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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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bereit, um dem Publikum oder qualifizierten Wissenschaftlern Auskunft zu erteilen. Auf einer der Theken stand ein Schild in englischer Sprache mit dem Hinweis auf eine Informationsstelle für Englisch sprechende Besucher. Vor dem angezeigten Schreibtisch gab es eine kurze Schlange, und Jessica sah zu, wie der finster blickende Angestellte dort mit seinen Bittstellern umging. Soweit sie das aus der Ferne feststellen konnte, bestand die von dem Mann erteilte »Information« vorzugsweise in Erklärungen, weshalb die gesuchte Information nicht zur Verfügung stünde.
    »Sie sagen, Ihr Urgroßvater sei im Jahre 1870 in Szekes-fehervar zur Welt gekommen«, sagte er zu einer mit einer karierten Wolljacke bekleideten Engländerin in mittleren Jahren. »Wie schön für ihn. Bedauerlicherweise gab es in Szekesfehervar zu der Zeit über hundertfünfzig Pfarreien. Die Information reicht also nicht aus, um die Eintragung zu finden, die Sie suchen.«
    Die Engländerin seufzte tief und ging weiter.
    Ein kleiner, rundlicher Amerikaner sah sich fast summarisch abgewiesen.
    »Zwischen 1880 und 1890 in Tata geboren«, wiederholte der Angestellte mit reptilhaftem Lächeln. »Sie möchten wohl, dass wir sämtliche Geburtsregister von 1880 bis 1889 durchsuchen?«
    Jetzt ging die Ironie in Ärger über. »Das ist schlicht unmöglich. Es ist einfach unvernünftig, so etwas zu erwarten. Ist Ihnen eigentlich klar, wie viele Kilometer Material wir hier haben? Wir können keine Recherchen anstellen, wenn Sie uns nicht etwas genauere Daten liefern.«
    Als Jessie an der Reihe war, reichte sie dem Mann ein Blatt Papier, auf das sie präzise Namen, Orte und Daten geschrieben hatte. »Sie werden mir jetzt doch hoffentlich nicht sagen, dass es Ihnen schwer fallen wird, diese Unterlagen zu finden, oder?«, fragte Jessie mit einem betörenden Lächeln.
    »Die notwendige Information ist vorhanden«, räumte der Mann ein und studierte das Blatt. »Lassen Sie mich nur kurz telefonieren, um mich zu vergewissern.«
    Er verschwand in einem kleinen Raum hinter seiner Theke und kehrte ein paar Minuten später zurück.
    »Tut mir außerordentlich Leid«, sagte er. »Nicht verfügbar.«
    »Was soll das heißen, nicht verfügbar?«, protestierte Jessie.
    »Bedauerlicherweise gibt es in den Archiven gewisse ... Lücken. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs gab es schwere Verluste - Feuerschäden. Anschließend wurde ein Teil der Sammlungen zu ihrem Schutz in die Krypta der Kathedrale des heiligen Stefan ausgelagert. Man hielt das für einen sicheren Ort, und viele Unterlagen sind jahrzehntelang dort geblieben. Bedauerlicherweise war die Krypta sehr feucht, und ein Großteil der ausgelagerten Akten ist vom Schimmel vernichtet worden. Feuer und Wasser - Gegensätze, und doch beides schreckliche Feinde.«
    Der Mann hob in einer Geste des Bedauerns die Hände. »Diese Unterlagen über Graf Ferenczi-Novak - sie waren leider bei den Unterlagen, die zerstört wurden.«
    Jessie war hartnäckig. »Könnten Sie nicht für alle Fälle noch einmal nachsehen?«
    Sie schrieb eine Handynummer auf das Blatt und unterstrich sie. »Wenn irgendwo etwas auftaucht, wäre ich wirklich dankbar.«
    Wieder ein betörendes Lächeln. »Sehr dankbar.«
    Der Angestellte machte eine leichte Verbeugung, sein frostiges Wesen begann zu schmelzen; ganz offensichtlich war er es nicht gewöhnt, dem Charme einer jungen Dame ausgesetzt zu sein. »Sicherlich. Aber ich mache mir keine großen Hoffnungen, und Sie sollten das auch nicht.«
    Drei Stunden später rief der Angestellte an. Sein Pessimismus, so gestand er Jessie, sei vielleicht voreilig gewesen. Er habe gespürt, dass ihr diese Sache ganz besonders wichtig sei, fügte er hinzu und deshalb habe er sich auch ganz besonders bemüht, um sich zu vergewissern, dass die Unterlagen tatsächlich verloren gegangen seien. Im Hinblick auf den gewaltigen Umfang des Nationalarchivs sei es schließlich unvermeidbar, dass manche Dinge auch falsch abgelegt wurden.
    Jessie hörte sich die langatmigen Erklärungen mit wachsender Erregung an. »Sie wollen sagen, Sie haben die Dokumente gefunden? Wir können sie uns ansehen?«
    »Nun, das gerade nicht«, sagte der Mann. »Es ist äußerst seltsam. Aus irgendeinem Grund hat man die Unterlagen in eine spezielle Abteilung verlagert. Eine Abteilung, die unter Verschluss steht. Ich muss Ihnen leider sagen, dass der Zugang zu diesen Akten streng reglementiert und der Öffentlichkeit nicht erlaubt ist. Man braucht dazu eine

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