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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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wir uns in unsere albernen bürokratischen Regelungen verstricken wie ein Riese, der sich auf die eigenen Schnürsenkel tritt. Aber all das glaubt ihr, weil ihr es nie mit Alan Demarest zu tun hattet. Das größte Täuschungsmanöver Satans war, dass er den Menschen davon überzeugt hat, dass er gar nicht existiert. Sieh mir in die Augen, mein Fischerfreund, weil ich nämlich existiere. Ein Fischer wie du. Ein Fischer, der die Seelen der Menschen fischt.«
    Alan Demarest war wahnsinnig. Nein: schlimmer noch. Er war viel zu sehr Herr seiner Sinne, Herr seiner Handlungen und Herr ihrer beherrschbaren Folgen. Zugleich mangelte es ihm am elementarsten Gewissen. Er war ein Monstrum. Ein brillantes, charismatisches Monstrum.
    »Sieh mir in die Augen«, säuselte Demarest und beugte sich über das Gesicht des Mannes, das bereits qualvoll verzerrt war, unsäglich qualvoll. »Wer ist dein Kontaktmann bei der ARVN? Mit welchen Südvietnamesen hast du zu tun?«
    »Ich Bauer!«, wimmerte der Mann, der kaum Luft bekam. Seine Augen waren rot, seine Wangen feucht. »Nicht Vietkong!«
    Demarest zog dem Mann die Hosen herunter, legte seine Genitalien frei. »Unwahrheit wird bestraft«, sagte er gelangweilt. »Zeit für die Kabel.«
    Janson würgte es ein paar Mal, dann beugte er sich vor, und ein heißer Strom von Erbrochenem stieg ihm in der Kehle hoch und klatschte vor ihm auf den Boden.
    »Nichts, dessen Sie sich schämen müssten, mein Sohn. Das ist wie in der Chirurgie«, sagte Demarest besänftigend. »Wenn man es das erste Mal sieht, nimmt es einen ein wenig mit. Aber Sie werden sich schnell daran gewöhnen. Es ist so, wie Emerson es schreibt - wenn man einen großen Mann unter Druck setzt, ihn quält, ihn besiegt, hat er die Chance, etwas zu lernen.«
    Er wandte sich Bewick zu. »Ich werde jetzt den Motor anlassen, damit auch genug Saft durch die Drähte kommt. Wir werden diesem Kerl jede Chance zum Reden geben. Und wenn er nicht redet, dann stirbt er den schmerzhaftesten Tod, den wir ihm bieten können.«
    Demarest musterte Jansons verzerrtes Gesicht.
    »Aber keine Sorge«, fuhr er fort. »Sein Kamerad wird am Leben gelassen. Sehen Sie, es ist nämlich wichtig, jemanden übrig zu lassen, der die Nachricht unter den Vietkong verbreitet: So geht es einem, wenn man sich mit nguoi My anlegt.«
    Und dann blinzelte er Janson zu, als wolle er ihn, zu dessen Entsetzen, einladen, an der Folterorgie teilzunehmen. Wie viele andere Soldaten hatten, ausgebrannt und von zu viel in der Kampfzone verbrachter Zeit gefühllos geworden, positiv auf jene Einladung reagiert, sich in einem Club echter Eiferer gefunden und ihre Seele verloren? Ein alter Refrain hallte in den Tiefen seines Bewusstseins nach. Where you going? Crazy want to come along? Want to come along - willst du mitkommen?
    *
    Die Prinsengracht, die vielleicht luxuriöseste der alten Kanalstraßen des alten Amsterdam, war zu Anfang des 17. Jahrhunderts gebaut worden. Auf den ersten Blick zeigten die Fassaden der Straße die Regelmäßigkeit von Leporel-lopuppen. Wenn man freilich genauer hinsah, konnte man erkennen, auf wie vielfältige Weise sich jedes der hohen, schmalbrüstigen Ziegelhäuser auf das Liebevollste von seinen Nachbarbauten unterschied. Die Giebelpartien eines jeden Hauses waren mit großer Sorgfalt gestaltet worden: Stufengiebel, deren Zickzack oben in einer Fläche endeten, wechselten sich mit großzügig geschwungenen Bögen ab. Weil die Treppenhäuser drinnen eng und steil waren, hatten die meisten Häuser dicht unter dem Giebel Vorbauten, die es vermittels Flaschenzügen ermöglichten Möbelstücke in die oberen Stockwerke zu bringen. Die Dachgeschosse vieler Häuser waren leer und verbargen nur komplex gestaltetes Gebälk. Hinter den Häusern, das wusste Janson, gab es diskrete hofjes, oder Innenhöfe. Die Bürger von Amsterdams goldenem Zeitalter waren stolz auf ihre Schlichtheit gewesen, auch wenn es eine ostentative Schlichtheit war.
    Janson schlenderte, mit einer leichten Reißverschluss-jacke, einer Leinenhose und kräftigen Laufschuhen bekleidet, wie so viele der anderen Passanten die Straße hinunter. Er hatte die Hände in den Taschen vergraben, und sein Blick suchte unablässig seine Umgebung ab. Wurde er verfolgt? Bis jetzt waren dafür keinerlei Anzeichen festzustellen. Und doch wusste er aus Erfahrung, wie beeindruckend schnell ein Team aufgestellt und in Einsatz gebracht werden konnte, falls seine Anwesenheit entdeckt wurde. Stets einen

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