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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Zornig.«
    Ihre Stimme brach. »Und dann schäme ich mich. Ich komme mir so verdammt blöd vor. Ich fange an, über alles nachzudenken, was ich weiß - was stimmt und was nicht. Können Sie sich vorstellen, wie das ist?«
    »Ja«, antwortete Janson schlicht.
    Sie blieb eine Weile stumm. »Sie sehen mich an, als ob ich ein verwundetes Tier wäre«, meinte sie schließlich.
    »Das sind wir vielleicht beide«, meinte Janson mit sanfter Stimme. »Und es gibt nichts Gefährlicheres.«
    Als sie dann wieder eingeschlafen war, saß Janson unten in dem Raum, den der Besitzer des Hauses, Alasdair Swift, als Arbeitszimmer benutzte. Ein ganzer Stapel Artikel lag vor ihm, den er sich aus den Online-Archiven von Zeitungen und Zeitschriften heruntergeladen hatte. Sie befassten sich mit den vielen Leben von Peter Novak -Hunderte von Berichten über das Leben des großen Philanthropen.
    Janson las wie ein Besessener, suchte nach etwas, von dem er wusste, dass er es wahrscheinlich nicht finden würde; suchte einen Schlüssel, einen Hinweis, irgendetwas beiläufig Erwähntes, das in Wahrheit mehr bedeutete. Etwas, das ihm erklären würde, weshalb man den großen Mann getötet hatte. Etwas, das ihm half, seine Suche etwas einzuengen. Er suchte nach einem Reim - einer Einzelheit, die für die meisten Leute ohne Bedeutung sein würde, in ihm aber etwas anklingen ließ, was sein Unterbewusstsein gespeichert hatte. Wir wissen mehr, als wir wissen, wie Demarest zu sagen pflegte: Unser Bewusstsein speichert die Eindrücke von Fakten, die wir nicht bewusst finden können. Janson war bemüht, sein Unterbewusstsein arbeiten zu lassen, einfach nur aufzunehmen: Er versuchte gar nicht, ein Problem zu lösen, sondern wollte nur alles in sich aufnehmen, was aufzunehmen war, ohne bestimmtes Ziel und ohne Erwartung. Gab es vielleicht eine flüchtige Anspielung auf einen verärgerten Geschäftsrivalen? Auf eine ganz bestimmte, gegen Novak gerichtete Strömung in der internationalen Finanzwelt? Oder vielleicht einen Konflikt, der seine Vorfahren betraf? Oder irgendeinen anderen Feind, an den bisher keiner gedacht hatte? Er hatte keine Ahnung, wonach er suchte, und sich vorzustellen, dass er eine Ahnung hatte, würde ihn nur für das blind machen, was er sehen wollte.
    Novaks Feinde - schmeichelte er sich selbst, indem er das dachte? - waren seine Feinde. Wenn das zutraf, was für Gemeinsamkeiten gab es dann sonst noch zwischen ihnen? Wir wissen mehr, als wir wissen. Und doch hatte Janson, während er unablässig weiterlas und seine Augen allmählich zu brennen begannen, das Gefühl, zunehmend weniger zu wissen. Gelegentlich unterstrich er ein Detail, aber das Verblüffende war, wie wenig sich diese Details voneinander unterschieden. Es gab zahllose Darstellungen erfolgreicher finanzieller Coups von Novak, zahllose Berichte über seine Kindheit im vom Krieg zerrissenen Ungarn, endlose Lobpreisungen seiner humanitären Taten. In der Far Eastern Economic Review las er:
    Im Dezember 1992 gab er ein weiteres ehrgeiziges Programm bekannt, dessen Kern eine Stiftung von hundert Millionen Dollar für die Unterstützung von Wissenschaftlern in der ehemaligen Sowjetunion war. Das Programm sollte dem anhaltenden Brain Drain - der Flucht der Intelligenz aus jenem Land - Einhalt gebieten und zugleich Sowjetwissenschaftler davon abhalten, lukrativere Arbeit in Ländern wie dem Irak, Syrien und Libyen anzunehmen. Ein besseres Beispiel für Novak in Aktion gibt es nicht. Während Europa und die Vereinigten Staaten die Hände rangen und sich fragten, was zu tun sei, um zu verhindern, dass talentierte Wissenschaftler aus der ehemaligen Supermacht abwanderten, hat Novak konkret gehandelt.
    »Mir fällt es, ehrlich gesagt, leichter, Geld zu verdienen, als es auszugeben«, sagt Novak und grinst dabei breit. Er bleibt ein Mann mit schlichtem Geschmack. Jeden Tag beginnt er mit einem spartanischen Frühstück, das nur aus Kascha besteht, und meidet die Luxusressorts und das Luxusleben des plutokratischen Jet Set.
    Selbst Novaks kleine sympathische Exzentrizitäten - so wie sein tägliches Kascha-Frühstück - wiederholten sich in den Artikeln: eine permanente Spur persönlicher »Färbung«, PCB in den ausgewaschenen Flussbetten der Journalisten. Gelegentlich stieß er auf einen Hinweis auf die Untersuchung von Novaks Aktivitäten nach dem »Black Wednesday« Großbritanniens und der Folgerung daraus, wie sie der Leiter von MI6 in dem von Fielding wiederholten Zitat gezogen

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