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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Alternativplan bereithalten: Demarest hatte das gesagt, und so zuwider ihm auch die Quelle dieser Weisheit sein mochte, sie hatte ihm doch häufig gute Dienste geleistet; abzulegen neben Managementtipps von Dschingis Khan, sinnierte Janson.
    Ein paar Straßen von der so genannten Goldenen Meile entfernt stieß er auf eine Ansammlung von Hausbooten, die in dem von Rost und Schwemmgut verfärbten Wasser des Kanals vor Anker lagen. Diese schwimmenden Domizile waren seit den fünfziger Jahren ein fester Bestandteil Amsterdams geworden und auf Wohnraumknappheit zurückzuführen: Ein paar Jahrzehnte später hatte der Stadtrat Vorschriften dagegen erlassen, aber die bereits existierenden schwimmenden Behausungen unterlagen dem Gewohnheitsrecht und wurden so lange geduldet, wie der Besitzer eine jährliche Gebühr für sie entrichtete.
    Janson musterte jedes einzelne Boot gründlich. Das am nächsten bei ihm vor Anker liegende ähnelte einem langen, aus Brettern gezimmerten braunen Bungalow mit einem kleinen Schlot auf einem roten Wellblechdach. Ein anderes sah aus wie ein hohes schwimmendes Gewächshaus, dessen Glasfenster mit Gardinen verhängt waren, die seinen Insassen ein gewisses Maß an Privatsphäre sicherten. Daneben lag ein Hausboot mit einem kompliziert aussehenden, an ein Spalier erinnernden Zaun auf dem Vorderdeck. Zwei Laternen ragten aus Gebilden hervor, die wie steinerne Vogelhäuschen aussahen; Kästen mit Geranien ließen vermuten, dass der Besitzer Blumenliebhaber war.
    Schließlich entdeckte er die vertraute blau gestrichene Kabine, die irgendwie verlassen wirkte. Die Blumentöpfe waren weitgehend leer, die Fenster klein und verrußt. Auf dem Deck neben der Kabine war eine Bank zu erkennen, die mit den Jahren silberne Patina angenommen hatte. Die Bretter des niedrigen, breiten Decks waren verzogen und unregelmäßig. Das Boot lag neben einem kleinen Parkplatz am Kai vor Anker, und als Janson sich ihm näherte, spürte er, wie sein Pulsschlag sich beschleunigte. Seit er das letzte Mal hier gewesen war, waren viele Jahre verstrichen. Hatte das Boot die Besitzer gewechselt? Er nahm den unverkennbaren harzigen Geruch von Cannabis wahr und wusste in diesem Augenblick, dass das nicht der Fall war. Mit einem langen Schritt stieg er an Bord und trat durch die Kabinentür ein; sie war unversperrt, ganz wie er das erwartet hatte.
    In einer Ecke des Innenraums, auf dessen Boden die Sonne unregelmäßige Muster zeichnete, saß ein Mann mit langem, schmutzig grauem Haar über ein großes quadratisches Stück Pergament gebeugt. Er hatte in beiden Händen Pastellstifte, die sich abwechselnd auf dem Papier bewegten. Neben einer roten Räucherkerze glomm eine Marihuanazigarette.
    »Keine Bewegung, Motherfucker«, sagte Janson leise.
    Barry Cooper drehte sich langsam um und kicherte dabei über irgendetwas, was ihm komisch vorkam. Als er seinen Besucher erkannte, blitzte es in seinen Augen auf, als wäre er etwas nüchterner geworden. »Hey, wir sind cool, stimmt's? Du und ich, wir beide sind cool, stimmt's?«
    Ein dümmliches Lächeln huschte über seine Züge, aber die Frage klang dennoch eher ängstlich.
    »Yeah, Barry, wir sind cool.«
    Seine Erleichterung war unverkennbar. Er breitete die Arme aus, so dass man die mit Farbe verschmierten Handflächen sehen konnte. »Sei lieb zu mir, Baby. Du musst lieb zu mir sein. Ist lange her, wie? Jeepers.«
    Coopers Sprache war ein eigentümliches Gemenge von Idiomen - teils Blumenkind, teils Comicstrip -, und die Tatsache, dass der Amerikaner seit einem Vierteljahrhundert im Ausland gelebt hatte, leistete dazu ihren linguistischen Beitrag.
    »Zu lange«, sagte Janson, »oder vielleicht auch nicht lange genug. Was meinst du?«
    Ihre gemeinsame Vergangenheit war recht kompliziert; keiner der beiden Männer verstand den anderen ganz, aber es reichte für eine gewisse wechselseitige Zuneigung.
    »Ich kann dir Kaffee machen«, meinte Cooper.
    »Kaffee wäre gut.«
    Janson setzte sich auf ein abgewetztes braunes Sofa und sah sich um.
    Nur wenig hatte sich verändert. Cooper war gealtert, aber genau so, wie man das von ihm erwartet hätte. Sein ergrauendes, wirres braunes Haar hatte inzwischen ganz vor dem Grau kapituliert. Krähenfüße drängten sich um seine Augen, und die Linien zwischen seinen Mundwinkeln und seiner Nase sahen jetzt aus wie mit einem scharfen Messer gezogen; es gab senkrechte Falten zwischen seinen Augenbrauen und waagrechte Falten auf seiner Stirn. Aber es war

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