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Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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ein kleines Trüpplein seiner Bewaffneten mitzugeben, aber Philipp konnte sich mit dem Hinweis durchsetzen, daß die Ankunft eines Trupps Radolf nur mißtrauisch stimmen und ihn möglicherweise dazu veranlassen würde, rechtzeitig das Weite zu suchen. Danach kostete es Aude ihre ganzen Überredungskünste, den beiden alten Frauen, die sie von ihrer Heimat bis hierher begleitet hatten, die Teilnahme an dem Unternehmen auszureden. Sie brachen im Morgengrauen auf, umgingen Köln im Norden und setzten am späten Nachmittag mit einer Fähre über den Rhein, unweit eines kleinen Dorfes namens Woningen. Der Fährmann, der offenbar Geschäftssinn besaß, hatte eine Hütte am anderen Rheinufer gebaut und bot ihnen darin eine Übernachtungsmöglichkeit an, gegen ein Entgelt, das auch dem »Drachen« alle Ehre gemacht hätte. Philipp drängte darauf weiterzureiten, denn er hatte Raimund versprochen, in drei oder vier Tagen zurück zu sein, und er wollte auf keinen Fall wortbrüchig werden. Aude überzeugte ihn schließlich davon,daß sie Radolfs Haus am heutigen Tag ohnehin nicht mehr erreichen würden und es einerlei war, ob sie hier in der Hütte des Fährmanns oder bei den Köhlern übernachteten, die Philipp schon einmal Unterschlupf gewährt hatten und die er als Übernachtungsmöglichkeit vorschlug.
    »Wenn ich zu wählen habe zwischen einer einigermaßen sauberen Hütte an einem Fluß, in dem ich mich des Morgens waschen kann, und einer rußigen Köhlerhütte, muß ich nicht lange überlegen«, sagte sie. Philipp, der zuweilen das Gefühl hatte, noch immer nicht ganz aus dem Alptraum aufgewacht zu sein, den ihm die Nacht im Kerker beschert hatte, wehrte sich nur schwach und gab schließlich nach.
    Die Hütte mit ihrem gestampften, mit Heu eingestreuten Lehmboden gehörte zu einem Drittel den Tieren des Fährmanns, drei Ziegen, die die menschliche Gesellschaft mit gleichmütig wiederkauenden Gesichtern begrüßten. Der Fährmann selbst gesellte sich nach Einbruch der Dunkelheit zu ihnen in das Innere der Hütte, nachdem er vergeblich auf weitere Kunden gewartet hatte. Er hatte sich einige Knollen Zwiebeln eingesteckt, die er geräuschvoll aß, während Aude, Philipp und Galbert an geröstetem Getreide und Räucherfleisch kauten. Schließlich schliefen sie, in der Enge der Hütte aneinandergedrängt. Als Aude zu einer unbestimmbaren Zeit erwachte, fehlte Philipp, der sich zwischen sie und den nach Zwiebeln stinkenden Fährmann gelegt hatte. Sie bewegte sich vorsichtig, um Galbert, der an ihrer anderen Seite den Schlaf des Gerechten schlief, nicht zu wecken. Der Fährmann blies ihr seinen Zwiebelodem ins Gesicht; schließlich und weil es ihr zu lange dauerte, bis Philipp wieder zurückkam, raffte sie sich auf, umklammerte ihren Oberkörper gegen die Kälte undstolperte ins Freie hinaus. Sie fühlte das Jucken der ersten Flohbisse und erschauerte vor dem Wissen, daß sie sich am Morgen im eiskalten Flußwasser gründlich würde reinigen müssen.
    Der Mond, eine leicht eingedellte Scheibe nach dem kürzlich erfolgten Vollmond, stand weit über dem Horizont. Das unruhige Wasser des Rheins, an der flachen Fährstelle zusätzlich aufgewühlt durch die Unebenheiten des Bodens, war ein zerbrochener Spiegel, der das Mondlicht flackernd wiedergab. Vor dem Spiegel kauerte eine sitzende Gestalt hart am Ufer und starrte über den Fluß hinweg. Aude trat zögernd hinzu. Die groben Kiesel rutschten unter den Sohlen ihrer Schuhe beiseite.
    »Paßt auf, daß Ihr nicht fallt«, sagte Philipp, ohne sich umzudrehen.
    »Was tut Ihr hier draußen?«
    »Ich betrachte das Mondlicht.«
    »Darf ich mich zu Euch setzen?«
    Philipp rückte ein Stück, und sie erkannte, daß er auf einer sandigen Stelle saß, die wie ein großer Teppich zwischen den Steinen lag. Sie setzte sich und berührte den Sand; er war unter dem kühlen Hauch des Flusses erstaunlich warm.
    »Galbert ist traurig, weil Frida gestern abend zu mir gekrochen kam, anstatt sich zu ihm zu legen«, sagte Philipp zu Audes Erstaunen. Sie fragte sich, wovon er sprach, aber sie hielt den Mund. Philipps Verhalten vermittelte ihr das Gefühl, als wollte er zum erstenmal aus sich herausgehen, und sie ließ es ihn auf seine Weise tun. »Er dachte, er hätte sie für sich allein gewonnen. Ich hätte ihm gleich sagen können, daß das ein eitler Wunsch war.«
    Er beugte sich nach vorn, klaubte einen Stein auf und legteihn vorsichtig vor sich auf den Sand. Er warf ihr einen kurzen Seitenblick zu.

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