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Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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wie die Blätter sich kräuselten, zusammenkrümmten und dann aufflammten. Giovanni da Uzzano wandte sich mit einem erleichterten Gesichtsausdruck vom Feuer ab und rieb die Hände gegeneinander, als wären sie schmutzig geworden. »Glaubt Ihr mir jetzt, was ich Euch im Dom erzählte, Kanzler?« fragte er. Peter von Vinea nickte wortlos.
    Der Kardinal setzte sich wieder auf das Podium und winkte Philipps und Audes Wächtern zu. Sie wurden vor Giovanni da Uzzano geführt. Selbst im Halbdunkel des Saals konnte Aude jetzt die Furchen sehen, die Müdigkeit und Anspannung in das Gesicht des Kardinals gezeichnet hatten. Er sah zu ihr empor und sagte: »Alles, was ich von Euch wollte, war zu wissen, wie gut Ihr über die Aktivitäten Eures Mannes Bescheid wißt.«
    »Warum?«
    »Weil ich erfahren mußte, ob er wirklich vorhatte, sich mit dem Kanzler zu treffen, und was er ihm mitteilen wollte.«
    »Alles, was ich von Euch wissen möchte, ist, warum Ihr ihn getötet habt«, versetzte Aude mit fester Stimme. Der Kardinal verzog das Gesicht zu einem resignierten Lächeln.
    »Ich mußte vermeiden, daß er mich verrät«, sagte er.
    »Geoffroi ist kein Verräter.«
    »Das ist richtig«, erklärte der Kardinal. »Er taugte auch dazu nicht. Er war lediglich ein Versager. Ich frage mich, wie er es nur geschafft hat, eine Frau wie Euch zu heiraten. Soweit ich feststellen kann, seid Ihr die einzige wirkliche Errungenschaft, die man ihm zugute halten kann.«
    Aude errötete vor Zorn.
    »Er war kein Versager. Der Kanzler erwartete ihn bereits; er hat es geschafft, ihm eine Nachricht zukommen zu lassen«, sagte Philipp wütend.
    »Ja, aber Ernst hat ihn rechtzeitig abgefangen. Dabei war alles ein Mißverständnis. Welche Ironie, stimmst du mir nicht zu? Sein Tod war ebenso ein Mißverständnis wie sein ganzes Leben. Ernst sollte auf Radolf achten, weil ich erfahren hatte, daß jemand dem Kanzler den Schlüssel zu einem kleinen Geheimnis verkaufen wollte, welches den Sturz des Kaisers zum Ziel hat. Ich verdächtigte Radolf, die Nachricht an den Kanzler geschrieben zu haben. Aber Ernst wollte nicht glauben, daß Radolf ein Verräter war; als er in Köln auf Audes Mann stieß, war er sicher, hier den wirklichen Verräter gefunden zu haben, und beseitigte ihn.«
    »Ernst hat ihn aus meiner Kammer im ›Kaiserelefanten‹ entführt. Er wehrte sich, wobei die Kammer verwüstet wurde. Ich hielt es für sein Werk und dachte, er wollte mich bestehlen.«
    »Sehr klug gefolgert. Das Lustige an der ganzen Geschichte ist, daß tatsächlich Radolf derjenige war, der die Nachricht an den Kanzler geschickt hatte. Minstrel hatte lediglich zum gleichen Zeitpunkt eine ähnliche Idee.«
    »Warum das alles?« rief Aude gequält. »Warum, warum, warum?«
    »Aude, was hat Euer Mann Euch gesagt?«
    »Nichts.« Sie straffte sich plötzlich und warf dem Kanzler einen Blick zu. »Ich weiß nur, daß er sich mit Euch treffen wollte. Er hat Euch für seinen Freund gehalten. Exzellenz – ich stelle mich unter Eure Obhut. Beschützt mich.« Der Kanzler wandte nur den Blick ab und sah zu Boden.
    »Er kann es nicht, er steckt mit ihnen unter einer Decke«, stieß Philipp hervor. Er vermied es, seinen Herrn anzusehen. »Und er ist nicht allein dabei.« Raimund räusperte sich gewaltig, aber er antwortete nicht darauf. Der Kardinal wandte sich Philipp zu. »Was weißt du über die ganze Sache?« fragte er.
    Philipp lachte verächtlich. »Ich weiß, daß das Blut der Menschen, die auf Euren Befehl erschlagen worden sind, zum Himmel schreit«, stieß er hervor.
    »Ach, Philipp, es gibt Wege, um dich zum Sprechen zu bringen«, sagte der Kardinal müde. »Wir haben es schon einmal exerziert, weißt du nicht mehr? Ernst schrieb, daß Cantat zu reden begann, als sie ihm die Fingernägel ausgerissen hatten und mit den Fußnägeln fortfahren wollten. Ich bin sicher, das würde bei dir auch funktionieren. Aber da ich nicht soviel Zeit habe, werde ich statt dessen deiner teuren Aude die Fingernägel ausreißen lassen.«
    »Wenn Ihr das tut, Giovanni«, sagte Raimund mit heiserer Stimme, »sind wir Feinde.«
    Der Kardinal wandte sich erstaunt um. »Ich dachte, es geht Euch nur um Euren Truchseß? Was liegt Euch an der Fränkin?«
    »Ich kann nur wiederholen, was ich gesagt habe.«
    Giovanni da Uzzano sah Raimund nachdenklich an. Der Kanzler richtete sich plötzlich auf und gab den zwei Bewaffneten aus seiner Begleitung einen Wink. Bevor Raimunds bewaffneter Knecht reagieren konnte,

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