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Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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machte eilig, daß er davonkam. Philipp sah ihm ungnädig hinterher.
    »Ich wollte Euch nicht den Mund verbieten«, sagte er dann heftig zu Aude. »Es gibt nur nichts mehr über das Thema zu bereden.«
    »Es gibt immer dann nichts mehr über etwas zu bereden, wenn den Männern nichts mehr dazu einfällt.«
    Philipp schnaubte und stellte fest, daß Aude ihm auf die Nerven ging. Sie mochte eine schöne Frau sein, aber ihr hartnäckiges Verlangen danach, unter allen Umständen das letzte Wort zu behalten, verdroß ihn. Er dachte an Dionisia, die ihre aussichtslose Lage mit tapferer Melancholie ertrug, anstatt so zänkisch zu sein wie Minstrels Frau.
    »Was wollt Ihr von mir?« rief er. »Wollt ihr mir die Kehle durchschneiden? Hier!« Er deutete zornig auf seinen Hals. »Wenn Ihr kein Messer habt, könnt ihr es ja mit Eurer scharfen Zunge versuchen.«
    Aude sah trotzig an ihm vorbei. Galbert näherte sich mit einem Maultier am Zügel und einem möglichst unbeteiligten Gesicht.
    »Reiten wir jetzt los oder nicht?« fragte sie.
    »Ja, wir reiten los.«
    Aude stapfte zu ihrem Pferd und faßte in seine Mähne. Philipp machte einen widerwilligen Schritt auf sie zu, um ihr in den Sattel zu helfen, aber sie zog sich alleine hinauf und setzte sich zurecht. Sie zupfte am weiten Rock ihres Kleides. Die ärmellose gonna , fußlang mit einem langen Schlitz vorn und hinten, erlaubte ihr, den Leib ihrer schlanken Stute zwischen die Beine zu nehmen, aber das Kleid rutschte dennoch nach oben. Philipp versuchte, denBlick abzuwenden, damit er ihre Fesseln nicht sah. Es waren schlanke Fesseln, die in festen, halbhohen Schuhen steckten. Aude tat so, als habe sie seinen Seitenblick nicht gesehen. Sie sah auf ihn hinunter, noch immer verärgert.
    »Da Eure Geschäfte so lange dauern werden, solltet Ihr endlich auch aufsitzen«, forderte sie ihn auf.
    Philipp kletterte in den Sattel. Aude lenkte ihr Pferd an ihm vorbei aus dem Stall und trabte voran, ohne sich nach ihm umzusehen. Philipp warf Galbert einen besiegten Blick zu und folgte ihr.
    Auf dem Weg zur Stadt verflog sein Zorn auf Aude, und auch ihr schien es ähnlich zu gehen. Nach einer Weile zügelte sie ihr Pferd und wartete, daß Philipp sie einholte. Ein Weile ritten sie schweigend nebeneinander her, während Galbert einige Schritte hinter ihnen blieb und so tat, als würde ihr Gespräch ihn nicht im mindesten interessieren. Das Gewitter des gestrigen Abends hatte noch verstreute Wolkenfetzen am Himmel zurückgelassen, und die Pferdehufe wirbelten mit dem trocknenden Staub der Straße eine Erinnerung an den Regengeruch der Nacht auf. Aude fuhr sich mit der Hand über ihren Nacken und rückte danach die Kappe mit dem Kinnschleier wieder zurecht. Das helle Licht ließ Philipp erkennen, daß sie blaß war und dunkle Schatten unter ihren Augen lagen. Er beugte sich zu ihr hinüber.
    »Fühlt Ihr Euch wohl?« fragte er.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich habe nicht viel geschlafen. Ich mußte über Geoffroi nachdenken.« Sie seufzte und rieb sich über den Leib. »Außerdem bin ich hungrig.«
    »Habt Ihr vor unserem Aufbruch nichts gegessen?«
    »Als ich in den Saal hinunterkam, sagte man mir, Ihr wärtschon zusammen mit – Galbért , das ist sein Name, richtig? – aufgebrochen. Ich mußte mich beeilen.«
    »Das tut mir leid. Ich habe auch nichts bei mir, was ich Euch anbieten könnte, und ich fürchte, es wird ein langer Tag.« Er drehte sich im Sattel zu Galbert um. »Hast du etwas zu essen eingesteckt?«
    »Warum, kracht dir jetzt schon der Magen?«
    »Nicht mir, du Dummkopf, sondern Frau Aude.«
    »Meine Taschen sind so leer wie ...«
    »... wie dein Kopf, das hab’ ich mir gedacht«, brummte Philipp. Aude winkte ab.
    »Ich habe ein paar Münzen eingesteckt. Vielleicht kann ich auf dem Markt etwas kaufen.« Sie lächelte plötzlich. »Wenn Ihr eine Herberge wißt, in der man sich etwas zu essen zubereiten kann, kann ich für uns kochen. Ich bin keine schlechte Köchin. Daß Geoffroi so dünn ist, liegt nicht an meinem Essen.«
    »Ihr kocht das Essen selbst?«
    »Zuweilen, wenn ich Lust dazu habe. Es macht mir Spaß.«
    Philipp schüttelte den Kopf. »Das ist die Arbeit der Küchenmägde«, sagte er belustigt.
    »Wer führt im Haus Eures Herrn die Frauengeschäfte? Die Überwachung der Vorratsspeicher und die Erhebung der Abgaben der Bauern? Euer Herr ist nicht verheiratet.«
    »Ich selbst«, erklärte Philipp erstaunt.
    »Und warum tut Ihr das?«
    »Naja ... weil es sonst

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