Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser
Schamtuch beiseite zerren und seine Männlichkeit hervorholen würde, bevor sie sich zurücklegte und das Hemd nach oben schob. Er zitterte unter dem Beben der Erwartung und wußte gleichzeitig, daß er vage enttäuscht sein würde, wenn es so geschah.
Aude zupfte an den Kragenschnüren seines Wamses; als er ihr dabei helfen wollte, schob sie seine Finger weg. Sie nestelte es auf und zerrte es über seine Schultern nach unten, bis er mit den Armen herausschlüpfen konnte. Sie rollte sein Hemd über seiner Brust nach oben, und er hob folgsam die Arme und ließ es sich über den Kopf ziehen. Die Nachtluft war kalt an seiner erhitzten Haut, aber Audes Hände, die über seine Brust und seine Schultern strichen, waren heiß. Er zog sie zu sich heran, bis er die Wärme ihres Körpers durch ihr Hemd hindurch spüren konnte.
Sie stieß sich von ihm ab und lächelte ihm wieder ins Gesicht, mit jener offenen Neugierde, die ihn nun schon fast nicht mehr überraschte. Dann faßte sie den Saum ihres Hemdes an, hob es hoch über ihren Kopf und schlüpfte heraus. Bis auf eine schmale Kette um ihren Hals und ihre Ringe war sie vollkommen nackt. Es war diese Geste, die ihn am meisten überraschte. Nicht einmal die Hübschlerinnen im Badehaus, nicht einmal die immer rollige Frida, keine seiner Geliebten hatte sich jemals mit dieser Selbstverständlichkeit vor ihm entblößt und sich ohne Scheu seinen Blicken gestellt. Er fühlte, wie sich ihm unwillkürlich wieder die Worte auf die Lippen drängten, die sie ihm vorhin verboten hatte, und es war schwer, sie wieder hinunterzuschlucken.
Das Mondlicht mit seiner beinernen Weiße beschien sie, als wäre sie eine jener heidnischen Statuen, die den Untergang des Römischen Reichs überstanden hatten. Sie war schlank, und ihre Brüste waren voll, aber man sah ihrem Körper dennoch an, daß er schon mehrere Kinder geboren hatte. Er liebte sie gerade um der kleinen Makel willen um so mehr: daß ihre Hüften nicht mehr so schmalwaren wie die eines jungen Mädchens, ihr Bauch nicht mehr so glatt und straff und ihre Brustwarzen nicht mehr keck nach oben zeigten. Sie gab ihm Zeit, ihren Anblick in sich hineinzutrinken. Er sah, daß sich von der Kühle eine Gänsehaut auf ihren Armen und Beinen gebildet hatte, aber sie achtete nicht darauf. Auch ihm selbst schien die Kälte der feuchten Nachtluft nur etwas Entferntes, das bei weitem nicht genügend Macht hatte, sich zwischen sie beide zu schieben.
Schließlich heftete sie ihren Blick auf die Stelle zwischen seinen Beinen, an der das Schamtuch schon ziemlich verrutscht war. Unvermittelt empfand Philipp eine verwirrende Mischung aus Schamhaftigkeit und dem dringenden Wunsch, sich ihr ebenfalls so zu zeigen, wie sie sich ihm dargeboten hatte, und seine Hände zerrten fühllos an den Bändern um seine Hüften, die die Beinlinge zusammenhielten. Er schob die Beinlinge nach unten, kam unbeholfen auf die Füße und streifte sie mitsamt den Stiefeln ab. Sein Schamtuch war ein dreieckiges, vielfach gefälteltes Stück Stoff, das mit einem dünnen Band zwischen seinen Hinterbacken und einem weiteren um seine Hüften herum gehalten wurde und das jetzt nach vorne abstand wie ein Segel, in das eine steife Brise fährt.
Ihre Vereinigung kam schneller, als sie beide erwartet hatten. Kaum drängten sich ihre Körper aneinander, fühlte Aude die widerspenstige Wolle seines Brusthaares und Philipp die weiche Berührung ihrer Brüste, sanken sie zusammen auf den Sand. Sie liebten sich wortlos, mit unterdrücktem Keuchen und Stöhnen und ohne Eile: Die erste Vereinigung war zu wertvoll, zu zart, um sie mit Heftigkeit zu entweihen. Beinahe reglos, nur mit winzigsten Bewegungen, Muskelkontraktionen mehr als tatsächlichenRegungen, trieben sie eine Weile auf der Leidenschaft dahin, bis Aude davongetragen wurde und ihr Höhepunkt Philipp mit sich nahm, ein endloses Verströmen, das fast schmerzhaft schien in seiner puren Lust und sie beide zitternd und erschöpft zurückließ. Aude spürte das Pochen seiner abklingenden Erregung in sich und Philipps Gewicht auf ihrem Körper, bis er sich auf die Arme stützte und auf sie hinuntersah. Vage dachte sie daran, daß sie hätte herumhüpfen und niesen sollen, um nicht von ihm schwanger zu werden, aber das Gefühl seiner Berührung war ihr wichtiger. Sie gab seinen Blick offen zurück. Sein Mund arbeitete, und sie wußte, was er sagen würde. Philipp hatte das Gefühl, alles damit zu verderben, aber es ließ sich nicht mehr
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