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Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Heumarkts und verfügte über eine geräumige Küche, in der die Bediensteten mehrerer Männer gleichzeitig das Essen für ihre Herren zubereiten konnten. Der Wirt kannte das Gleichgewicht zwischen Geschäftssinn und Freigebigkeit und auf welche Person welches davon anzuwenden war, und als er die Herberge vor Jahren übernommen hatte, war ihm klargewesen, daß nur eine Investition in eine vernünftige Trinkstube, Ställe für die Pferde und eine sachgerechte Bewirtung den Erfolg seines Hauses garantierten. Dieses Wissen, seine kühle Kalkulationsfähigkeit und die Bereitschaft, für seine Ziele auch eine größere Anleihe bei den Juden aufzunehmen, hatte ihm, dem unbekannten Neuzugezogenen, die Bekanntschaft Raimunds von Siebeneich, dessen Fürsprache bei einem jüdischen Geldverleiher und, nachdem er die Herberge erfolgreich einige Zeit geführt hatte, sogar die Bürgerschaft eingebracht. Zugleich hatte sie ihm einen stillen Teilhaber und Geschäftspartner beschert: Raimund, der nur unter der Bedingung für den Wirt gebürgt hatte, daß er einen nicht zu knappen Anteil an dessen Erfolg bekäme. Auch Raimund besaß Geschäftssinn und Kalkulationsfähigkeit. Philipp kannte den Wirt gut, denn er war in den Anfangszeiten dessen Erfolges auf Raimunds Gut gekommen; und Raimund hatte ihn dem Wirt vorgestellt und diesen darauf hingewiesen, daß Philipp als sein Vertreter zu gelten habe, wenn er in der Stadt sei. Dies bedeutete, daß der Wirt nach Philipps Eintreten persönlich bei einem seiner Gäste vorsprach und darum bat, daß man den neuen Gast gegen geringes Entgelt am Essen teilhaben lassen wolle, während Philipp selbst wie ein Herr im Hintergrund stand und vor Stolz und Verlegenheit gleichermaßen auf den Fußballen wippte.
    Er fand Aufnahme bei zwei englischen Händlern, die gemeinsam reisten und die zusammen kaum genügend Sprachkenntnisse aufbrachten, um eine Unterhaltung mit ihm zu führen. Es saß ein weiterer Mann neben ihm, dersich schon von den Engländern abgewandt hatte und mit einem Gast am Nebentisch sprach: Philipp lauschte gelangweilt ihrem Gespräch, ohne es zu wollen und ohne sich darauf zu konzentrieren.
    »Ich halte es für einen schönen Zufall, daß Ihr ebenfalls in den Süden hinunter wollt, um die dortigen Märkte zu besuchen«, sagte der Mann an Philipps Tisch. »Wenn Ihr es wünscht, können wir uns gerne zusammentun. Eure Leute und meine würden gemeinsam ein hübsches Häuflein abgeben, an das sich keine Gesetzlosen heranwagen, und ich habe zwei oder drei Packtiere frei, die ich Euch leihen könnte. Ich habe sogar eine vernünftige Landkarte mit römischen Meilenskizzen, von Rom aus gemessen; nicht diesen Mist, den man in den Klöstern kriegen kann, mit Jerusalem als Mittelpunkt und allen anderen Orten da, wo sie der Zeichner gern gesehen hätte, statt da, wo sie wirklich liegen.«
    Der andere Mann musterte den Sprecher mißtrauisch, und dieser nickte.
    »Ihr habt recht, mir nicht zu trauen; meine Erfahrung ist, daß man eher auf Gesindel denn auf ehrliche Leute trifft. Aber Ihr könnt Euch gern beim Wirt nach mir erkundigen – er wird mir den besten Leumund ausstellen.«
    »Ich wollte Euch nicht zu nahe treten«, erklärte der zweite Mann.
    »Habt Ihr nicht getan. Euer Mißtrauen zeigt mir nur, daß Ihr ein wertvoller Reisegefährte wärt.« »Es ist schade«, sagte der zweite Mann. »König Konrad tut zu wenig, um die Straßen sicher zu halten. Er ist eher in die Händel seines Vaters mit dem Papst verstrickt, als sich um sein Land zu kümmern.«
    »Da pflichte ich Euch bei. Der Kaiser schlägt sich mit demKlerus und zieht seine Söhne in den Konflikt mit hinein. Wenn er sich nur wieder auf das Vorbild des großen Karl besinnen würde; dieser hat seinerzeit nicht gezögert, die sächsischen Heiden niederzuwerfen, die den Handel in seinem Reich störten.«
    Der zweite Mann schwieg einen Moment, als wisse er mit den Worten von Philipps Tischnachbarn wenig anzufangen; der Mann an Philipps Tisch sagte: »Karl der Große, Karolus Magnus ... Habt Ihr nicht von ihm gehört?«
    »Na ja, wer hätte nicht von ihm gehört. Ich habe nie viel darauf gegeben.«
    »Ich habe oft im Süden des Reichs zu tun, in Apulien, woher Kaiser Frederico stammt. Dort erzählt man viel von Karl dem Großen: ein genialer Feldherr, ein mächtiger Herrscher, ein würdiger Kaiser und das Vorbild Fredericos wie seines Großvaters, Kaiser Rotbart.«
    »Was ich weiß«, sagte der zweite Mann, »ist, er habe die Sachsen

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