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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Keiner kennt Jansons Methoden so gut wie der Kader, der ihn ausgebildet hat. Kommen Sie, Ihre Spitzenleute haben doch sicherlich bereits einen Eventualplan aufgestellt.«
    »Sicher haben sie das«, nickte Collins. »Aber sie haben nicht die leiseste Ahnung, was wirklich gespielt wird.«
    »Glauben Sie, wir haben die?«
    »Also gut.«
    Eine Entscheidung war getroffen worden, die Zeit der Erwägungen war vorbei. »Die Pläne sehen vor, ein Spezialteam hochgradig qualifizierter Scharfschützen auszusenden. Die können den Auftrag auf diskrete Weise erledigen. Es sind Spitzenleute, gegen die keiner eine Chance hat.«
    Seine grauen Augen blinzelten hinter seinen Brillengläsern bei der Erinnerung an die ungebrochene Erfolgsserie des Teams. Und dann fügte er mit leiser Stimme hinzu: »Ich sagte: keiner.« »Liquidationsbefehl in Kraft?«
    »Die augenblickliche Anweisung lautet, ausfindig machen, beobachten und warten.«
    »Aktivieren«, sagte Charlotte Ainsley. »Dies ist eine Kollektiventscheidung. Mr. Janson ist nicht zu retten. Grünes Licht für die Sanktion. Jetzt.«
    »Ich widerspreche ja nicht. Ich möchte nur, dass wir alle die Risiken kennen«, beharrte der Unterstaatssekretär.
    »Kommen Sie uns nicht mit Risiken«, entgegnete der Analytiker von der DIA. »Schließlich haben Sie diese gottverdammten Risiken geschaffen.«
    »Wir stehen alle unter gewaltigem Druck«, gab Hildreth besänftigend zu bedenken.
    Der Analytiker verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte Unterstaatssekretär Derek Collins erneut an. »Sie haben ihn gemacht«, sagte Albright. »Jetzt müssen Sie ihn im Interesse von uns allen auch aus der Welt schaffen.«

14
    Auf den Gehsteigen der Jermyn Street in London drängten sich Menschen, die zu wenig Zeit hatten, und solche, die zu viel Zeit hatten. Ein stellvertretender Filialleiter der Nat-West Bank hastete, so schnell das mit seiner Würde in Einklang zu bringen war, zu einer Lunch-Verabredung mit dem stellvertretenden Leiter der Privatkundenabteilung der Fiduciary Trust International. Er wusste, dass er eigentlich jenes letzte Telefonat nicht mehr hätte annehmen sollen; wenn er nicht pünktlich war, würde er sich von seinem Job verabschieden müssen.
    Ein vierschrötiger Handelsvertreter der Firma Whitehall-Robins eilte zu einer Verabredung mit einer Frau, die er am vergangenen Abend in Odette's Wine Bar angemacht hatte, und war dabei auf eine Enttäuschung vorbereitet. Gewöhnlich machte das Tageslicht die Schlampen, die im rauchigen Licht einer Kellerbar so appetitlich und schwül gewirkt hatten, um wenigstens zehn Jahre älter - aber irgendwie musste man sich ja schließlich vergewissern, oder nicht? Vielleicht sollte er vorher noch am Zeitungskiosk vorbeischauen: Wenn er pünktlich kam, würde ihn das vielleicht eine Spur zu eifrig erscheinen lassen.
    Die vernachlässigte Ehefrau eines amerikanischen Geschäftsmannes, der sich zum Workaholic entwickelt hatte, presste drei mit teuren, aber ein wenig unmodernen Kleidern gefüllte Einkaufstüten an sich, Kleider, die sie wahrscheinlich in den Staaten nie tragen würde: Aber indem sie alles mit seiner American-Express-Platinum-Karte bezahlte, konnte sie immerhin ihrem Ärger darüber, dass er sie mitgeschleppt hatte, wenigstens ein bisschen Luft machen. Noch sieben Stunden totzuschlagen, bis sie und ihr Mann sich zum dritten Mal Die Mausefalle ansahen.
    Der Schadenssachbearbeiter des Westminster-Büros von Inland Revenue bahnte sich angestrengt den Weg durch die Menge und sah dabei immer wieder auf die Uhr; wenn man bei diesen Trotteln von Lloyd's zu spät kam, war jegliche Autorität dahin, das sagte jeder.
    Paul Janson, der schnellen Schritts die Jermyn Street entlang eilte, verschwand zwischen all den Einkaufslustigen, Bürokraten und Geschäftsleuten, die die Gehsteige füllten. Er trug einen dunkelblauen Anzug, ein Hemd mit modisch gespreiztem Kragen und eine gepunktete Krawatte und wirkte gehetzt, aber nicht nervös. Das war der Gesichtsausdruck eines Menschen, der hierher gehörte; sein Gesicht vermittelte diesen Eindruck ebenso wie seine Körpersprache.
    Er nahm die aus den Fassaden ragenden Schilder - die Ovale und Rechtecke über ihm - nur vage wahr. Die älteren Namen der älteren Etablissements - Floris, Hilditch & Key, Irwin - mischten sich mit Neuankömmlingen wie Ermenegildo Zegna oder Hugo Boss. Der Verkehr verlief halb geronnen, träge, mit hohen roten Bussen und niedrigen kastenförmigen Taxis und Lieferwagen, die

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