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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Vorstellungsvermögen, aber seit einiger Zeit machte nur noch sehr wenig Sinn, was um ihn herum geschah.
    Fest stand lediglich, dass er dieses Haus verlassen musste und dass er die Vordertür nicht benutzen konnte. Er rannte die Treppe hinauf. Die nächste, deutlich schmäler, brachte ihn in den zweiten Stock, wo er sich einer verschlossenen Tür gegenübersah. Reichte die Zeit? Er musste es versuchen. Janson verschaffte sich mit einem kräftigen Tritt Zugang und fand sich in einem Büro.
    Ein Schreibtisch. Ein Beistellschrank und darauf Stapel von Versandkartons des ultrasicheren und ultrateuren Expressdienstes Caslon Couriers. Daneben ein kleiner Akten-Stahl schrank. Ebenfalls abgesperrt, aber leicht aufzubrechen. In dem Schrank eine Sammlung von Berichten über Nicht-Regierungsorganisationen und Leihbüchereien in Slowenien und Rumänien. Und Korrespondenz von UNITECH Ltd., Inhalt allem Anschein nach belanglos. UNITECH: Ja, das hatte etwas zu bedeuten - aber er hatte keine Zeit, darüber nachzudenken. Sein einziges Ziel war zu überleben, und darauf musste sich sein ganzes Denken und Handeln konzentrieren. Bis jetzt hatte ihn der Umweg dreißig Sekunden gekostet; er hastete die zwei noch verbliebenen Treppenabsätze hinauf und kletterte über eine primitive Holzleiter in eine Art Dachboden, unmittelbar unter dem Dach. Dort war es drückend heiß, aber unter den Dachbalken musste es irgendwo eine Öffnung geben, die zu einem vom Giebel verdeckten Teil der Dachkonstruktion führte. Das war seine einzige Chance. Eine Minute später hatte er die Öffnung gefunden und kletterte aufs Dach hinaus. Es war steiler als erwartet, und er klammerte sich an den nahen Kamin, als wäre der ein mächtiger Baum, der ihm im Dschungel Schutz bot. Sein Blick wanderte über die umliegenden Dächer, suchte nach seinen Jägern.
    Auf Dachhöhe würde er für ihre fixierten Positionen außer Schussweite sein.
    Aber nicht für alle.
    Auf einem höheren Dach, schräg rechts von ihm, konnte er die tödliche Brünette aus dem Regent's Park erkennen. Dort hatte sie aus enormer Distanz knapp danebengeschossen. Jetzt war sie dreißig Meter entfernt. Sie konnte ihr Ziel gar nicht verfehlen. Sie hatte schließlich auch genau die groteske Puppe getroffen, die er aus dem toten Wachmann gemacht hatte, denn dass der Diagonalschuss von ihr gekommen war, stand für ihn jetzt außer Zweifel.
    Er drehte den Kopf etwas zur Seite und stellte zu seinem Entsetzen fest, dass auf dem angrenzenden Dach, zehn Meter zu seiner Linken, ein weiterer Schütze postiert war.
    Der Mann hatte das Scharren seiner Füße auf dem Schieferdach gehört und richtete seine Waffe auf ihn.
    Von dem Schützen in Tarnkleidung alarmiert, hob die tödliche Brünette ihr Gewehr mit dem Zielfernrohr. Wieder durchzuckte ihn ein fast lähmender Schmerz von der Prellung an seiner Schläfe.
    Er war eingezwängt zwischen zwei Scharfschützen und verfügte zu seinem Schutz nur über eine Pistole. Er sah, wie die Frau mit zusammengekniffenem Auge durch ihr Zielfernrohr blickte, sah die totale Schwärze der Gewehrmündung. Er starrte seinem eigenen Tod ins Auge.
    Es war ein Schuss, der sein Ziel nicht verfehlen konnte.

20
    Verzweifelt zwang er sich dazu, sich auf das Gesicht seiner Henkerin zu konzentrieren: Er wollte dem Tod ins Antlitz sehen.
    Was er sah, war ein Ausdruck der Verwirrung, als sie die Waffe ein paar Grad nach links schwenkte und abdrückte. Der Scharfschütze auf dem nächsten Dach verkrümmte sich und taumelte dann vom Dach wie ein Wasserspeier, der sich aus seiner Verankerung gelöst hat.
    Was zum Teufel ging hier vor?
    Gleich darauf war das Knattern einer Automatikwaffe zu hören - aber die Schüsse galten nicht ihm, sondern ihr! Ein Stück der kunstvoll geschnitzten Giebelverkleidung, hinter der sie sich postiert hatte, brach ab, hinterließ eine Staubwolke.
    War da etwa jemand dabei, ihn zu retten, ihn vor dem Todeskommando aus dem Regent's Park zu retten?
    Er versuchte sich einen Reim auf die komplizierte Geometrie zu machen. Zwei Teams, wie er vermutet hatte. Eines mit Waffen, wie sie an amerikanische Scharfschützen ausgegeben wurden, das Scharfschützenteam von Consular Operations. Und das andere? Eine zusammengewürfelte Ansammlung von Waffen. Keine Profis. Söldner. Der Kleidung und der Bewaffnung nach zu schließen Osteuropäer.
    In wessen Dienst?
    Der Feind meines Feindes ist mein Freund. Wenn der alte Spruch in diesem Fall stimmte, ermangelte es ihm keineswegs an

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