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Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Geräusch von sich. Niemand wandte sich zu ihnen um. Philipp bemerkte, daß Aude ihr Pferd gezügelt hatte, und brachte auch seines zum Stehen. Die Szene auf dem Marktplatz vor wenigen Tagen erstand in seinerErinnerung. Er musterte die Menge halb erleichtert, halb bestürzt. In der plötzlichen Stille vernahm er das Krachen und Klirren, das aus der Richtung kam, in der sich die Menschentraube befand. Unwillkürlich ließ er die Zügel locker, und sein Pferd machte einen Schritt nach vorn. »Wartet«, sagte Aude atemlos. »Was geht da vorne vor sich?«
    Die Menge weiter vorn teilte sich an einer Stelle und ließ drei Männer durch, die einheitlich gekleidet waren und Helme trugen. Augenblicke später erkannte Philipp die quergehaltenen Spieße. Die drei Männer bildeten ein Dreieck, in dessen Zentrum, gefangen durch die Spieße, Yohai ben David nach vorn stolperte. In der Düsternis des späten Nachmittagslichts, das in die Gasse fiel, leuchtete sein gelber Judenhut wie ein Ausruf der Panik. Seine Hände waren vor dem Leib zusammengelegt und gefesselt. Er versuchte sich zum Eingang seines Hauses umzudrehen, aus dem noch immer Geräusche der Verwüstung drangen. Einer der Männer stieß ihn vorwärts. »Eine Verhaftung«, stieß Philipp hervor. »Sie verhaften den Geldverleiher.«
    Er trieb sein Pferd vorwärts, bis die Büttel aufsahen und ihm und Aude entgegenblickten. Ihre Griffe an den Spießen wechselten. Philipp hob vorsichtig eine Hand zum Zeichen, daß sie in friedlicher Absicht kamen. Die Bewaffneten tauschten Blicke untereinander aus.
    Vor dem Eingang zu ben Davids Haus lag der bunte Tisch. Jemand hatte ihn umgeworfen; die Platte war geborsten, und eines der Beine stak schief in seiner Halterung. Ebenfalls auf dem Boden lagen die kläglichen Faustpfänder, die ben David ausgestellt hatte. Drei weitere Büttel waren damit beschäftigt, Bücher und Rollen, die ihnen aus demoffenen Eingang entgegengeworfen wurden, in einen Sack zu stecken. Ein zweiter Sack, bereits gefüllt und oben zugebunden, stand an der Hausmauer. Der Junge lehnte neben ihm, kalkweiß im Gesicht und sein Buch noch immer mit beiden Armen umklammernd. Die Menge sah den Bemühungen der Büttel mit finsterer Stummheit zu.
    Ein behelmter Kopf streckte sich zur Türöffnung heraus und sagte: »Das ist alles.« Einer der drei Büttel vor dem Haus blickte auf. Er trug statt des Spießes ein kurzes Schwert an der Seite.
    »Zerschlagt alle Tonkrüge, die ihr finden könnt. Manchmal verstecken sie darin ihre Pergamente.« »Rutger«, murmelte Philipp erstaunt, ohne daß ihn jemand gehört hätte.
    Der Kopf zog sich zurück, und erneut war dumpfes Klirren und das Zerbrechen von Gegenständen zu hören. Das Jammern einer Frau ertönte dazwischen, auf die niemand zu achten schien. Zuletzt traten zwei Büttel aus der Tür. Einer davon bearbeitete fluchend sein Wams.
    »Es war nichts in den Tonkrügen außer Öl«, sagte der andere der Männer. Er wies grinsend mit dem Daumen auf seinen Gesellen. »Und eingelegtem Fisch, der bestialisch stinkt.«
    Der Anführer der Büttel nickte. »Gehen wir«, sagte er. Sein Blick fiel auf den Jungen, der ihn mit weit aufgerissenen Augen ansah. »Und vergeßt das Buch des Burschen nicht.« Einer der Büttel trat auf den Jungen zu und faßte das Buch. Der Junge ließ es scheinbar geschehen. Als der Büttel daran zu ziehen begann, löste er jedoch seinen Griff nicht. Ohne seinen entsetzten Blick von den Augen des Anführers zu wenden, umklammerte er den Band mit aller Kraft, die die Angst ihm zur Verfügung stellte.
    Der Büttel fluchte. »Laß los!« schrie er laut.
    Der Blick des Jungen irrte ab und suchte den von Yohai ben David.
    Rutger wandte sich zu dem Geldverleiher um.
    »Sag ihm, er soll das Buch loslassen«, knurrte er. Ben David reagierte nicht. Sein Gesicht war nicht weniger bleich als das des Jungen. Er blinzelte, ohne eine Antwort zu geben.
    Rutger machte eine Handbewegung, und der Büttel, der nach dem Buch gegriffen hatte, trat zurück. Er hob seinen Spieß vom Boden auf und drehte ihn so, daß sein unteres Ende nach vorne sah. Er holte aus, um mit dem Eisenfuß zuzustoßen.
    »Nein!« brüllte Philipp.
    Die Büttel wirbelten herum; die Menge seufzte laut. Selbst Aude auf ihrem Pferd zuckte zusammen und starrte Philipp erschrocken an.
    »Philipp«, rief der Anführer der Büttel. »Was mischst du dich ein? Was hast du hier zu suchen?« Er lachte plötzlich. »Hat dein Sängerfreund dir so viel gestohlen,

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