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Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Philipp aus den Augen zu lassen, und sagte grinsend: »Keine Angst, Täubchen, du bekommst von mir etwas ganz anderes in den Bauch.«
    »Hört auf damit, Albert!« rief die Stimme des Kardinals. Er stand auf der Schwelle zu Radolfs Zimmer und hatte die Decken beiseite geschoben. Sein Gesicht war zornig. Philipp konnte in die Kammer hineinsehen; er erblickte den Rücken Raimunds, der wie zu Hause in seiner Kammer, als Philipp seinen unseligen Auftrag erhalten hatte, starr zum Fenster hinausblickte. Das wenige Licht der Unschlittkerzen, die sie angezündet hatten, beschien seine wuchtigeRückseite und seine Hände, die zu Fäusten geballt an seinen Seiten herabhingen. Der Kanzler, der auf einer Truhe saß, studierte die Pergamente. Sie hatten sie aus den Rahmen herausgenommen, und er wandte sie wieder und wieder um. Sein Gesicht war ungläubig.
    Albert straffte sich, dann wandte er sich von Philipp ab und schritt zum Kardinal hinüber. Als er an Aude vorbeikam, warf er noch einen Blick auf ihre Füße und sagte: »Glücklicherweise kein Schorf darauf, was, junger Herr? Wäre schade um die schlanken Fesseln gewesen.« Sie erwiderte nichts. Albert blieb vor dem Kardinal stehen und senkte leicht den Kopf.
    »Hier stehen zwei Menschen, die ich Eurer Obhut anvertraut hatte«, sagte der Kardinal eisig.
    »Sie hatten sich verkleidet und haben uns überrascht«, verteidigte sich Albert. »Dann zersprengten sie unsere Pferde und legten eine falsche Spur.«
    »Mit anderen Worten: Ihr habt auf der ganzen Linie versagt.«
    Albert kaute heftig mit seinen Wangenmuskeln. »Einen haben wir gekriegt«, sagte er gedämpft. »Nur das Weib und er hier sind uns entkommen.«
    »Und wo ist der Mann, den Ihr gekriegt habt, jetzt? Habt ihr ihn unterwegs verloren?«
    »Nein. Er hat sich gewehrt wie ein Verrückter, und wir mußten ihm den Arm ausrenken, damit er endlich Ruhe gab, und ihm ins Knie stechen. Danach war er nicht mehr so gut zu Fuß. Er hätte uns nur aufgehalten. Also haben wir ihm die Kehle durchgeschnitten. Außerdem war er ohnehin nur der Knecht. Er wußte von nichts. Soviel haben wir aus ihm rausgekriegt, bevor wir ihn kaltmachten.«
    »Du Schwein«, flüsterte Philipp erstickt. Der Bodenschwankte unter seinen Füßen. Um den Tod Galberts zu wissen und die Einzelheiten darüber zu hören ... wie hatte er zu Aude gesagt? Das sind zwei Paar Stiefel.
    »Ich habe gehört, die Geißler sind auch unbehelligt weitergezogen«, fuhr der Kardinal fort.
    »Wir hatten Befehl abzuwarten«, verteidigte sich Albert empört. »Es hieß, Ernst wurde uns benachrichtigen, wenn wir eingreifen sollten. Die Nachricht kam nie.«
    »Weil Ernst schon tot war, du Idiot!« bellte der Kardinal. Albert ließ den Kopf hängen.
    »Ich weiß«, murmelte er. »Als der Angriffsbefehl nicht kam, ritten wir hier heraus. Unterwegs griffen wir die zwei Kerle auf, die zu Ernst gehörten.« Er wies auf die Männer, die Philipp für Knappen gehalten hatte und deren einer vorsichtig den Verband um seine Nase betastete. »Sie waren ebenfalls unterwegs zu Radolfs Haus, weil die Anweisungen ihres Herrn ausblieben. Sie kannten die Örtlichkeit, und sie haben sofort die neuen Gräber gesehen. Wir gruben zuerst eine verdammte alte Vettel aus, danach Ernst. Im dritten Grab lag Radolf, im vierten der Franke. Wir haben nur die Verrückte nicht gefunden. Ich wette, sie ist mit den verlausten Bauern auf und davon gelaufen. Wir machten uns sofort auf den Weg zum Kloster. Vorher setzten wir noch eine Botschaft an Euch auf und sandten eine von den Tauben los, die Ihr Ernst mitgegeben hattet. Sie waren noch im Stall.«
    »Wenigstens die Brieftaube ist angekommen«, versetzte der Kardinal zynisch, als hätte er Albert zugetraut, das Tier statt dessen aufzuessen.
    Albert drehte sich um und sah Philipp mit einem fast nachdenklichen Blick an. »Ich meine, dieser Bursche hat es geschafft, Ernst und Radolf zu erlegen«, sagte er mit einemgewissen Erstaunen in der Stimme und als ob dies als Entschuldigung dafür gelten würde, daß auch er und seine Spießgesellen Philipp nicht hatten fassen können. Philipp erwiderte nichts darauf. Aude dachte daran, welche Umstände Philipp gemacht hatte, um Dionisia in Sicherheit zu bringen. Sie sagte vorsichtig: »Ernst wurde von Radolf getötet, nicht von Philipp.«
    Der Kardinal warf ihr einen nachdenklichen Blick zu. »Und wer hat Radolf auf dem Gewissen?« »Wir wissen es nicht«, erklärte Philipp. »Als wir ankamen, lag er tot in seiner

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