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Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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helfen. Ich würde nun gerne wieder an meine Geschäfte zurückkehren.«
    »Ich danke Euch für Eure Hilfe«, murmelte Philipp.
    »Was wollt Ihr jetzt tun?« fragte Aude, als sie die enge Gasse verließen, in der das Geräusch von Benjamin ben Petachyas zuschlagender Tür noch widerzuhallen schien.
    »Wir besuchen Yohai ben David ein zweites Mal.«
    Aude sah ihn erstaunt an. »Er hat Euch doch gesagt, daß er den Namen nicht kennt.«
    »Ich habe ihn das Falsche gefragt«, murmelte Philipp. »Radolf ist bei keinem der Geldverleiher bekannt als jemand, der sich für die Teilnahme am Pilgerzug ein Darlehen aufgenommen hätte. Was bedeutet das?«
    »Daß er kein Geld geliehen hat; oder daß die Unterlagen der Geldverleiher beklagenswert unvollständig sind.«
    »Nein. Habt Ihr nicht gehört, was der Geldverleiher über die verschiedenen Möglichkeiten gesagt hat, ein Darlehen aufzunehmen? Es bedeutet ganz einfach, daß er einen falschen Grund für die Kreditaufnahme angegeben hat!Soweit ich weiß, hat Radolf nicht allzulange vor dem Beginn der Vorbereitungen zur Pilgerfahrt geheiratet. Ich denke, er hat das Darlehen als Hochzeitsdarlehen aufgenommen. Ihr habt ja gehört, daß zwei von den drei Geldverleihern, die wir befragt haben, nicht daran interessiert waren, an Pilgerfahrer Geld zu leihen – sie hatten keine Lust, wieder ihre Zinsen zu verlieren, so wie die verschiedenen Male davor. Und genau das ist schließlich ja passiert. Vermutlich war Radolf schlau genug, dies in Betracht zu ziehen und den Grund seiner Kreditaufnahme einfach umzuwidmen. Natürlich«, Philipp hämmerte sich mit der Faust gegen die Stirn. »Darauf hätte ich schon viel eher kommen können.«
    »Vielleicht hat er auch einfach nur genug Geld besessen und mußte keines aufnehmen?« schlug Aude vor, Philipp schüttelte den Kopf.
    »Wenn Ihr sein Gut gesehen hättet, würdet ihr das nicht sagen. Er hat nicht einmal Torwächter, die auf seinen Besitz aufpassen.«
    »Es kann doch sein, daß es ihm früher besser ging.«
    »Besser als meinem Herrn, der nicht als armer Mann ins Heilige Land fuhr und dennoch ein Darlehen aufnehmen mußte? Wenn das der Fall wäre, hätte Radolf heute nicht so viele Schwierigkeiten. Nein, ich bin sicher, daß er noch nie zu den Wohlhabenden gezählt hat. Selbst der Kardinal hat das erwähnt, als er mir den Auftrag erteilte.«
    »Aber der Geldverleiher konnte sich an den Namen nicht erinnern.«
    »Weil die einzigen Dokumente, die er zur Sicherheit vorlegen konnte, die Mitgiftdokumente seiner Frau waren. Wenn sich der Verleiher einen Namen gemerkt hat, dann ihren.«
    »Es sollte mich schon sehr wundern, wenn der Name einer Frau einem Mann so viel bedeutet, daß er ihn sich über Jahre hinweg einprägt.«
    Philipp sah Aude überrascht an, aber ihre Miene war unleserlich.
    »Ihr meint wegen der Einstellung der Juden zu Frauen?«
    »Darin haben die Juden mit den Christen etwas gemeinsam.«
    »Könnten wir das vielleicht zu einer anderen Zeit erörtern?« stöhnte Philipp.
    »Na gut; dann gebe ich Euch etwas anderes zum Nachdenken. Woher nehmt Ihr die Sicherheit, daß Herr Vacillarius sich bei Yohai ben David Geld geliehen hat?«
    »Weil die Kunden der anderen Geldverleiher, bei denen er das Darlehen noch hätte aufnehmen können, auf ben Petachyas Liste verzeichnet sind; und dort war Radolf nirgends zu finden.«
    »Er könnte ja auch bei dem etwas verwirrten Mann gewesen sein, den wir als zweites aufsuchten.«
    »Das könnte natürlich auch sein«, knurrte Philipp mißvergnügt. »In diesem Fall sind die Dokumente besser aufbewahrt als unter der Matratze des Papstes – und ungleich schwerer in die Hand zu bekommen.«
    »Ich hoffe, Ihr kommt jetzt endlich zum Ziel. Ich muß Euch nicht ein zweites Mal daran erinnern, daß ich auch noch eine Verpflichtung habe.«
    »Wenn wir bei Yohai ben David kein Glück haben, komme ich morgen wieder vorbei und versuche mein Glück bei Jehuda Meir allein«, versprach Philipp.
    Sie verließen die Gasse, in der Benjamin ben Petachyas heruntergekommenes Haus lag, und wandten sich zum Gemeindezentrum neben der Synagoge. Die Menge dereilig in die gleiche Richtung hastenden Menschen überraschte Philipp. Er zügelte sein Pferd und blickte sich zu Aude um. Ein paar Männer liefen an ihnen vorbei, ihre spitzkegeligen Hüte in den Händen, und warfen ihnen sowohl zornige als auch ängstliche Blicke zu.
    »Es stimmt etwas nicht«, sagte Aude. Sie wies mit dem Kopf auf eine Gruppe junger Männer, die

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