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Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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meine Gewohnheit ist, Auskünfte über meine Kunden zu erteilen.«
    Philipp starrte ihn einen Augenblick ungläubig an.
    »Ihr könntet ihm damit helfen«, brachte er hervor.
    »Ich pflege nur mit Darlehen zu helfen.«
    »Dann könnt Ihr heute die Gelegenheit ergreifen, Euer Repertoire zu erweitern«, sagte Philipp mit erwachendem Ärger.
    »Darauf lege ich keinen Wert.«
    Philipp wandte sich unwillkürlich zu Aude um, die auf ihrem Pferd sitzen geblieben war, aber sie zuckte nur mit den Schultern. Er faßte den Geldverleiher genauer ins Auge, aber an seiner Miene hatte sich nichts geändert. Unter seinen autoritären Augenbrauen hervor blickte er Philipp regungslos an.
    »Vielleicht werde ich Euch doch nicht in Betracht ziehen, sollte ich mir jemals ein Darlehen nehmen müssen«, sagte Philipp.
    »Das steht Euch frei.«
    »Wenn es darum geht, daß Ihr fürchtet, Geheimnisse zu verraten«, versuchte Philipp sein Glück noch einmal, »könnt Ihr beruhigt sein. Ich ordne eine Familienangelegenheit für diesen Mann, und ich bin in seine Verhältnisse vollkommen eingeweiht.«
    Der Geldverleiher zuckte mit den Schultern, ohne sich dazu zu äußern.
    »Ihr könntet mir zumindest sagen, ob er damals bei Euch vorgesprochen hat; wenn er es tat, erspare ich mir wenigstens den Weg zu den anderen beiden Adressen.«
    »Wie lautet der Name?« »Radolf Vacillarius.«
    Yohai ben David sah Philipp einen Augenblick schweigend an. Sein Blick verlor sich ins Leere. Philipp hatte den Eindruck, daß sich vor den Augen des Geldverleihers Listen entrollten, die nur er sehen konnte. Der Junge runzelte die Stirn und trat einen Schritt nach vorn. Er hielt das Buch in Reichweite seines Vaters.
    »Diesen Namen kenne ich nicht«, sagte ben David und schenkte dem Jungen einen Blick, der diesen erstarren ließ. Er zog das Buch wieder zu sich heran und versuchte, mit der Hausmauer in seinem Rücken zu verschmelzen.
    »Seid Ihr sicher?« fragte Philipp unwillkürlich. Der Geldverleiher richtete seinen vernichtenden Blick auf Philipp.
    »Absolut«, sagte er zwischen den Zähnen.
    »Der Mann zog als Pilgerfahrer ins Heilige Land.«
    Yohai ben David zeigte daraufhin zum erstenmal eine Art Mienenspiel. Er verzog die Lippen und senkte die Brauen über seine Augen herab.
    »Dann kann er ohnehin nicht zu meinen Kunden gehört haben. Geht nun und hört auf, meine Zeit zu verschwenden.«
    »Weshalb kann er nicht bei Euch gewesen sein?« fragte Philipp hartnäckig.
    »Weil ich niemals Geld an Christen verliehen habe, diesich mit dem Schwert in der Hand nach Jerusalem aufmachten.«
    Philipp sah betroffen zu Boden und verwünschte den Gemeindevorsteher im stillen. Aber es war sein Fehler; er hatte nach Geldverleihern gefragt, die vor dem letzten Kreuzzug tätig gewesen waren, nicht, wer zu ihren Kunden gezählt hatte.
    »Ich lege mein Geld nicht bei Leuten an, die es nur verwenden, um damit zu brandschatzen und zu plündern – und dabei aller Wahrscheinlichkeit nach auch noch ums Leben kommen. Das wäre schlechter Geschäftssinn«, erklärte Yohai ben David mit erstaunlicher Redseligkeit. Er verzog den Mund.
    »Unter welchen Umständen verleiht Ihr dann Euer Geld?« »Hauptsächlich für Hochzeiten. Wenn zwei Menschen heiraten, tun sie das, um sich gemeinsam ein Vermögen zu schaffen. So ist mein Geld günstig angelegt: wenn es sich bei meinen Kunden vermehrt.« Seine finstere Miene schien sich für einen Augenblick aufzuhellen, als er sich im Glanz seiner eigenen Klugheit sonnte. Dann sanken seine Augenbrauen wieder herab.
    »Nun wünsche ich Euch noch einen guten Tag«, sagte er und trat demonstrativ von seinem Tisch zurück. Er blickte in die Ferne und machte keine Anstalten mehr, seine Augen auf Philipp zu richten.
    »Das war vielleicht ein unfreundlicher Kerl«, knurrte Philipp, als er und Aude außer Hörweite ben Davids waren.
    »Er hatte auch nur Angst, wie alle anderen.«
    »Wenn sich die Angst bei diesen Leuten immer so äußert, wünschte ich, etwas zu ihrer Aufheiterung tun zu können.«
    »Wahrhaft christlich gedacht.«
    »Hat Euch schon einmal jemand gesagt, daß Eure Zunge so spitz ist wie der Giftzahn einer Schlange?« fragte Philipp, weil er sich noch immer über den Geldverleiher ärgerte.
    »Mehrfach«, erklärte Aude vergnügt. Philipp seufzte und wußte zum wiederholten Mal nicht, was er ihr antworten sollte.
    Der Name des zweiten Geldverleihers lautete Jehuda Meir. Anders als Yohai ben David betrieb er sein Geschäft nicht auf der Straße,

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