Der Janson-Befehl
gefesselten Gefährten.
»Bloß Freund.«
»Oh, er ist dein Freund.«
»Ja.«
»Er mag dich. Ihr helft einander.«
»Helfen einander.«
»Ihr habt sehr gelitten, nicht wahr?«
»Sehr gelitten.«
»Wie unser Heiland Jesus Christus. Weißt du, dass er für unsere Sünden gestorben ist? Willst du wissen, wie er gestorben ist? Ja? Nun, warum hast du das nicht gesagt! Lass es mich dir sagen. Nein, bessere Idee: Lass es mich dir zeigen.« »Please?«
Es kam wie plis heraus.
Demarest drehte sich zu Bewick herum. »Bewick, es ist wirklich sehr unhöflich, diese armen jungen Leute auf dem Boden liegen zu lassen.«
Bewick nickte, ein kurzes Grinsen huschte über seine hölzernen Züge. Dann drehte er zweimal an einem Knebel, den er in das Knüpfwerk aus Seilen gesteckt hatte, und straffte die Seile damit. Die Gefangenen hoben vom Boden ab; ihr ganzes Körpergewicht hing jetzt an ihren straff gefesselten Hand- und Fußgelenken. Beiden entrang sich ein lautes, erschrecktes Keuchen.
»Xin loi«, sagte Demarest mit sanfter Stimme. »Tut mir Leid.«
Sie litten Qualen, ihre Gliedmaßen waren überdehnt, ihr Körpergewicht zerrte an ihren Gelenken. Die unnatürliche Haltung erschwerte die Atmung außergewöhnlich, und es erforderte eine gewaltige Anstrengung, um die Brust zu wölben und das Zwerchfell zu spannen - eine Anstrengung, die die Spannung an ihren Gliedmaßen nur noch verstärkte.
Jansons Gesicht rötete sich. »Sir«, sagte er scharf. »Kann ich Sie sprechen? Unter vier Augen? Sir?«
Demarest ging zu Janson hinüber. »Was Sie da jetzt zu sehen bekommen, erfordert möglicherweise etwas Gewöhnung«, sagte er leise. »Aber ich werde nicht zulassen, dass Sie mich in der Ausübung meiner Befehlsgewalt beeinträchtigen.«
»Sie quälen sie«, sagte Janson und spürte, wie sein Gesicht brannte.
»Sie halten das für Qual?«
Demarest schüttelte angewidert den Kopf. »Lieutenant First Class Bewick, Lieutenant Second Class Janson ist im Augenblick beunruhigt. Es ist erforderlich, dass Sie ihm zu seinem eigenen Schutz Einhalt gebieten - mit allen dazu erforderlichen Maßnahmen. Macht das irgendwelche Probleme?«
»Keineswegs, Sir«, erwiderte Bewick. Er zog seine Pistole und richtete sie auf Jansons Kopf.
Demarest ging zu dem in der Nähe abgestellten Jeep hinüber und drückte den PLAY-Knopf auf seinem Kassettengerät. Choralmusik drang aus den kleinen Lautsprechern. »Hildegard von Bingen«, sagte er, ohne damit jemand Bestimmten anzusprechen. »Sie hat den größten Teil ihres Lebens in einem Kloster verbracht, das sie im zwölften Jahrhundert gründete. Eines Tages, als sie zweiundvierzig Jahre alt war, hatte sie eine Vision Gottes und wurde zur größten Komponistin ihrer Zeit. Jedes Mal, wenn sie sich hinsetzte, um neue Musik zu schaffen, geschah das erst, nachdem sie quälende Schmerzen erduldet hatte - Schmerzen, die sie die Geißel Gottes nannte. Denn nur wenn der Schmerz sie in Halluzinationen versetzte, strömte ihr Werk aus ihr heraus - die Antiphone und Choräle und die religiösen Abhandlungen. Der Schmerz hat die heilige Hildegard produktiv gemacht. Der Schmerz hat sie zum Singen gebracht.«
Er wandte sich dem zweiten Mann zu, der heftig zu schwitzen begonnen hatte. Sein Atem drang wie das Japsen eines sterbenden Tieres über seine Lippen. »Ich hatte gedacht, es könnte euch vielleicht entspannen«, sagte er. Er lauschte nachdenklich den Klängen des Chorals.
Sanctus es unguendo periculose fractos:
sanctus es tergendo fetida vulnera.
Dann baute er sich vor dem zweiten Gefangenen auf. »Sieh mir in die Augen«, sagte Demarest. Er zog ein kleines Messer aus einer Scheide, die er am Gürtel trug, und machte einen kleinen Einschnitt in den Bauch des Mannes. Die Haut und das Gewebe unmittelbar darunter zogen sich auseinander, von der Seilspannung veranlasst. »Der Schmerz wird dich auch singen lassen.«
Der Mann schrie.
»So, das ist Folter!«, rief Demarest Janson zu. »Was möchten Sie jetzt, dass ich sage? Dass es mir genauso weh tut wie denen?«
Er wandte sich wieder dem schreienden Mann zu. »Glaubst du, du wirst für deine Leute ein Held sein, wenn du mir Widerstand leistest? Keine Chance. Wenn du den Helden spielen willst, kann ich sicherstellen, dass niemand je davon erfährt. Deine Tapferkeit wird verschwendet sein. Siehst du, ich bin ein sehr böser Mann. Ihr glaubt alle, Amerikaner seien weich. Ihr glaubt, ihr könnt uns einfach austricksen. Ihr glaubt, ihr könnt zusehen, während
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