Der Janson-Befehl
Zoll den englischen Gentleman darzustellen, und bei seiner Leibesfülle waren das einige Zoll. Sein Redeschwall wimmelte von Britizismen, Unangebrachtheiten und Formulierungen, die Janson als Bermanismen bezeichnete. Doch so absurd der Mann auch war, konnte Janson doch nicht umhin, eine gewisse Zuneigung für ihn zu empfinden. Selbst seine Widersprüchlichkeiten hatten etwas Gewinnendes an sich; die Art und Weise zum Beispiel, wie er es fertig brachte, zugleich raffiniert und naiv zu sein - er hatte stets ein Auge auf den nächsten Coup und war immer geradezu entzückt, einem davon zu erzählen.
»Du siehst ... glatt und wohlgenährt aus, Grigori«, sagte Janson.
Grigori strich sich über die recht großzügig gerundete Mittelpartie. »Innerlich bin ich am Verhungern. Komm, wir wollen essen. Chop-Chop.«
Er legte Janson den Arm um die Schulter und bugsierte ihn in Richtung auf den Speisesaal.
Drinnen strahlten befrackte Kellner, verbeugten sich der Reihe nach, als der überschwängliche Russe auftauchte, und geleiteten ihn sofort zu einem Tisch. Obwohl die Clubregeln jegliches Trinkgeld streng untersagten, ließen die Beflissenheit und die strahlenden Blicke der Ober erkennen, dass Berman dennoch Mittel und Wege gefunden hatte, seine Großzügigkeit unter Beweis zu stellen.
»Der kalte pochierte Lachs - der beste, den es auf der Welt gibt«, empfahl Berman und ließ sich auf seinen gepolsterten Sessel sinken. Berman sagte von vielen Dingen, dass sie die besten auf der Welt seien; er pflegte fast nur in Superlativen zu sprechen. »Oder nimm doch Hummer a la nage. Damit kann man nie etwas falsch machen. Und dann ich empfehle gebratenes Moorhuhn. Vielleicht beides. Du bist viel zu dünn. Wie Violette im dritten Akt von La Traviata. Müssen dich aufpäppeln.«
Er beorderte mit einem kurzen Blick einen Sommelier herbei. »Dieser Puligny-Montrachet, den wir gestern hatten? Können wir davon eine Flasche bekommen, Freddy?«
Er drehte sich zu Janson herum. »Der ist der Größte. Du wirst sehen.«
»Ich muss sagen, ich bin überrascht, dich hier im Herzen des britischen Establishments vorzufinden.«
»Ein Schurke wie ich, meinst du - wie konnten die mich je hereinlassen?«
Berman brüllte vor Lachen, und sein Bauch zitterte unter dem maßgeschneiderten Tuch. Dann fügte er etwas weniger laut hinzu: »Ist in Wirklichkeit tolle Geschichte. Weißt du, vor zwei Jahren war ich zu einer Gesellschaft bei Lord Sherwyn eingeladen. Am Ende ich spielte Billard mit sehr nettem Gentleman, den ich dort kennen gelernt habe.«
Bermans Angewohnheit war es, gewissen Leuten zur rechten Zeit Darlehen zur Verfügung zu stellen und sie damit aus ihren finanziellen Engpässen zu befreien; bei diesen Aktivitäten konzentrierte er sich oft auf den einen oder anderen Spross des Hochadels. Nach Bermans Vorstellung waren das Leute, die möglicherweise Einfluss in der Welt haben könnten, letzten Endes also kluge Investitionen.
»Du musst mir ein andermal davon erzählen«, sagte Janson verbindlich, aber bestimmt. Er hatte alle Mühe, nicht mit den Fingern zu trommeln.
Berman ließ sich davon nicht abschrecken. »Ich vermute, er ein bisschen zu viel getrunken und gerade dabei, ziemlich große Summen von mir gewinnen, und deshalb habe ich ihm Vorschlag gemacht, Einsatz verdoppeln.«
Janson nickte. Das Szenario war ihm durchaus vertraut. Ein mehr als nur leicht angeheiterter britischer Gentleman, der ungeheure Summen von einem scheinbar sinnlos betrunkenen Russen mit scheinbar endlosen Bargeldreserven gewann; einem bezechten Russen, der den ganzen Abend über nicht die geringsten Anzeichen zu erkennen gegeben hatte, dass er das eine Ende eines Queues vom anderen unterscheiden konnte. Das letzte Spiel, in dem die erheblichen Gewinne des britischen Gentleman gerade im Begriff waren, zu einem echten Vermögen zu werden; verbunden damit die Überlegung des Gentleman, vielleicht das an seine Stadtwohnung angrenzende Appartement in Kensington zu erwerben oder vielleicht jenes Haus auf dem Lande zu kaufen, das er und seine Familie schon so lange Zeit immer wieder gemietet hatten. Beinahe außerstande, an sein Glück zu glauben. Aber man wusste ja fast nie, wie diese Dinge sich entwickelten, nicht wahr? Eine mit leichtem Widerstreben angenommene Einladung - der Adelsspross war mit einem schlechten Ruf behaftet, trug aber einen Familiennamen, der ihm immer noch Türen öffnete - hatte zu einem lächerlich einfach erworbenen Stapel Geld geführt.
Und
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