Der Janson-Befehl
Feuerwehrschlauchs zu vergleichen als mit der einer modernen Maschinenpistole.
Was er sah, war alles andere als ermutigend. Die tödliche Brünette war immer noch in Position, und wenn er auch im Augenblick durch Dachtraufen, Vorsprünge und Mauerwerk vor ihr geschützt war, würde sie doch auf jede seiner Bewegungen lauern. Keinesfalls konnte er seine Position verändern, ohne dabei von ihr entdeckt zu werden.
Eine Kugel bohrte sich mit einem dumpfen Knall in den Kamin und splitterte ein Stück des jahrhundertealten Ziegelwerks ab. Janson drehte das periskopähnliche Gerät, um zu sehen, wer den Schuss abgegeben hatte. Ein Dach von ihm entfernt stand ein ehemaliger Kollege von Consular Operations und presste ein M40 an seine Schulter. Er erkannte die breite Nase und die flinken Augen: ein Spezialist aus der alten Schule, Stephen Holmes hieß der Mann.
Janson bewegte sich vorsichtig, arbeitete sich geduckt und für die Scharfschützin unsichtbar hinter einer Ziegelfassade an dem Schieferdach vor ihm empor. Seine nächste Bewegung musste perfekt erfolgen, sonst war er ein toter Mann. Er hielt den Kopf eingezogen, während seine Hände den Lauf des AKS-74 über den Dachfirst hoben. Dann verließ er sich auf sein Erinnerungsvermögen, auf ein flüchtiges Bild im Periskop, als er einen Feuerstoß in Richtung auf den langen Lauf des Scharfschützengewehrs abgab. Ein klirrendes Geräusch -Stahlmantelgeschosse, die einen Schaft aus superhartem Komposit-Kunststoff trafen - verriet ihm, dass er Erfolg gehabt hatte.
Er hob den Kopf über den First und gab einen zweiten, gezielteren Feuerstoß ab: Die Stahlmantelgeschosse schmetterten auf das M40 von Holmes, bis der grünschwarze Schaft auseinander brach.
Holmes war jetzt hilflos, und als seine Augen denen Jansons begegneten, zeigten sie den resignierten, fast müden Blick eines Menschen, der überzeugt war, dass er gleich sterben würde.
Janson schüttelte angewidert den Kopf. Holmes war nicht sein Feind, selbst wenn er das glaubte. Er reckte sich, spähte durch einen schmalen Schlitz in der kunstvoll gestalteten halbkreisförmigen Brüstung, konnte jetzt die brünette Frau schräg gegenüber sehen. Würde sie ihn mit einer ihrer Dubletten erledigen, die ihr Markenzeichen waren? Sie hatte beobachtet, was gerade geschehen war, wusste, dass ihr Kollege außer Gefecht gesetzt war und dass sie jetzt die Verantwortung für ein erweitertes Schussfeld übernehmen musste. Würde sie warten, bis er den Schutz des zweiten Giebels verlassen hatte? Der Schlitz war zu eng und zu tief, als dass er ihm als Schießscharte hätte dienen können. Sie würde warten müssen. Die Zeit war der beste Freund des Scharfschützen - und zugleich sein Todfeind.
Er kniff die Augen zusammen, betrachtete ihr Gesicht. Sie befand sich jetzt nicht mehr in Schussposition - hatte den Griff um ihr Gewehr gelockert und starrte ihren Kollegen an, wirkte verunsichert. Einen Augenblick später sah Janson das Flackern einer Bewegung hinter ihr und dann etwas wesentlich Dramatischeres: Eine Dachtür flog auf, und ein hünenhafter Mann ragte plötzlich hinter der zierlichen Frau auf. Er schmetterte ihr etwas über den Kopf - Janson konnte es nicht genau erkennen; vielleicht den Kolben einer Langwaffe. Die Frau sackte, offenbar bewusstlos, in sich zusammen. Jetzt griff der Hüne nach ihrem Gewehr und gab daraus schnell hintereinander einen, zwei, drei Schüsse nach rechts ab. Der halb erstickte Aufschrei vom Dach nebenan verriet Janson, dass wenigstens einer der Schüsse sein Ziel getroffen hatte: Stephen Holmes.
Janson riskierte einen schnellen Blick und spürte ein Gefühl der Übelkeit in sich aufsteigen; die Schüsse hatten fast beiläufig gewirkt, waren aber gut gezielt gewesen. Die großkalibrigen Kugeln hatten Holmes die Kinnlade weggefetzt. Blut rann ihm in Strömen über die Brust, ein letzter Atemzug quälte sich als ein lautes Gurgeln aus seinen Lungen, halb Husten, halb qualvoller Schrei. Dann taumelte er zu Boden, rutschte das Schieferdach hinunter, bis er gegen die Brüstung prallte und dort liegen blieb. Seine leblosen braunen Augen starrten Janson durch die Balustrade an.
Wenn es dieser Bestätigung noch bedurft hätte, wusste Janson jetzt, dass der Riese kein Retter war. Er gab einen langen Feuerstoß auf den Mann ab, der an der Stelle stand, wo gerade noch die Scharfschützin von Cons Op gestanden hatte zwang ihn damit, sich zumindest für den Augenblick zu ducken -, und arbeitete sich dann
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