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Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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ausgelegt werden. Und bedenkt selbst, ob es nicht wahr ist, daß Ihr noch keinen Schritt weitergekommen seid, seit er Euch bei Eurer Suche nach Eurem Gemahl ›hilft‹.« Sie stockte und sah zu Boden.
    »Ich kann es Euch nicht verdenken, daß Ihr an mir gezweifelt habt«, sagte Philipp großzügiger, als er sich fühlte. Tatsächlich fühlte er einen tiefen Stich, während er es sagte. Aude schwieg eine lange Weile.
    »Ich habe keinen Augenblick lang an Euch gezweifelt«, sagte sie schließlich, ohne den Blick vom Boden zu nehmen. »Darüber war er sehr erstaunt.« Sie sagte nicht, daß sie sich bereits zu diesem Zeitpunkt für Philipp als Bürge angeboten hatte. Und sie gab auch nicht preis, was der Kanzler noch zu ihr gesagt hatte: Ihr sprecht, als wäre jener dort Euer Mann und nicht einer, der verdächtig ist, Euren Mann getötet zu haben.
    »Er sagte, wenn ich darauf bestünde, daß Ihr unschuldig seid, würde es schwierig für ihn, Euch ein Geständnis abzupressen. Ich verlangte, er solle Euch freilassen, aber er prophezeite mir, daß Euch eine Nacht im Kerker, in der Erwartung der Folter, in kürzester Zeit gesprächig machen würde. Er sagte mir sogar voraus, daß Ihr noch vor Anbruch des Morgens geständig würdet.«
    »Für ihn bin ich nach wie vor der Täter«, knurrte Philipp. »Wie auch immer, du hast nicht die Erlaubnis, dich vom Hof zu entfernen«, erklärte Raimund. »Und ich habe dem Kanzler mein Ehrenwort gegeben, auf dich aufzupassen, bis deine Unschuld geklärt ist.«
    Philipp schnaubte. »So einfach ist das; gestern will er mir die Glieder ausreißen, und heute reicht ihm ein Ehrenwort, um mich laufenzulassen.«
    »Es ist ein Wort unter Edelmännern«, sagte Raimund ein wenig ungehalten. »Eine größere Versicherung gibt es nicht.«
    »Ich muß den Hof verlassen, um meine Unschuld zu beweisen«, stieß Philipp hervor. »Aude, hat der KanzlerEuch gesagt, worüber Euer Mann mit ihm sprechen wollte?«
    »Nein. Er fragte mich, ob ich es wüßte. Ich wußte nicht einmal, daß er sich mit ihm verabredet hatte.«
    »Herr«, sagte Philipp und wandte sich an Raimund, »ich habe den Verdacht, daß Audes Mann den Kanzler betrügen wollte. Entschuldigt, Aude, aber wenn Ihr mein Gespräch mit dem Kanzler gehört habt, dann wißt Ihr ohnehin, was ich denke. Im letzten Moment verließ ihn der Mut, und er ist bei seinem Verbündeten untergekrochen.« »Wer soll dieser Verbündete sein?« »Radolf Vacillarius.«
    Philipps Herr riß erstaunt die Augen auf und schüttelte gleichzeitig den Kopf.
    »Ich weiß, es hört sich verrückt an«, sagte Philipp hastig. »Aber paßt auf, was ich herausgefunden habe: Radolf hat niemals am Pilgerzug gegen die Heiden teilgenommen. Statt dessen haben er und sein Knappe Lambert und wahrscheinlich auch Ernst Guett’heure, der das Heilige Land ebensowenig gesehen hat, sich irgendwo im Reich herumgetrieben. Nach dem Ende des Pilgerzugs hat Radolf seinen Lehnsherrn ermordet – und ratet, wer sein Herr war: niemand anders als Gottfried von Als, Frau Katharinas erster Mann. Ich weiß nicht, weshalb er das getan hat. Ich weiß nur, daß irgendwann während dieser Zeit Minstrel zu ihnen gestoßen ist. Was immer sie ausgefressen haben, hält sie auch jetzt zusammen und hat ihnen einen neuen Plan eingegeben. Minstrel versuchte, den Kanzler auszunehmen, während Radolf den Kardinal für sich einnahm. Nur diesmal klappte es nicht. Minstrel bekam es mit der Angst und ließ seine Verabredung mit dem Kanzler platzen, während der Kardinal Radolf auf eine Art und Weise zu helfen versuchte, die diesem gänzlich unwillkommen war – nämlich durch mich.«
    »Was soll ich all diesem krausen Gerede entnehmen?«
    »Daß Radolf weiß, wo sich Minstrel versteckt hält. Laßt mich nur noch einmal zu ihm hinausreiten. Er muß mir verraten, wo ich Minstrel finde, damit ich meine Unschuld beweisen kann. Und wenn ich ihn finde, werde ich dafür sorgen, daß er mir das unselige Geheimnis verrät, das ihn und Radolf und den toten Ernst Guett’heure miteinander verbindet.«
    »Ich kann dich nicht gehen lassen. Ich stehe unter Wort.«
    »Dann begleitet mich. Oder gebt mir eine bewaffnete Eskorte mit. Sie sollen mich meinetwegen fesseln. Aber ich muß zu Radolf hinaus, wenn ich jemals den Versuch unternehmen will, mich reinzuwaschen.«
    Raimund sah von Aude zu Philipp, und Aude spürte seine Unschlüssigkeit. Seine Erleichterung, daß Philipp nichts geschehen war, war offensichtlich gewesen, als Philipp aus

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