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Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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wandte sich zum Gehen, dann schlug er sich vor die Stirn und drehte sich wieder um. »Das hätte ich beinahe vergessen«, sagte er. »Auf dem Markt habe ich einen Knecht von Rasmus, dem flandrischen Händler, übernommen. Ein Mann namens Lambert mit einer Narbe auf der Stirn.«
    Raimund nickte. »Er kam mit Galbert und Seifrid und dem Stoff, den du eingekauft hattest, und bat um die commendatio. Ich habe sie ihm gegeben.«
    »Was haltet Ihr von ihm?«
    »Du hast ihn eingekauft. Was hältst du von ihm?«
    »Rasmus sagte, er hielte ihn für unbedenklich. Da auf etlichen Pächterhöfen Männer fehlen und Lambert zu jeder Arbeit bereit war, dachte ich, es wäre eine gute Idee, den Mann in Eure Dienste zu nehmen.«
    »Jetzt weiß ich, was Rasmus von ihm hält«, schmunzelte Raimund.
    »Warum soll ich um den Busch herumschleichen? Je länger ich mit ihm sprach, desto weniger mochte ich ihn. Ich fürchte, ich habe Euch eine Laus in den Pelz gesetzt. Vielleicht hatte ich an diesem Tag keine so glückliche Hand, was neue Bekanntschaften betrifft.«
    »Immer mit der Ruhe. Wenn er seine Arbeit nicht zur Zufriedenheit erledigt, werden wir es spätestens bei der nächsten Ernte erfahren. Solange will ich ihm eine Chance geben.« Raimund musterte Philipp neugierig. »Was hast du an ihm nicht gemocht?«
    »Seine hochfahrende Art. Und daß er seine Augen nicht stillhalten kann.«
    »Ja«, sagte Raimund, »das habe ich auch bemerkt. Der Kerl hat entsetzliche Angst.«

Die Bewahrer der Vergangenheit
    P hilipp, der in der Geselligkeit der nächtlichen Aula seines Herrn, umgeben vom Rest des Gesindes auf der großen Strohschütte liegend, merkwürdig schlecht geschlafen hatte, fand sich kurz nach dem Morgengrauen bei den Stallungen ein, um ein Pferd zu holen und in die Stadt zu reiten, erschöpft und schlecht gelaunt. Galbert, dazu ausersehen, ihn in die Stadt zu begleiten und dort auf ihn zu warten, war noch früher aufgestanden und beschäftigte sich mit einem zweiten Pferd anstatt des Maultiers, auf dem er gewöhnlich zu reiten pflegte. Philipp sah den zierlichen Sattel und fragte mißmutig: »Für wen sattelst du auf?«
    »Die Frau, die beim Herrn zu Besuch ist, wird uns begleiten.«
    »Wer hat das angeordnet?«
    »Der Herr selbst; noch gestern nacht.«
    Philipp wandte sich verärgert ab. Aude betrat den Stall und nickte ihm zu; als sie sein übellauniges Gesicht sah, zogen sich ihre Augenbrauen zusammen.
    »Stimmt etwas nicht?« fragte sie.
    »Ihr wollt mit in die Stadt reiten«, sagte er. Es klang wie ein Vorwurf, nicht wie eine Frage. Aude schloß den Halsausschnitt einer mit großen blauen Rauten gemusterten gonna , die sie über ihrem Kleid von gestern trug, mit einer Spange und sagte: »Natürlich; Ihr seid doch mein Begleiter, stimmt es nicht? Ich muß herausfinden, was mit Geoffroi geschehen ist, und das kann ich nur in der Stadt. Wenn Ihr ohnehin dorthin reitet, spart Ihr Euch einen zweiten Weg.«
    »Ich habe selbst zu tun in der Stadt. Ich kann mich nicht auch noch um Euch kümmern.«
    »Oh, ich kann warten, bis Ihr Euer Geschäft erledigt habt.« »Das kann lange dauern«, erwiderte Philipp garstig.
    »Ich verlange ja nicht mehr, als daß Ihr mich danach zu ein paar Stellen begleitet, von denen ich hoffe, daß mein Mann dort gewesen ist: weitere Herbergen, die Ratsstube der Stadtschöffen, den Markt ...«
    »... und noch hundert andere Plätze, vermute ich.«
    »Wo sich die Männer eben aufhalten, wenn die Frauen nicht auf sie aufpassen«, sagte Aude spitz.
    »Und was wollt Ihr tun, solange ich meine Geschäfte erledige? Die Zügel meines Pferdes halten?« brummte Philipp und beschloß, nicht auf Audes letzte Aussage einzugehen. »Da werde ich eben Euch begleiten und Euch auf Frauenart die Ohren vollsingen, bis Ihr nicht mehr wißt, wo Euer Kopf steht.«
    Philipp erkannte, daß sie wütend war. Er seufzte.
    »Ihr braucht nicht gleich auf mich loszugehen«, sagte er. »Nachdem Ihr seid auf mich losgegangen zuerst, soll ich jetzt meinen Mund halten, ist es so? Ihr habt Eure schlechte Laune abreagiert an mir, und – voilà – alles ist gut, und es ist Frieden?« rief sie aufgebracht.
    Philipp warf Galbert einen Seitenblick zu; dieser schien eifrig damit beschäftigt, die bereits glänzende Flanke von Audes Pferd zu striegeln.
    »He«, sagte Philipp. »Willst du den Gaul blankscheuern? Wenn du hier nichts mehr zu tun hast, dann geh dein verdammtes Maultier holen.«
    Galbert grinste, aber er legte den Striegel beiseite und

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