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Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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immerhin ist es denkbar, daß Ihr ihn umgebracht habt, ohne zu wissen weshalb. Ein Beutel Münzen könnte Überredung genug gewesen sein. Ich brauche ihn. Das Reich braucht ihn. Er hat mir zutragen lassen, daß er etwas wisse, was für den Kaiser von höchster Bedeutung wäre.«
    »Ihr seid der Mann, mit dem er sich hier treffen wollte.«
    »Gut möglich.«
    »Was wollte er Euch mitteilen?«
    Der Kanzler grinste freudlos. »Auch wenn ich es wüßte, würde ich es Euch nicht auf die Nase binden. Und wenn Ihr glaubt, dieses Eingeständnis könnte Euch oder denen,die Euch beauftragt haben, helfen, dann seid versichert, daß Ihr keine Gelegenheit bekommen werdet, es weiterzuerzählen.«
    »Es hat mich niemand beauftragt«, rief Philipp. »Und als ich vorhin sagte, es habe sich niemand bei Aude gemeldet, als sie die Beschreibung Minstrels in der Stadt verbreiten ließ, stimmte das nur zum Teil. Es haben sich beim Wirt des ›Kaiserelefanten‹ zwei Strolche gemeldet. Er hat sie an mich verwiesen.«
    »Diese ›Strolche‹ waren meine Agenten«, erklärte der Kanzler gelangweilt. »Über sie bin ich an Euch geraten.«
    »O mein Gott«, stöhnte Philipp. »Jetzt fange ich an zu verstehen.«
    »Hoffentlich fangt Ihr auch an, Eure Lage zu verstehen.«
    »Die verstehe ich mehr als genug, um so mehr, da ich unschuldig bin.«
    Der Kanzler drehte die Augen nach oben, ohne zu antworten.
    »Wollt Ihr wissen, was ich denke?« fragte Philipp. »Ich denke, Minstrel wußte gar nichts und wollte Euch nur Geld entlocken. Im letzten Moment hat er Angst vor seinem eigenen Wagemut bekommen und sich versteckt.«
    Der Kanzler richtete die Augen wieder auf ihn. Sein Gesicht drückte mildes Interesse aus. Es war klar, daß er diesen Gedanken selbst schon am Rande mitgeführt hatte. Philipp erkannte seine Gelegenheit.
    »Ich weiß zwar nicht, wo er sich versteckt hält, aber ich glaube, es gibt jemanden, der es wissen könnte. Er hat früher schon mit ihm unter einer Decke gesteckt.« Er atmete tief ein. Alles, was er jetzt sagte, waren reine Spekulationen. Aber tiefer konnte er nicht mehr im Schlamassel sitzen. »Radolf Vacillarius. Er sitzt auf einem heruntergekommenen ...«, er unterbrach sich, weil der Kanzler zu grinsen begonnen hatte. Verblüfft starrte er ihn an. Der Kanzler lachte lauthals und schüttelte gleichzeitig vergnügt den Kopf. Nach einer Weile beruhigte er sich.
    »Soeben habt Ihr Euch um Kopf und Kragen geredet, Meister Philipp«, sagte er. »Herr Radolf ist einer unserer vortrefflichsten Diener. Wenn Geoffroi bei ihm wäre, würde er mir sofort Bescheid sagen.«
    »Radolf ist ...«, brachte Philipp mühsam hervor, zu verblüfft, um einen klaren Gedanken zu fassen.
    »Radolf Vacillarius ist kein reicher, aber ein aufrechter Mann.«
    »Aber er ist der letzte ...«
    »Seid vorsichtig, was Ihr sagt. Ich will Euch nur ein Beispiel nennen, welchen Charakters Herr Vacillarius ist: Radolf war der Gefährte des Herrn von Als, welcher wiederum ein treuer Diener der Krone war. Als Herr Gottfried am Anfang des Pilgerzugs gegen die Heiden erkrankte und starb, war ihm keine Mühe zuviel, diese Nachricht zurückzubringen. Er wußte, daß die Witwe zu Hause sehnlichst auf Nachrichten von ihrem Gemahl wartete und wollte verhindern, daß jemand anderer als er ihr die Kunde vom Tod ihres Gemahls brachte.«
    »Radolf war niemals auf dem Pilgerzug«, rutschte es Philipp heraus. Der Kanzler kniff die Augen zusammen und beugte sich plötzlich nach vorne.
    »Was soll das heißen?«
    »Daß Radolf während des Kriegs gegen die Heiden sonstwo war, aber nicht im Heiligen Land. Und wollt Ihr noch etwas wissen? Wenn Radolf den Tod Gottfrieds noch vor dem Beginn des eigentlichen Pilgerzugs gemeldet hat, verfügte er über seherische Kräfte. Sein Herr starb erst, als dasHeer des Kaisers schon lange wieder zurückgekehrt war. Und wollt Ihr noch etwas wissen? Er starb nicht an einer Krankheit, sondern an der Decke, die ihm Radolf aufs Gesicht drückte, bis er tot war. Wenn Ihr schon einen Mörder verurteilen wollt, reitet zum Haus von Radolf Vacillarius hinaus.«
    »Ihr schleudert sinnlose Anschuldigungen in alle Richtungen. Besser könnt Ihr Eure eigene Schuld gar nicht eingestehen.«
    »Wenn es danach geht, hätte jeder Ankläger das Verbrechen selbst begangen.«
    »Nun«, sagte der Kanzler und lehnte sich wieder zurück, »ich muß zugeben, daß Ihr in einem Punkt doch recht hattet. Es ist reine Zeitverschwendung, mit Euch zu reden.« Er gab den

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