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Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Thomas. Sind dort etwa seit neuestem Nonnen untergebracht, denen du deine Beine zeigen willst?«
    »Nein«, knurrte der Kaplan. »Wenn ich mit dir unterwegs bin, habe ich das gar nicht nötig, Sobald die Frauen dich sehen, wenden sie sich sofort vor Schreck mir zu.«
    »Ja, weil sie wollen, daß du sie mit mir verheiratest.«
    Thomas winkte ab.
    »Verschwinde jetzt; du hast ohnehin schon einen Sonnenstich«, brummte er.
    Philipp nestelte den halbvollen Wasserschlauch los und reichte ihn dem Kaplan. »Nimm ihn«, sagte er. »Ich bin in einem halben Tag zu Hause und werde es aushalten.«
    »Danke. Ich habe natürlich wieder vergessen, mich entsprechend auszurüsten.«
    »Der Herr ernährt zwar die Vögel auf dem Feld, aber ob er das auch mit den Pfaffen auf der Straße tut, weiß ich nicht. Nun, ich verabschiede mich.« Er vollführte eine elegante Handbewegung, die er einem von Raimunds Gefährten abgeschaut hatte, dann wurde er ernst. »Paß auf dich auf«, sagte er. »Die Straßen sind nicht sicher.«
    »Wer tut schon einem einsamen Geistlichen etwas, der nicht einen Ring an seinen Fingern hat?«
    »Dennoch.«
    Der Kaplan nickte und winkte zum Abschied. Philipp saheinen Moment auf ihn hinunter und dachte unvermittelt an Minstrel. Wenn ihm der Sänger einen Abschied wie diesen gegönnt hätte, wäre es ihm lieber gewesen. Er fühlte den mittlerweile bekannten Zorn auf Minstrel in sich aufsteigen; er zog sein Pferd herum und wollte es antreiben, als ihn der Kaplan nochmals zurückrief.
    »Das muß ich dir noch berichten: Auf dem Gut ist jemand angekommen, der nach dir gefragt hat.«
    Minstrel? »Wer ist es?«
    »Eine Frau. Der Herr hat sie und ihre Begleitung auf dem Gut untergebracht.«
    »Ich wüßte nicht, wer das sein soll«, brummte Philipp.
    »Soweit ich weiß, hat sie sich nach dir erkundigt. Der Herr hat ihr Logis gewährt, bis du zurückkommst.«
    »Dann paßt es ja ganz gut, daß ich nach Hause reite.«
    Der Kaplan drohte mit dem Finger, aber er grinste. »Welch verdächtige Eile, Meister Philipp, Was hast du angestellt?« »Den Harem des Sultans von Cordoba besucht und einen unvergeßlichen Eindruck hinterlassen. Seitdem verfolgen mich die Frauen des Sultans um die ganze Welt. Wahrscheinlich ist sie eine davon. Ich muß sie nach Hause schicken, bevor es der Sultan bemerkt und dem Abendland den Heiligen Krieg erklärt.«
    »Na, dann gratuliere ich«, erklärte Thomas trocken. »Deine Besucherin ist alt wie der Teufel und zweimal so häßlich.« Er zwinkerte Philipp zu.
    »Das ist nur ein Schutzzauber, damit ihr die lüsterne Geistlichkeit nicht nachsteigt«, erwiderte Philipp halbherzig. Seine Gedanken waren bereits bei der Frau. Ich kenne keine alten Frauen , dachte er mit einem Anflug von Bitterkeit. Noch nicht einmal meine eigene Mutter.
    Als Philipp seinen Herrn begrüßt und ihm die bisherigen Entwicklungen in Radolfs Angelegenheit auseinandergelegt hatte, drückte er seine Verwunderung darüber aus, daß eine betagte Besucherin für ihn gekommen sei – zusammen mit der Bemerkung, daß sein Herr ihm zu Hilfe eilen möge, falls sich die Besucherin auf Brautschau befände und Philipp als Gemahl ausgewählt habe. Raimund begann zu lachen.
    »Der Kaplan hat dir einen Bären aufgebunden; und einen recht hübschen dazu, möchte ich meinen. Ich lasse sie holen.« Auf einen Wink Raimunds eilte eine der Mägde hinaus.
    »Ich habe keine Ahnung, wer diese Frau ist«, erklärte Philipp. »Ich habe auch niemanden eingeladen, hierherzukommen und Eure Gastfreundschaft zu mißbrauchen.«
    »Oh, ich fühle mich nicht mißbraucht. Sie hat mir im Gegenteil angeboten, für ihren Aufenthalt aufzukommen. Als ich ihr Angebot ablehnte, schlug sie mir vor, sich auf dem Hof nützlich zu machen; sie wolle sich nicht wie eine Almosenempfängerin fühlen. Sie ist eine außergewöhnliche Frau.«
    »Wie heißt sie überhaupt? Und was will sie von mir?«
    »Ihr Name ist Aude Cantat. Sie kommt aus dem Fränkischen. Sie hat mir erklärt, daß du ihren Gemahl kennst.«
    »Ich kenne niemanden, der so heißt.«
    »Nun, am besten besprichst du dich mit ihr selbst. Da kommt sie.«
    Philipp drehte sich um. Der Kaplan hatte tatsächlich gelogen, als er sie beschrieben hatte; Aude Cantat war weder alt noch häßlich. Sie mochte etwa Philipps Alter haben, vielleicht ein oder zwei Jahre mehr. Und was ihr Aussehenbetraf: Schönheit ist immer subjektiv, aber in Philipps subjektivem Blick war sie eine Schönheit. Sie besaß die blasse Gesichtshaut

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