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Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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daß du dir jetzt Geld leihen mußt?« Mit einer Handbewegung brachte er den Büttel dazu, seinen Spieß wieder zu senken. Philipp sprang vom Pferd. Rutger nahm den Helm ab; sein junges, verschmitztes Gesicht mit kurzgeschorenen blonden Haaren kam darunter zum Vorschein. Er lächelte Philipp mit freundlichem Spott an.
    »Geschäfte für meinen Herrn«, sagte Philipp atemlos. »Was tust du hier, Rutger? Du bist doch für die Herbergen und die Badestuben in der Stadt zuständig.«
    »Das ist richtig; in einer Herberge sah und hörte ein Zeuge, wie jener hier«, er deutete auf den Geldverleiher, »verbotenerweise eine heilige Monstranz erwarb. Er benachrichtigte den Wirt, dieser benachrichtigte die Verwaltung Seiner Exzellenz des Bischofs, und ich wurde in die Herberge und danach hierher gesandt, um mich um den Fall zu kümmern.« Er nickte Philipp zu und wandte sich wieder an seinen Untergebenen. »Was ist nun?« rief er ungeduldig. »Gibt er das Buch her oder nicht?«
    »Das ist mein Buch«, sagte Philipp rasch.
    Rutger sah ihn ungläubig an.
    »Mein Buch. Besser gesagt, es gehört meinem Herrn. Er hat es vor kurzem erstanden und mich hierher geschickt, um seinen Wert bestimmen zu lassen. Ich hatte das Buch ben David zur Schätzung überlassen und wollte eben wiederkommen, um seine Antwort abzuholen.« Philipp lächelte den Anführer der Büttel an und spürte, wie sich in seinen Handflächen der Schweiß sammelte. »Ich denke, das Buch ist sehr wertvoll, deshalb will er es nicht hergeben. Mein Herr ist sicherlich sehr darauf bedacht, es unbeschädigt wiederzubekommen.«
    »Da hast du aber Glück gehabt, mein Junge. Wir haben den Auftrag, sämtliches Schrifttum dieses Schurken mitzunehmen und auf weitere unehrliche Geschäfte zu überprüfen, bevor wir es verbrennen.« Rutger stieß Philipp mit kameradschaftlichem Spott vor den Bauch. »Ich will nicht daran schuld sein, daß dir noch mal etwas abhanden kommt, was deinem Herrn gehört.« Er deutete auf den Jungen. »Nun hol’s dir schon, damit ich endlich weitermachen kann.«
    Philipp stakte auf tauben Beinen zu dem Jungen hinüber. Er hoffte, daß die kurze Unterhaltung mit Rutger durch die Angst gedrungen war, die in den verzerrten Zügen des Jungen zu lesen war.
    »Gib mir das Buch, damit es nicht zu Schaden kommt«,sagte er eindringlich und faßte ebenso wie der Büttel danach. Der Junge ließ es sich widerstandslos abnehmen. Es war nicht zu erkennen, ob er Philipps Finte verstanden hatte oder ob seine Kraft einfach erlahmt war. Philipp trat einen Schritt zurück und sah, daß der Junge zu weinen begann. Er preßte die Kiefer aufeinander. Als er sich umdrehte, begegnete er dem Blick des Geldverleihers. Dessen Augen, zwei runde, stumpfe Kreise in seinem bleichen Gesicht, ruhten starr auf Philipp. Philipp nickte ihm unmerklich zu. Ben David nickte nach einem kurzen Zögern ebenso unmerklich zurück.
    Mittlerweile war ein Büttel mit einem christlich gekleideten Mann auf Rutger zugetreten. Der Mann straffte sich.
    »Zeigt mir den Juden, der die Monstranz gekauft hat«, sagte Rutger. Der Mann hob eine Hand und zeigte ohne zu zögern mit dem Finger auf Yohai ben David.
    »Dies ist er.«
    Ben David schüttelte heftig den Kopf. Es dauerte einige Augenblicke, bis er die Bewegung wieder unter Kontrolle bringen konnte. Seine Brust hob sich unter einem angestrengten Atemzug. »Vielleicht würdet Ihr ihn endlich anfassen, damit alles seine Rechtmäßigkeit hat«, sagte Rutger beißend.
    Der Zeuge schritt auf den Geldverleiher zu, beugte sich über einen der quergehaltenen Spieße und faßte ihn am Oberarm.
    »Das ist der Mann, der die Monstranz erstanden hat«, sagte er hastig. Er blickte dem Geldverleiher nicht in die Augen; er zog seine Hand schnell fort und trat wieder zurück.
    »Dieser Mensch lügt«, krächzte Yohai ben David.
    Rutger nahm einen ledernen Beutel entgegen und nestelte ihn auf. Er nahm eine goldglänzende Monstranz heraus. »Hör zu, Jude«, sagte er kalt, »das hier haben meine Männer bei der Durchsuchung deines Hauses gefunden. Leugne also nicht. Oder willst du mir vielleicht erzählen, daß wir es dir dort hineingelegt haben?«
    Der Geldverleiher schloß die Augen und mahlte mit den Kiefern. Als er die Augen wieder öffnete, hatte Zorn den Schrecken daraus vertrieben.
    »Offensichtlich verhält es sich so, da ich diesen Kelch jetzt zum erstenmal sehe«, erklärte er.
    »Natürlich«, brummte Rutger und verstaute die Monstranz vorsichtig wieder in ihrem

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