Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
Vom Netzwerk:
abnehmen. Rasso starrte zurück, bis ihm aufging, was der Kanzler wollte. Ein Mönch nahm ihm Gotteshaus die Kapuze ab! Er streifte sie hastig nach hinten und warf dem Kanzler einen beifallheischenden Blick zu, aber dieser hatte sich schon wieder abgewandt und studierte die Kirchendecke.
    Peter von Vineas Gesprächspartner kam, alles andere als heimlich, durch den Haupteingang, schritt rasch den Mittelgang hinauf, bekreuzigte sich vor dem Altar und stolzierte dann zum Standort des Kanzlers hinüber. Rasso näherte sich, eine Spur aus brennenden Kerzen hinterlassend, umständlicher. Beide Männer waren hochgewachsen und von stolzer Haltung; als hätten sie es abgesprochen, waren sie zudem beide dunkel gekleidet. Rasso wagte nicht genauer hinzusehen, aus Furcht, damit zuvielInteresse zu verraten. Er hörte ihre leise Unterhaltung, aber er vermochte vor Nervosität nicht, sich darauf zu konzentrieren; unverstanden flüsterten sie an ihm vorbei.
    »Ich danke Euch für Euer Kommen«, sagte der zweite Mann. Der Kanzler nickte. »Und ich danke Euch dafür, daß Ihr den Vorfall auf dem Marktplatz so unterdrückt habt, wie ich Euch gebeten habe. Das letzte, was wir jetzt brauchen können, sind Fanatiker im kaiserlichen Lager, die die Stimmung noch weiter anheizen.«
    »Abgesehen von den Fanatikern im Kirchenlager«, erwiderte der Kanzler trocken.
    »Ihr habt natürlich recht. Was habt Ihr mit Euren drei Männern gemacht?«
    »Einer starb schon auf dem Marktplatz, die anderen beiden im Kerker«, erklärte der Kanzler, ohne mit der Wimper zu zucken. Rasso hielt den Atem an. Sollte das bedeuten, daß Fulcher tot war? Aber er selbst lebte noch ... »Sie waren verletzt.«
    »Es tut mir leid, daß die Stadtbüttel so grob waren.«
    »Was ist mit den Pilgern geschehen, die angeblich im Auftrag des Papstes unterwegs waren?«
    »Ich habe veranlaßt, daß man sie aus der Stadt weist.«
    »Wenn Euch der Papst da nur keine Schwierigkeiten macht.«
    »Auch dem Heiligen Vater ist sehr daran gelegen, daß die Stimmungslage nicht in offene Gewalt umschlägt. Es gehört weiß Gott nicht mehr viel dazu.«
    »Ich schlage vor, Ihr kommt jetzt zum Thema.«
    Der zweite Mann breitete die Arme aus und grinste. Rasso fuhr zusammen; wenn er jetzt einen Dolch gezückt und auf den Kanzler eingestochen hätte, wäre er niemals mehrrechtzeitig gekommen, um seinen Herrn zu schützen. Er peilte eine Reihe Kerzen in unmittelbarer Nähe der beiden Männer an, um im Ernstfall schneller eingreifen zu können.
    »Oh, wir sind die ganze Zeit schon beim Thema. Habt Ihr meine Botschaft gelesen?«
    »Ja, aber ich glaube sie nicht«, sagte der Kanzler. »Niemand hat die Macht, eine Fälschung in einem so großen Umfang vorzunehmen.«
    »Es ist schon einmal vorexerziert worden«, erwiderte der andere. »Dies hier war sogar einfacher; man mußte nur das vorhandene Material entsprechend abändern.«
    »Ich glaube es trotzdem nicht.«
    »Wenn es sich nicht so verhielte, wie ich geschrieben habe, hätte dann der Papst das Konzil einberufen? Dieses Treffen dient nur einem einzigen Zweck: den Kaiser vom Thron zu stoßen. Selbst Frederico ahnt es, sonst hätte er nicht mit aller Macht versucht, die Kardinäle an ihrer Reise nach Lyon zu hindern. Und glaubt Ihr, daß der Heilige Vater sich so weit vorwagen würde, wenn er nicht genau wüßte, daß er dem Kaiser die Macht aus den Händen winden kann? Ich sage Euch, mit dem, was die Kirche hier geschaffen hat, wird sie Frederico in kürzester Zeit sowohl die Unterstützung der Fürsten als auch die des Volkes entreißen; und was bleibt, ist ein einsamer Mann, von dem bald niemand mehr wissen wird, warum man ihn das Staunen der Welt genannt hat.«
    »Der Kaiser ist gesalbt; er ist der Führer der Christenheit! Er ist der Jahrtausendkaiser, der die Christen in das Reich des Erlösers führt!«
    »Der Kaiser ist vor allem ein Mann, der mit dem Rücken zur Wand steht und es noch nicht weiß. Wenn er fällt, fallen alle mit ihm, die sich nicht aus seinem Schatten befreit haben.«
    »Ich brauche Beweise!«
    »Beweise? Seht Euch um! In allen Städten des Reichs brennen Feuer, in denen die Juden und ihre Sammlungen verzehrt werden. Was glaubt Ihr, hat das für einen Sinn?«
    »Der übliche Fanatismus, nehme ich an, geschürt von der Angst vor dem Anbruch des tausendjährigen Reichs, der sich an den Andersgläubigen entlädt.« Der Kanzler dachte einen Moment nach. »Und geschürt von denjenigen, die sich vom Untergang der jüdischen

Weitere Kostenlose Bücher