampfbereitschaft, die den Mann auszuzeichnen schien. Ernst schniefte und wand sich aus dem Kettenhemd, wobei er ein zweitesmal Philipps Hilfe annahm.
    »Wo habt Ihr eigentlich Euren Knappen gelassen?« fragte Philipp.
    »Zu Hause. Er hat sich einen Tag vor meiner Abreise ein Bein gebrochen und war nicht reisefähig.«
    »Ihr hättet doch bestimmt Ersatz mitnehmen können. Wer soll Euch mit Euren Waffen und den Pferden helfen?«
    »Damit komme ich auch alleine zurecht«, brummte Ernst und schnappte sich das Kettenhemd aus Philipps Griff.
    »Lieber mach ich es selbst, als daß ich einen ungeschickten Tölpel überall mit hin schleife.«
    »Und Eure beiden Gefährten?« erkundigte sich Philipp betont harmlos.
    »Das sind doch keine Knappen!« dröhnte Ernst. »Sie haben mich nur von zu Hause nach hier begleitet. Abgesehen davon brauche ich sie in der Stadt, um meine Geschäfte abzuschließen; dort sind sie mir nützlicher als hier.«
    Er setzte sich auf eine Truhe und streckte Philipp mit einem auffordernden Grinsen einen Fuß entgegen. »Außerdem machst du das sehr gut«, sagte er.
    Philipp kämpfte einen kurzen Kampf gegen seinen Stolz und gewann; er begann damit, Ernsts Schuh aufzuschnüren, während dieser behaglich seufzte und sich zurücklehnte.
    »Kein Glück bei der Jagd gehabt?« fragte Philipp.
    »Ach was«, sagte Ernst vage. »Nichts weit und breit zu sehen, in was einen Pfeil zu schießen es sich gelohnt hätte.« Er sprang auf, als Philipp beide Schuhe von seinen bloßen Füßen gezogen hatte, und trat wegen der überraschenden Kühle des Bodens von einem Bein aufs andere. Mit einem Lächeln, das anzuzeigen schien, daß er seine gute Laune wiedergewonnen hatte, schlug er Philipp auf die Schulter. »Hast du Lust zu baden?« fragte er. »Wenn du mir schon die Schuhe ausziehst, will ich dich wenigstens in meinen Zuber einladen. Vorausgesetzt, der Nichtsnutz von Roßknecht hat ihn schon nach draußen geschafft und gefüllt.« »Danke«, lehnte Philipp ab. »Es schadet der Gesundheit, zu oft zu baden.«
    Ernst zuckte mit den Schultern; einen Moment schien er unschlüssig, dann wandte er sich um und rief über dieSchulter: »He, Radolf. Deine Tochter hat heißes Wasser bereitet. Nimmst du ein Bad?«
    Radolf brummte etwas Unverständliches in seiner Kammer zur Antwort, kam aber nicht heraus. Ernst machte ein mißbilligendes Gesicht und patschte schließlich auf nackten Füßen hinaus.
    Philipp wartete, bis Ernst draußen war, dann trat er vor Radolfs Kammer und hustete. Da keine Antwort kam, schob er den Vorhang beiseite und trat ein. Radolf saß mit finsterer Miene auf einer Truhe, noch immer so bekleidet, wie er in die Kammer eingetreten war.
    »Wir müssen reden«, sagte Philipp.
    Radolf sah nicht auf. »Willst du mir deine andauernde Erfolglosigkeit im Detail schildern?« fragte er.
    »Ich will Euch schildern, was ich schon alles versucht habe, ohne auf Ergebnisse zu stoßen.« »Kommt das nicht auf das gleiche heraus?«
    »Was herauskommt, werden hoffentlich ein paar bessere Antworten als die sein, die Ihr mir bisher gegeben habt.« Radolf sah auf, und über die Schwermütigkeit seiner Züge schob sich langsam ein gewisses Erstaunen. Philipp ließ ihn nicht zu Wort kommen; während des

Weitere Kostenlose Bücher