Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
Vom Netzwerk:
richtete sich ruckartig auf und wurde mit einem gewaltigen Stich in seiner Schläfe dafür belohnt. Er stöhnte. Der Mann, der ihn in der Zelle niedergeschlagen hatte, grinste ihn an.
    »Ich bin Burchardt«, sagte er gutgelaunt. »Wie geht’s, wenn man von den Toten auferstanden ist?« »Was ist passiert?«
    »Wir haben dich für tot erklärt. Der Wächter glaubt, wir scharren dich gerade ein. Er hat uns sogar noch eine Münze gegeben, damit wir seinen Anteil an der Totenmahlzeit kaufen können; hat wohl befürchtet, du könntest ihn sonst als Geist heimsuchen.« Burchardt schnappte Rasso eine abgenutzte Münze hin. »Hier, kauf dir bei Gelegenheit was zu essen dafür, du Leiche.«
    »Warum habt ihr das getan?«
    »Der Kanzler hat es uns aufgetragen.«
    »Endlich; ich dachte schon, er läßt mich dort im Magistrat verrecken.«
    »Wieso im Magistrat?«
    »War ich nicht im Magistrat gefangen?«
    »Nein, du warst die ganze Zeit hier, in der Deutschordens-Kommende. Der dämliche Wächter sitzt nur durch den Hof von uns getrennt in seinem Kellerloch und preist sich glücklich dafür, daß wir ihn nicht wegen deines Todes anschwärzen wollen.«
    Rasso sah sich verwirrt um. »Und das hier ...?«
    »Ist einer der Wachräume unserer Schar. Wir gehören zur Leibwache des Kanzlers.«
    »Ich war beim Fouragier-Troß.« Rasso versuchte sich aufzurichten und hielt sich den Schädel. »Kann ich zu meinen Leuten zurück?« fragte er.
    »Auf keinen Fall. Du bist tot.«
    »Aber ...«
    »Hör zu quatschen auf und spitz die Ohren. Ich kann mir schon vorstellen, daß du nach der Zeit im Loch gerne reden möchtest, aber jetzt bin ich dran. Der Kanzlerbraucht dich morgen im Dom. Er will sich dort mit jemandem treffen, dem er nicht traut. Du sollst ihm den Rücken decken, falls ihm einer ans Leder will.«
    »Warum macht ihr das nicht?«
    »Keine Ahnung. Wir haben unsere Befehle, und die lauten, daß du derjenige sein sollst, der ihn beschützt.«
    »Ich habe so was noch nie gemacht.«
    »Da ist nicht viel Kunst dabei. Wenn du einen Bolzen schwirren hörst oder den Schlag einer Bogensehne, wirf dich einfach vor den Kanzler und fang das Ding mit deinem Körper auf. Das ist alles.«
    Rasso schluckte. »Dabei kann ich draufgehen.«
    »Selbstverständlich.«
    »Und wenn ich versage?«
    »Der Kanzler ist dein Herr. Er hat dich aus dem Loch herausgeholt. Du schuldest ihm ein Leben, vor der Welt und vor Gott. Du solltest nicht versagen.« Burchardt klopfte ihm kameradschaftlich auf die Schulter. »Wahrscheinlich passiert gar nichts, und du bist fein raus.«
    »Jetzt weiß ich, warum er mich rausgeholt hat. Weshalb wurde ich eingelocht?«
    »Du und deine Freunde habt den Frieden gestört, soviel ich weiß. Das ist in diesen Zeiten, wo ein Funke genügt, um einen ganzen Wald abzubrennen, ein schweres Vergehen.«
    »Wir haben nichts getan, als die Ehre ...«
    »Was immer ihr getan habt, du hast jetzt eine Chance, es wieder gutzumachen.«
    Rasso schnaubte und sah zu Boden. »Was ist mit Fulcher?« fragte er schließlich.
    »Wer zum Henker ist Fulcher?«
    »Er wurde auf dem Marktplatz verletzt.«
    »Von ihm weiß ich nichts. Ich sollte nur dich herausholen.« Burchardt trat einen Schritt beiseite, und Rasso konnte sich erstmalig von dem Lager erheben, auf das man ihn gelegt hatte. Er stellte sich wacklig auf die Beine. Plötzlich wurde ihm übel. Er schluckte die aufsteigenden Magensäfte krampfhaft hinunter. Burchardt betrachtete ihn mit halbem Mitleid. »Ich lasse dir einen Bader schicken«, sagte er. »So schlecht geht’s mir auch nicht.«
    »Nicht deswegen, du Esel. Der Bader soll dich rasieren und scheren. Der Kanzler will, daß du im Dom als Mönch auftrittst.«
    Alle weiteren Fragen und speziell das Drängen nach einer Rettung Fulchers aus dem Loch erhielten keine Antwort mehr. Ein Bader kam und reinigte Rassos Gesicht mit einer fettigen Seife, schor den in der Kerkerhaft strähnig gewachsenen Bart und verpaßte ihm eine Tonsur. Rasso betastete mißtrauisch die weite Glatze auf seinem Schädel. Burchardt betrachtete sie fachmännisch. »Er hat dich nicht mal geschnitten«, sagte er anerkennend. Der Bader machte ein verächtliches Geräusch und wurde von zwei anderen Leibwächtern des Kanzlers wieder hinausbegleitet. Burchardt warf Rasso eine Mönchskutte hin.
    »Zieh sie an.«
    Rasso schüttelte sie aus. »Sie stinkt«, sagte er.
    »Na und? Du stinkst auch. Gewöhn dich daran. Morgen nach der Frühmesse marschierst du hier raus und in den Dom

Weitere Kostenlose Bücher